Reifendiebe kommen glimpflich davon

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Den vollgepackten Anhänger mit dem Diebesgut konnte die Polizei anfang Februar an der B 279 sicherstellen. Jetzt gab es Bewährungsstrafen für die beiden Täter.Polizei Ebern
Den vollgepackten Anhänger mit dem Diebesgut konnte die Polizei anfang Februar an der B 279 sicherstellen. Jetzt gab es  Bewährungsstrafen für die beiden Täter.Polizei Ebern

Das Amtsgericht Bamberg verhängte Bewährungsstrafen gegen zwei Moldawier. Sie hatten in Ebern 68 Räder im Wert von 46 000 Euro gestohlen.

Angeblich kamen sie nach Deutschland, um hier 40 Sätze gebrauchte Reifen zu kaufen. Dann aber brachen zwei Moldawier "zufällig" in Ebern in einen Reifenhandel ein und stahlen 68 ganze Räder samt Felgen. Vor dem Amtsgericht Bamberg erzählten beide eine einzige Räuberpistole von geplatzten Reifendeals, schrottreifen Anhängern, und einem Unfall, der sie so durcheinander gebracht habe, dass sie gar nicht anders konnten, als einzubrechen und aufzuladen.

Es hätte alles ganz schnell gehen können. Die Angeklagten gestehen, man spart sich viele Zeugen, heraus kommt eine Freiheitsstrafe zur Bewährung und das Diebes-Duo verlässt den Gerichtssaal als freie Menschen. Zudem lägen auf einem Treuhandkonto noch 1600 Euro bereit, um den Einbruchschaden auszugleichen. So lautete das Angebot, das Rechtsanwalt Christoph Johannsen (Erlangen) dem gegenübersitzenden Oberstaatsanwalt Matthias Bachmann machte.


Fast fünf Monate in U-Haft

Der für seine harte Linie gegen Täter, die einreisen, um Einbrüche oder Diebstähle im großen Stil zu begehen, bekannte Anklagevertreter lehnte jedoch ab. Er sehe keine besonderen Umstände, die es rechtfertigten, die beiden Angeklagten nicht ins Gefängnis zu schicken. Wo sie in den JVA Kronach und Bamberg seit fast fünf Monaten bereits als Untersuchungs-Häftlinge einsitzen. Er halte eine Haftstrafe von ein bis zwei Jahren für angemessen - ohne Bewährung.

Angesichts der erdrückenden Beweislast kam es dann aber doch zum Geständnis. "Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist," so Oleg J. Schließlich hatte eine Polizeistreife die beiden noch nicht vorbestraften Moldawier Anfang Februar dieses Jahres auf einem Parkplatz an der Bundesstraße 279 in der Nähe des Tatortes aufgestöbert. Dort hatten sie ein Nickerchen gemacht, weil sie von der langen Autofahrt und dem Reifenschleppen in der Nacht ganz erschöpft gewesen seien. Auf ihrem Anhänger lagerte noch die Beute, die sie auf Märkten in ihrem Herkunftsland verkaufen wollten. Außerdem fand sich die Fußspur eines der beiden im Reifenlager in Ebern.

Da die 68 Reifen sichergestellt werden konnten, entstand dem Einbruchsopfer glücklicherweise kein Schaden. Sonst wären nach Rechnung der Staatsanwaltschaft Bamberg rund 46 000 Euro weg gewesen. Weitere zehn Autoreifen hatten nicht mehr auf den vollgepackten Anhänger gepasst und waren vor dem Autohaus liegengeblieben.


Seltsame Geschichte

Der vom Anklagevertreter als "Drahtzieher" bezeichnete 42-jährige Oleg J. (alle Namen geändert) erzählte eine reichlich seltsame Geschichte. Er sei als Autohändler nach Deutschland über Polen und Tschechien eingereist, um hier einen gebrauchten, aus den USA importierten Pkw abzuholen. Dafür hatten er und sein 33-jähriger Fahrer Bolek G., der als "Tourist" bezeichnet wurde, gerade einmal rund 2000 Euro dabei. Und davon wollten sie auch noch 40 Sätze gebrauchter Reifen in Kulmbach und einen Anhänger für 300 Euro in Trebgast erwerben.

Den kauften sie auch, schraubten an das nicht verkehrssichere Gerät ein erfundenes moldawisches Kennzeichen und fuhren los. In der Tasche einen gefälschten Kaufvertrag über 80 Reifen aus Belgien, mit dem sie wohl beim Grenzübertritt die Herkunft der gestohlenen Ware verschleiern wollten. Dann erklärten sie einem skeptischen Amtsrichter Ralf Hofmann, dass man mit gebrauchten Reifen ohne Felgen in Moldawien größeren Gewinn machen könnte, als mit neuwertigen Reifen mit Felgen.


Opfer zufällig ausgewählt

Der Prozess drohte bereits in eine zweite Runde zu gehen. Erst als Amtsrichter Hofmann andeutete, dass eine Bewährungsstrafe in Betracht käme, verzichtete die Verteidigung darauf, weitere Zeugen hören zu wollen, die etwas zu den Einbruchsspuren aussagen sollten. Dabei war ein Kellerfenster aufgehebelt worden, so dass die Scheibe zerbarst. Schließlich bestanden beide Angeklagte darauf, sie hätten den Reifenhändler nicht ausgekundschaftet und gezielt ausgesucht, weil er abgelegen und nicht so gut gesichert gewesen sei. Oleg J. behauptete, man sei auf dem Weg von Kulmbach nach Nürnberg zufällig in Ebern vorbeigekommen und wäre erst bei einer Pinkelpause auf das Autohaus mit Werkstatt aufmerksam geworden. Den Nachweis über den Speicher seines Navigationsgerätes konnte er aber nicht führen, da alle Daten unwiederbringlich gelöscht waren.

Am Ende standen ein Jahr und neun Monate für jeden der beiden Täter, die zur Bewährung ausgesetzt wurden.