Die B8 in Kitzingen bleibt viel befahren

2 Min
Der Computer soll die Verkehrsströme so steuern, dass die Kreuzungen schneller frei werden. Foto: Archiv (K. Brock)
Der Computer soll die Verkehrsströme so steuern, dass die Kreuzungen schneller frei werden.  Foto: Archiv (K. Brock)
 
Lösungsansatz: Schutzstreifen für Radfahrer. In vielen Städten sind sie längst im Gebrauch. In Kitzingen sollen sie jetzt auch eingeführt werden.
Lösungsansatz: Schutzstreifen für Radfahrer. In vielen Städten sind sie längst im Gebrauch. In Kitzingen sollen sie jetzt auch eingeführt werden.
 
Die Haltestelel an der Alten Klinik soll an Bedeutung verlieren. Stattdessen wird die Haltestelle am Rosengarten ausgebaut.
Die Haltestelel an der Alten Klinik soll an Bedeutung verlieren. Stattdessen wird die Haltestelle am Rosengarten ausgebaut.
 

Der Verkehrsentwicklungsplan ist nach drei Jahren abgeschlossen. Jetzt geht es an die Umsetzung.

Die wichtigste Erkenntnis nach intensiver Arbeit: Die B8 in Kitzingen wird eine gut frequentierte Straße bleiben. Und die Arbeit am Verkehrsentwicklungsplan beginnt jetzt erst richtig. Es geht an die Umsetzung.
Dr. Reinhold Baier und seine Mitarbeiter haben in den letzten drei Jahren alle erdenklichen Daten zum Verkehr in Kitzingen gesammelt und analysiert. Ergebnis: Ein 120 Seiten dicker Abschlussbericht, in dem die Ziele und Entwicklungsmöglichkeiten beschrieben werden. Jetzt liegt es am Stadtrat, die Weichen zu stellen und Prioritäten zu setzen. Ein Vorschlag wurde schon am Donnerstagabend abgelehnt: Einen Stadtbus wollen die Stadträte nicht.

Den Rad- und Fußgängerverkehr sollten die Stadträte fördern, ohne dabei die Sicherheit zu vernachlässigen: Ein Spagat, der vor allem entlang der B8 entstehen dürfte. Dr.
Baier schlägt für etliche Kitzinger Straßen so genannte Schutzstreifen vor, auf denen Radfahrer unterwegs sein können. 1,50 Meter breit, direkt am Straßenrand. "In anderen Städten funktioniert das bestens", versicherte er. An Straßen wie der Inneren Sulzfelder oder der Friedrich-Ebert-Straße sollen die Schutzstreifen zunächst einmal getestet werden. Später könnten sie auch entlang der B8 eingesetzt werden. Ein Vorschlag, der im Gremium für Irritation sorgte. Zu gefährlich, warnten etliche Räte.

Überhaupt: Die B8 war wieder einmal ein beherrschendes Thema: Dr. Baier machte den Kitzingern keine Hoffnung, dass sich an der Bedeutung der B8 als Durchgangsstraße etwas ändern wird. 18200 Autos pro Tag ist die durchschnittliche Belastung. "Nur zwölf Prozent sind Durchgangsverkehr", informierte Dr. Baier. Will heißen: Die mit Abstand meisten Fahrer haben Kitzingen als Ziel oder fahren von Kitzingen ab.

Zu relativieren sei auch die Belastung durch den Schwerverkehr. Durchschnittlich 950 Lkw/Tag fahren über die B8 durch Kitzingen, macht sieben Prozent des Gesamtverkehrs. "Die Möglichkeit, den Verkehr aus der B8 rauszudrücken ist fast Null", konstatierte der Verkehrsexperte. "Der Bund wird die B8 in Kitzingen nie für Lkw sperren." Ergo: Die B8 bleibt auch weiterhin Rückgrat des Verkehrs. Dennoch: Der Bau der Nordtangente war sinnvoll und richtig. "Sie nimmt ja die zusätzlichen Verkehre auf. Sonst wäre auf der B8 noch mehr los."

Ansonsten macht das bestehende Straßennetz durchaus Sinn. Selbst bei einem Bevölkerungszuwachs wäre ein weiterer Ausbau nicht nötig. Das Ziel müsse viel mehr lauten, den Verkehr auf wenigen Straßen zu bündeln und den Rest - insbesondere die Innenstadt - zu entlasten. "Die Innenstadt muss einerseits gut erreichbar sein, andererseits eine hohe Aufenthaltsqualität haben", forderte der Ingenieur. Eine Tempo 30-Zone wäre nur eine von mehreren Maßnahmen. Mögliche Umbauten in der Kaiserstraße, am Königsplatz oder am Gustav-Adolf-Platz müssten vom Stadtrat beschlossen werden.

Notwendig sind laut Gutachten allerdings Veränderungen für den ruhenden Verkehr. In den Parkhäusern sind zu viele Plätze fest vermietet. "Die werden tagsüber kaum benutzt", monierte Dr. Baier. Der Bleichwasen sollte kostenpflichtig werden, der Parkplatz am Rot-Weiß-Heim für Pendler hergerichtet werden. Im Mühlberggebiet schlug er gebührenpflichtiges Parken vor. "Anwohner sollten natürlich Ausweise bekommen, um kostenlos parken zu können."

Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank (CSU) hatte nach dem Vortrag bereits seine eigene Prioritätenliste aufgestellt: Reoptimierung der Ampelschaltung entlang der B8, Bau des Zentralen Omnibus-Bahnhofs mit Park&Ride-Anlagen im Bahnhofsbereich sowie die Umgestaltung des Königsplatzes. Der sollte an Aufenthaltsqualität gewinnen und auch für Fußgänger attraktiv werden.

Maßnahmen, die auch für die Mehrheit des Gremiums Sinn ergeben. Der Rückbau der Bushaltestelle am Alten Krankenhaus zugunsten eines Ausbaus am Rosengarten ist für Manfred Marstaller (UsW) außerdem noch wichtig. "Und relativ schnell umsetzbar." Jutta Wallrapp (Freie Wähler-FBW) forderte, dass die Kosten für jede einzelne Maßnahme rechtzeitig bekannt und genau abgewägt werden müsse.

OB Siegfried Müller erinnerte daran, dass der vorgelegte Plan nichts weiter als die Grundlage für ein weiteres Vorgehen sei. Jetzt liege es am Stadtrat Prioritäten zu setzen. "Wir werden den Plan sicher nicht in zwei Jahren abgearbeitet haben."