Zeiler Erfindergeist seit 1919

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Rudolf Weigmann führt auf einer Messe seinen Schleifstuhl vor. Fotos: Privatarchiv Leisentritt
Rudolf Weigmann führt auf einer Messe seinen Schleifstuhl vor.  Fotos: Privatarchiv Leisentritt
Weigmann entwarf einen Baldachin für Traktoren.
Weigmann entwarf einen Baldachin für Traktoren.
 
Das Zubehör für den Spazierstock-Sitz.
Das Zubehör für den Spazierstock-Sitz.
 
Das Einspurkraftfahrzeug
Das Einspurkraftfahrzeug
 
Rudolf Weigmann
Rudolf Weigmann
 

Rudolf Weigmann aus Zeil hat den Schleifstuhl revolutioniert. Ludwig Leisentritt erzählt aus dem Leben des Erfinders.

In manch einem Leben passiert so viel, dass es für zwei Menschen reichen würde. Rudolf Weigmann aus Zeil, geboren am 7. September 1919, gestorben am 28. Juli 2006, führte solch ein Leben. Er war Soldat, Kriegsgefangener, Ingenieur, Winzer, Sportflieger, Familienvater, Erfinder und Gründer der Firma "Mewez" (Metall Weigmann Zeil).

"Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich auf dem Weg zur Arbeit schon mal gesehen habe, wie die Weigmann-Brüder die ganze Straße belagert haben, um an ihren Erfindungen zu basteln", erinnert sich der Zeiler Heimatforscher Ludwig Leisentritt, der in der gleichen Straße wie die Brüder wohnte.


Ein Mann, unzählige Anekdoten

Ludwig Leisentritt hat sich mit dem Leben von Rudolf Weigmann ausführlich beschäftigt. Weigmann überreichte Leisentritt seine in den 90er-Jahren niedergeschriebenen Erinnerungen unter dem Titel "Von der Schiefertafel bis zum Laptop". Ludwig Leisentritt hält einen Vortrag über Weigmanns Leben (siehe Infobox).

"Seine kurioseste Erfindung ist wohl ein Sitz für den Fußballplatz", erzählt Ludwig Leisentritt. Weigmann hatte nämlich eine Vorrichtung entworfen, die montiert an einem Spazierstock zu einem Sitz ausgeklappt werden konnte (siehe Foto unten links). "Der Spazierstock wurde in die Erde gerammt und der Sitz ausgeklappt", erklärt Leisentritt. So konnte der Fußballplatz-Besucher bequem am Spielfeldrand sitzen.


Einen Ordner voller Patente

Richtig durchgesetzt hat sich der transportable Sitz nicht, doch zeigt er den grenzenlosen Ideenreichtum Weigmanns. Einen ganze Aktenordner voller Patentschriften hat Ludwig Leisentritt im Nachlass Weigmanns gefunden.Der Zeiler war findig, seine Ideen brachten ihm zeitweise Geld ein. So baute er mit einem Freund die ersten Nachkriegsradios, die auf dem Schwarzmarkt viel Geld wert waren. Er entwarf einen wetterfesten Baldachin, mit dem Landwirte Traktoren aufrüsten konnten (Foto: Mitte, rechts). Er entwickelte einen Mehrzweckhandkarren und ließ sich in Deutschland, Frankreich und Italien eine Frostschutzvorrichtung für Rebstöcke patentieren.


Anfrage bei BMW

Korrespondenzen mit den beiden Automobilherstellern BMW und NSU zeigen, dass der ehemalige Flugzeugingenieur Weigmann schon 1950 versuchte, ein überdachtes Einspurkraftfahrzeug (Foto: Mitte, links) an den Mann zu bringen. Möglicherweise war er damit seiner Zeit voraus, denn weder BMW noch NSU zeigten Interesse an der Erfindung. Drei Jahre später aber brachte die Firma Messerschmitt einen Kabinenroller auf den Markt.

Doch wie bei jedem guten Erfinder galt es, endlich den einen Treffer zu landen. Weigmanns Treffer trug den Namen: Einmannschleifstuhl. Das besondere an dem Gerät war, dass der Wasserbehälter zum Befeuchten des Schleifsteines herabsank, sobald man vom Stuhl aufstand. "So wurde verhindert, dass der Schleifstein immer im Wasser stand und sich so einseitig abnutzte", erklärt Leisentritt. Mit dieser Erfindung reiste Weigmann deutschlandweit zu Messen und verkaufte seinen Einmannschleifstuhl. Voller Stolz schreibt er dazu in seinen Erinnerungen: "Schon nach der zweiten oder dritten Vorführung meinte einer der interessierten, sachkundigen Beobachter: 'Warum hat man das nicht schon vor Jahren erfunden?'"