Rentner hatte Sex mit einer Dreizehnjährigen. Die war allerdings Teil einer Falle, die ihm von seiner selbst gewählten neuen "Familie" gestellt worden war.
In eine Sex-Falle ist ein 61 Jahre alter Rentner in der Neujahrsnacht 2012 daheim im eigenen Schlafzimmer geraten-Der Lockvogel war eine Dreizehnjährige: Das Jugendschöffengericht hat ihn am Freitag wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt.
Darüber, dass die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, konnte sich der Rentner nur kurz freuen, denn danach kam es für ihn noch knüppeldick: "Glauben Sie doch nicht", so der Vorsitzende Richter Peter Wohlfahrt, "dass junge Mädchen aus Liebe zu ihnen in die Kiste steigen. Für die sind Sie ein alter Sack." In seiner Urteilsverkündung sprach Wohlfahrt Klartext: "Schminken Sie sich ab, dass eine 17-Jährige, und deren 13 Jahre alte Schwester sowieso, von Ihnen wirklich was wollte außer Kohle".
Der Rentner war während seines Scheidungsverfahrens, isoliert vom Rest der Familie, in einem Tanzlokal in Bad Mergentheim an Frauen einer ungarischen Sinti-Gruppe mit umfangreichem kriminellem Programm geraten, die "Opfer" suchten. Nach kurzer Zeit fühlte sich der Rentner ohne sonstige soziale Kontakte bereits in die Großfamilie aufgenommen, er sagte zur 61 Jahre alten Chefin "Mama" und sorgte mit seinem Geld und eigener Handarbeit für die sanitäre Grundausstattung in einem Haus in Bad Mergentheim, in dem die Sinti-Gruppe bis dahin ohne fließend Wasser und Toilette gelebt hatte.
Zwei Schwestern im Bett In der Silvesternacht 20012/13 hatte eine 17-Jährige aus der Großfamilie, die der Rentner bereits im Bekanntenkreis als seine neue Lebensgefährtin präsentierte, zum Feiern bei ihm daheim auch eine 13-jährige Schwester mitgebracht. "Relativ klein, aber körperlich sehr weit entwickelt", beschrieb ein Kripo-Beamter gestern das Mädchen vor Gericht.
Eigentlich, so der Angeklagte, habe er im Wohnzimmer schlafen wollen, doch dann habe ihn die Ältere ins Schlafzimmer gerufen, ins Bett gelotst, ihn etwas "bearbeitet" und dann gesagt, er solle sich mal umdrehen. Erst da will er bemerkt haben, dass auch die 13-Jährige im ehemaligen Ehebett lag. Die Kleine sei ganz scharf auf ihn, habe die große Schwester gesagt, sie könne es nur nicht mit Worten rüber bringen, weil sie erst kurz vorher aus Ungarn gekommen war und kaum Deutsch spricht.
Der Spaß war bei Licht vorbei Und dann lief in dem von einer kleinen Nachttischlampe schwach beleuchteten Schlafzimmer das Programm ab, das die Mädels mit der Chefin der Sippe besprochen hatten: Die kleine Schwester sagte zur großen, sie hätte gern mehr Licht beim Sex. Die stand auf, es wurde Licht, aber nur, weil die 17-Jährige den Auftrag hatte, den Sex des Rentners mit der 13-Jährigen zu fotografieren. Als es hell wurde und er das Handy sah, war für den alten Herrn der Spaß vorbei. Er zog seine Jogginghose wieder hoch und legte sich im Wohnzimmer auf die Couch.
Zu der Zeit lief bei der Sinti-Familie in Bad Mergentheim bereits "in anderer Sache" eine Telefonüberwachung. In dem Fall ging es um einen Mord an einem Antiquitätenhändler im Main-Tauberkreis. Daher wurde ein Gespräch der 17-Jährigen mit der Clan-Chefin am Neujahrstag aktenkundig. Da hieß es unter anderem: "Es hat geklappt, aber keine Fotos. Er war nüchtern, er hat keinen Schluck getrunken".
Da war klar, dass der Rentner in eine Falle gelockt worden war und mit Bildern erpresst werden sollte. Ihm sei es, so der Angeklagte, in der Neujahrsnacht so vorgekommen, als habe man ihm etwas in seinen Wodka-Maracuja geschüttet. Beim Spülen habe er jedenfalls im Glas unten Reste von einem Pulver entdeckt.
Kurz vor der Entsorgung? Für den Beischlaf mit der 13- Jährigen, auch wenn es keine Fotobeweise gab, musste der Rentner bei der Groß-Familie aus Ungarn einen Schuldschein über eine Summe von 220 000 Euro unterschreiben. Wenn das Geld nach drei Wochen nicht da sei, gehöre der Sippe die Hälfte von seinem Haus. Überlebt hat der Rentner möglicherweise nur, weil er wegen Sex mit einem Kind festgenommen wurde. Sonst wäre er, so der Vorsitzende Richter, vielleicht ausgenommen worden, bis nichts mehr dagewesen wäre und dann "entsorgt" worden.
