Zum Schutz der Insekten soll die Lichtverschmutzung reduziert werden. Das bedeutet: Nach 23 Uhr wird der Stecker bei der Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden gezogen - dafür leuchten für Mensch und Tier am Himmel wieder mehr Sterne.
Rudel und Eckehard Kiesewetter In Wohnsiedlungen gelingt es kaum, den Nachthimmel ohne künstliche Illuminationen zu betrachten. Um Dunkelheit zu erleben, muss man schon weit in die Natur gehen. "Durch die zunehmende Beleuchtung und Abstrahlung von Licht in die Umwelt, auch im ländlichen Raum, wird der natürliche Rhythmus zwischen Tag und Nacht gestört", sagt Harald Amon vom Bund Naturschutz in Ebern.
Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass das menschliche Hormonsystem auf Lampen- Licht bei Nacht reagiert, die Melatoninproduktion des Körpers wird gedrosselt. Melatonin ist das Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen steuert. Obendrein gelte die Lichtverschmutzung als eine der Ursachen für das Artensterben. Viele Tiere und Pflanzen, so berichtet der Naturschützer, sind nachtaktiv und benötigen die Dunkelheit. Dies gelte nicht nur für Amphibien, Igel, Fuchs und Hase. Auch Fische, Singvögel, nachtaktive Insekten und ganze Ökosysteme sind betroffen.
Insekten und Vögel stark betroffen
Harald Amon, seit rund 35 Jahren Vorsitzender BN-Ortsgruppe in Ebern, nennt zwei Beispiele: Auf Grund der Lichtverschmutzung verlassen Milliarden von Insekten ihren eigentlichen Lebensraum und können dort nicht mehr der Nahrungs- und Partnersuche nachgehen (sogenannter "Staubsaugereffekt"). Die desorientierten Insekten werden zu leichter Beute anderer Tiere oder sterben bei Kollisionen oder durch Erschöpfung. Die so verendeten Insekten fehlen als Nahrung für Vögel, Fledermäuse, Reptilien und Amphibien.
Todesfalle für NachtschwärmerAls zweites Beispiel führt Amon die Vögel an: Beleuchtung beeinträchtigt deren Orientierung. Viele Zugvögel werden nachts von ihren Flugrouten abgelenkt. Anstatt Lichtquellen zu überfliegen, umflattern sie diese oft hilflos, ähnlich wie die Insekten, und können erst nach Abschalten der Lampen weiterfliegen. Auch werden Fledermäuse aus ihren Lebensräumen, den Habitaten, vertrieben. "Nachtschutz ist auch Habitatschutz", sagt Sabine Frank, und: "Habitatschutz muss ganztägiger gedacht werden". Für Deutschlands erste offizielle Nachtschutzbeauftragte steht fest: "Die Naturschutzbemühungen der vergangenen 30 Jahre haben nur die Hälfte der Geschichte erzählt - die Tagesgeschichte".
Frank ist angestellt beim Landratsamt im hessischen Fulda, in ihrer Mission als "Retterin der Nacht" aber überregional unterwegs, um auf die Bedrohung hinzuweisen, so auch bei einem Vortrag im Umweltbildungszentrum in Oberschleichach. Die 48-jährige Sozial- und Kulturwissenschaftlerin setzt sich dafür ein, die Lichtverschmutzung, also die Abstrahlung des Lichtes nach oben, zu reduzieren und die natürliche Nachtlandschaft zu bewahren.
Wie sie berichten Mitglieder des Bund Naturschutz in Ebern, wie schädlich jene Strahler sind, die nachts sehenswerte Gebäude illuminieren. Sie weisen auch auf falsch ausgelegte Straßenbeleuchtung hin, die nicht die Fahrbahn, sondern den Nachthimmel erleuchtet. Und sie machen auf all die Leuchtmittel aufmerksam, die Hausfassaden, Gärten und die Umgebung unnötig ausleuchten.
Moderne Technik sinnvoll nutzen
Der Bund Naturschutz in Ebern hat die Stadtverwaltung angeregt, die eigenen Laternen zu überprüfen, beispielsweise auch bei Bauanfragen, entsprechende Informationen an die Bauwerber weiterzugeben. So könnte man mit dosiert eingesetztem LED-Licht, das gezielt nach unten strahlt, viel Schaden vermeiden.