Wird der Haucksee bei Augsfeld gerettet?

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Der Haucksee liegt mitten im Naturschutzgebiet "Mainaue". Foto: Sarah Dann
Der Haucksee liegt mitten im Naturschutzgebiet "Mainaue". Foto: Sarah Dann
Vom Aussichtsturm hat man einen Überblick über das Naturschutzgebiet rund um den Haucksee.Foto: Sarah Dann
Vom Aussichtsturm hat man einen Überblick über das Naturschutzgebiet rund um den Haucksee.Foto: Sarah Dann
 
Das Gebiet ist für seinen großen Fisch- und Vogelvielfalt bekannt.Foto: Sarah Dann
Das Gebiet ist für seinen großen Fisch- und Vogelvielfalt bekannt.Foto: Sarah Dann
 
Die Infotafel zeigt, wie der See angelegt ist. Foto: Sarah Dann
Die Infotafel zeigt, wie der See angelegt ist. Foto: Sarah Dann
 

Vor zehn Tagen ist das Gewässer bei Augsfeld umgekippt. Ein Großteil des Fischbestandes verendete. Nun geht es darum, wie der Große Wörth erhalten werden kann.

"Hex hex" - und alles wird gut. Ganz so einfach wird es für die Betroffenen am Haucksee nicht: "Es gibt keine Zaubermethode", sagt Wolfgang Silkenat, Leiter der Fischereifachberatung im Bezirk Unterfranken. Vielmehr werde in den nächsten Wochen in einer Expertenrunde gegrübelt, wie im Falle des gekippten Haucksees - aber auch im Allgemeinen mit stehenden, älteren Gewässern - Sauerstoffvorsorge geleistet werden kann.

An einem Tisch werden sitzen: Fachleute vom Wasserwirtschaftsamt, Landratsamt (Untere Wasserrechtsbehörde und Untere Naturschutzbehörde), von der Regierung in Würzburg (Obere Naturschutzbehörde), die Vertreter der Fischereifachberatung, die Stadt Haßfurt, die den Haucksee an den Sportanglerverein Haßfurt verpachtet haben.
Zu einer ähnlichen Konstellation kam im Frühjahr, als der Sportanglerverein Haßfurt die Fischereifachberatung über die schlechten Sauerstoffwerte im Haucksee bei Augsfeld informiert habe.

Kalken ist wie Homöopathie

Dass es so schnell gehen würde und das Gewässer noch in diesem Jahr kippen würde, damit habe die Fischereifachberatung nicht gerechnet. Gut zehn Tage ist es her, dass der Sauerstoffgehalt derart in die Tiefe gefallen ist, dass Fischkadaver an der Wasseroberfläche trieben.

"Fischsterben hat es schon immer am Main gegeben", sagt Silkenat. In der Ökologie ist die Rede von Eutrophierung - einem natürlichen Prozess, bei dem sich Nährstoffe auf dem Grund ablagern. Der Haucksee im Life-Natur-Naturschutzgebiet "Mainaue" scheint für die ökologische Schieflage gerade zu prädestiniert gewesen zu sein: Die 14 Hektar große Wasserfläche ist höchstens zwei Meter tief, es gibt keine Quelle, keinen Bach, der den See mit Frischwasser versorgen würde, und viele wohlgenährte Fische bedeuten viel Ausscheidung.

Als in einem ersten Schritt Anfang des Jahres der Seegrund aufgewirbelt wurde, "hat es ziemlich gestunken", erinnert sich Silkenat. Ein Anzeichen für Schwefelwasserstoff. Auch jetzt stinkt es wieder im Naturschutzgebiet - nach totem Fisch. Denn, auch das Kalken im Frühjahr, sprich die Zuführung von Kalziumkarbonat, um den ph-Wert zu heben, konnte das große Fischsterben (insgesamt 2,9 Tonnen) nicht verhindern. "Man muss über lange Zeit kalken", sagt Silkenat wenig überrascht, dass diese Medizin nicht auf Anhieb alle Symptome beheben konnte: "Das ist wie in der Homöopathie: Wir hatten gehofft, dass das sanfte Kalken den Abbau der Faulschicht fördert."

Schuld ist nicht der Mensch

Diese Faulschicht, generell Schlamm, bilde sich am Boden jedes Sees. Wenn die Nächte länger werden, fehle den Pflanzen im Wasser Licht, um Photosyhnthese zu bilden - die Fische im Wasser atmen aber trotzdem weiter. Ein umgekippter See habe nichts mit menschlichem Versagen zu tun, sondern sei ein natürlicher Prozess und im Falle des Haucksees auch den unglücklichen Witterungsbedingungen - "dem warmen Frühjahr" - geschuldet. In einem Teich würde man das Wasser nun ablassen, den Boden über den Winter durchfrieren lassen, diese Vorgehensweise sei bei einem Baggersee so jedoch nicht möglich.

"Der See ist labil", sagt Silkenat, hält aber dennoch an seinem Bestand und einer dringend erforderlichen Regeneration fest: Die Fischereifachberatung werde gemeinsam mit anderen Experten überlegen, wie der Nährstoffeintrag reduziert werden könne, in dem beispielsweise die weit über das Wasser ragenden Geäste abgeschlagen werden. Andere Projekte wie der Einsatz von solarbetrieben Pumpanlagen, wecken in Silkenat große Neugier: "Wir wollen weitermachen." Es geht ihm darum, beim nächsten zu kippen drohenden Baggersee schnell Vorsorge leisten zu können.

Haucksee nie ganz ohne Fische

Im Haucksee stiegen die Sauerstoffwerte bereits wieder an, sodass die noch verbleibenden Fische im See wohl überleben werden. Jetzt überlegen sich die Angler, wie sie den Haucksee künftig bewirtschaften wollen. Morgen Abend ist Ausschussitzung: "Das ist eine Grundsatzentscheidung", sagt Vorsitzender Frank Hofmann des Anglersportvereins Haßfurt: "Aufgeben können wir ihn eigentlich nicht", denn dann hätte der Verein rund 100 Mitglieder zu viel.
"Der Verein bemüht sich wirklich", sagt Silkenat und setzt auf die Gespräche. Denn noch ist weder eine Zauberformel gefunden, noch eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Vorgehensweise.
Wenn sich die herbstlichen Temperaturen durchsetzen, wäre zumindest der Fischbestand in Sicherheit. Und überhaupt, der Haucksee bleibe für ihn mit Sicherheit erhalten, denn "im Hochwassergebiet und durch Vögel mit Fischlaichen an den Füßen wird es immer Fische geben."