Bei der Chefin des Clans handelt es sich um die Frau, die im Dezember 2012 den Auftrag zur Ermordung eines 70 Jahre alten Antiquitätenhändlers in Unterbalbach im Landkreis Main-Tauber erteilt haben soll. Die Täter soll der Rentner, ohne dass er wusste, worum es ging, vom Würzburger Heuchelhof in die Nähe des Tatortes gefahren haben.
Das hat er nach seiner Festnahme auch bei der Polizei angegeben und so zumindest zur beschleunigten Aufklärung des Mordfalles beigetragen. Der Antiquitätenhändler war am 19. Dezember vergangenen Jahres in seinem Wohnhaus erschlagen aufgefunden worden, getötet durch massive, mit einem Beil zugefügte Kopfverletzungen. Die Täter hatten Schmuck und Bargeld mitgenommen und, so die Ermittlungen, bei der Sippen- Chefin abgeliefert.
Dass er auf "junge Dinger" steht, gab der Rentner zu, dass er pädophil sein könnte, bestritt er. Seine Schwäche für eine 17- Jährige aus der Großfamilie habe die Chefin des Clans ausgenutzt. Über Monate hinweg sei der Rentner am laufenden Band "gemolken" worden. Oberstaatsanwalt Thomas Trapp fasste den Ausfall aller Sicherungen beim Angeklagten zusammen: "Der Verstand des Rentners ist wohl in die Hose gerutscht".
Der in die 17-Jährige verknallte, gelernte Universalfräser im Vorruhestand, finanzierte für seine neue "Familie" einen Hauskauf in Ungarn, wurde als er weitere Subventionen ablehnte, zwischendurch mal mit einem Vorschlaghammer bedroht und damit, ihm die Beine zu zertrümmern. Mit Stichverletzungen ("ich hab geblutet wie ein Schwein" ) hat er nach einer anderen "Aussprache" mit neuen Verwandten einen Arzt aufgesucht, aber den Messerstecher nicht angezeigt .
Schmuck war weg Nachdem Mitglieder der Großfamilie unbedingt mal sein Haus sehen wollten, in einer Gemeinde im Landkreis Würzburg, vermisste er anschließend Schmuck im Wert von 6 000 Euro. Massive Geldforderungen sind von der Sippen-Chefin damit begründet worden, dass er ihr ein Geschäft vermasselt habe: Für 50 000 Euro hätte sie ein Mädchen "ohne Erfahrungen" verkaufen können, aber nach Sexkontakten mit dem Rentner sei das Geschäft futsch gewesen. Dafür sollte der finanziell geradestehen.
Bei dem Angeklagten habe ein Therapeut eine Menge aufzuarbeiten, vermutete das Gericht: Da sei das Interesse an jungen Mädchen zu hinterfragen, es gehe aber auch um psychische Folgen der Tat, die deutlich werden, wenn man das Bild des Angeklagten nach seiner Festnahme mit dem Bild während der Verhandlung vergleicht. Aus einem vor Selbstbewusstsein strotzenden Kerl sei ein Häufchen Elend geworden, ein erkennbar gebrochener Mann, der während vier Monaten Untersuchungshaft 30 Kilogramm abgenommen hat. In dieser Zeit hat der Mann keinen Brief bekommen, und keinen nach draußen geschickt. Nach der Rückkehr in die Freiheit werde er vermutlich gleich zwei Mal an den Pranger gestellt, so das Gericht: Weil er was mit einer Dreizehnjährigen hatte und "als Depp", wie man so dumm sein könne, sich so ausnehmen zu lassen.
"Bei Promis, ob italienischer Politiker, Schauspieler, Schlagersänger oder Fußballer, werden junge Gespielinnen von der Öffentlichkeit merkwürdigerweise verständnisvoll tolerier", merkte Richter Wohlfahrt an. "Im richtigen Leben aber nicht." Und das habe der Rentner schon während der Untersuchungshaft erfahren müssen, wo Leute mit solchen Delikten von anderen Inhaftierten ganz unten eingereiht oder ganz ausgegrenzt werden.
Den Sex des Rentners mit einer Dreizehnjährigen hatte ein Mann aus der Sinti-Gruppe telefonisch der Polizei gemeldet. Das Motiv dafür, so ein Ermittler, dürfte Eifersucht gewesen sein. In Mosbach muss der Rentner demnächst als Zeuge antreten, wenn es um den Mord an dem Antiquitätenhändler und zahlreiche weitere Straftaten geht.