Wenn es "pushed" statt blitzt

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Das Smartphone vibriert, eine neue Blitzermeldung wird angezeigt. Foto: Sarah Dann
Das Smartphone vibriert, eine neue Blitzermeldung wird angezeigt. Foto: Sarah Dann
Julian Brehm ist einer der AdministratorenFoto: privat
Julian Brehm ist einer der AdministratorenFoto: privat
 

Am Donnerstag sind die Verkehrshüter mit Messgeräten präsent. Autofahrer sollten aufpassen. Sie könnten auf dem Smartphone "Blitzer Bamberg und Landkreis" nutzen. Die App funktioniert auch in den Haßbergen.

Es ist kurz vor sechs Uhr in der Früh. Julian Brehms Wecker klingelt, weil er gleich arbeiten muss. Dabei hat der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger eigentlich Spätschicht. Unentgeltlich, ehrenamtlich, freiwillig arbeitet er nebenher für den Internetservice "Blitzer Bamberg und Landkreis". Er steht auf, hält seine Kameraausrüstung bereit, denn "gleich geht es los". Die ersten Berufspendler melden nämlich ihre Verkehrsbeobachtungen, und die landen als Push-Nachrichten auf seinem Mobiltelefon. So warnen sich heute die modernen Autofahrer gegenseitig vor Radarfallen und Laserpistole.

Julian Brehm ist einer von neun jungen Menschen, die sich um die App und Facebook-Seite "Blitzer in Bamberg und Landkreis" kümmern. Er organisiert, verwaltet, postet aktuelle Beiträge - und vor allem fährt er mit der Kamera zu den einzelnen Messstellen. Versteckt hinter Mülltonnen, Gebüsch oder Gartenzäunen sind die Blitzgeräte aufgebaut: "Ich fotografiere auch den Anfahrtsweg, damit die Leute möglichst genau wissen, wo sie den Blitzer finden oder eben übersehen würden."

Julian lebt in Rattelsdorf. Zwischen Hofheim und Ebern ist er beruflich unterwegs und kennt sich besonders gut auf den und rund um die Straßen herum aus. "Es sind ja meist die gleichen Stellen, an denen die Polizei Messungen vornimmt", sagt Julian. Für ihn ist es Routine, die Augen nach Messstellen offen zu halten. Er erkennt schnell, ob die Polizei die Geschwindigkeit misst oder den Abstand der Autofahrer kontrolliert. "Manchmal posten wir auch Baustellen oder Unfälle, die außerhalb unserer Region liegen - auf der A 70 oder A 73 - , weil diese dann wichtig für den Pendlerverkehr sind", sagt Julian.

Nicht nur zwei Mal in der Stunde

Angefangen hat alles mit der Facebook-Seite "Blitzer Bamberg und Landkreis", die Teamkollege Fabian Pflefka nach dem Abitur 2011 gegründet hat. Damals kümmerten sich noch vier Leute um die Aktualisierungen im Netz. Bald war klar, dass in den Stoßzeiten mehr Helfer die Seite im Blick haben müssten und das Quartett kümmerte sich um Zuwachs. "Ich bin der Meinung, dass sich Meldungen über Facebook und unsere Smartphone-App schneller verbreiten und besser konsumiert werden können, als Blitzermeldungen im Radio", sagt der 21-Jährige. Während der Verkehrsfunk zur vollen und halben Stunde die Blitzermeldungen an die Autofahrer weitergibt, zählen bei der App die Charakteristika der mobilen Generation: sofort, jederzeit und direkt.


Polizei hat nichts dagegen

Stellvertretender Inspektionsleiter der Polizei Ebern, Siegbert Weinkauf, hat nichts gegen die neue Technik: "Im Radio sind die Meldungen oft veraltet und Blitzer schon lange wieder abgebaut." Letztlich überschneiden sich die Ziele der Blitz-Melder und der Polizei: weniger Raser, weniger Unfälle ... sichere Straßen.

"Wir sind nicht mit jeder Messstelle einverstanden", sagt Julian. Warum zum Beispiel muss denn auf offener, gut einsehbarer Strecke geblitzt werden? Oder kurz vor Ortsende, wo es eigentlich keine Gefahrenzonen gibt? Transparenz ist Julian wichtig: "Wir wollen den Autofahrern zeigen, wie, wann und wo gemessen wird." Denn nicht immer gelten die gleichen Toleranzgrenzen: "Die kommunalen Verkehrsüberwachungen blitzen oft schon ab neun Stundenkilometern über dem Limit - die Polizei ab 13 km/h zu schnell", sagt Julian.

Die Blitzer-Experten wollen keinesfalls gegen die Polizei arbeiten. Ein Beweis: Die Akte von Julian Brehm in Flensburg ist unbefleckt. Er wurde noch nicht einmal geblitzt. "Ich hatte lange auch auf dem Auto noch Werbung für die Seite stehen, da gilt es natürlich gleich doppelt, Vorbildfunktion einzunehmen", sagt der Blitzer-Fotograf.
Für den heutigen Blitzer-Marathon der Polizei sind die Administratoren des mobilen Blitzer-Services auf jeden Fall gerüstet. Mal sehen, wie früh und oft Julians Smartphone anschlägt, wenn die Fahrer verstärkt auf die Blitzkästen achten.