Versand-Riese streicht 14.000 Jobs - hat über 100 Standorte in Deutschland

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Der Vormarsch Künstlicher Intelligenz eröffnet Unternehmen neue Wege, Geld zu sparen. Amazon setzt nun in großem Stil den Rotstift bei Bürojobs an.

Der weltweit größte Onlinehändler Amazon reduziert seine Verwaltung um 14.000 Stellen. Das Unternehmen begründete die Jobstreichungen in einer Mitteilung mit organisatorischen Veränderungen in Zeiten der Künstlichen Intelligenz. Die Versandaktivitäten in Deutschland und anderen Ländern dürften nicht von den Kürzungen bei den Bürojobs beeinträchtigt werden.

In welchem Umfang Arbeitsplätze in Deutschland von dem Stellenabbau betroffen sind, war zunächst unklar.

Amazon streicht rund 14.000 Bürojobs - Umbau für KI

Amazon warf selbst die Frage auf, warum man zu Kürzungen greife, während die Geschäfte gut liefen. Man dürfe nicht vergessen, dass die Welt sich schnell verändere, hieß es als Antwort. Der Konzern verwies auf die aktuellen Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz, die schnellere Innovationen ermöglichen. Deshalb müsse man sich als Unternehmen möglichst schlank aufstellen.

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Schon seit Monaten wird darüber diskutiert, ob KI-Software wie ChatGPT oder Claude von dem von Amazon unterstützten Entwickler Anthropic viele Bürojobs überflüssig machen könnte. Denn die Programme können Angaben der Entwicklerfirmen zufolge teilweise eigenständig Wissensaufgaben erledigen und Verwaltungsprozesse automatisieren. Die Entwicklung bekamen bisher unter anderem Beschäftigte in Programmiererjobs zu spüren - denn KI ist gut darin, Software-Code zu schreiben.

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland dürften die Auswirkungen der Jobkürzungen wohl nicht zu spüren bekommen. Zum einen betrifft es nur die Verwaltung, also nicht die Beschäftigten in den riesigen Lagerhallen. Und die Paketzusteller, die die Sendungen zustellen, sind gar nicht direkt beim Unternehmen angestellt, sondern als Subunternehmer tätig - ein Umstand, den die Gewerkschaft Verdi schon seit Jahren kritisiert. Generell ist Verdi schlecht auf Amazon zu sprechen - das Unternehmen lehnt es seit Langem ab, einen Tarifvertrag abzuschließen.

Insgesamt rund 40.000 Jobs in Deutschland

Amazon investiert gleichzeitig deutlich stärker in Deutschland als zuvor, 2024 waren es laut Unternehmensangaben rund 14 Milliarden Euro und damit zwei Milliarden mehr als 2023. Laut Aussage von Deutschlandchef Rocco Bräuniger bei einer Firmenpräsentation im September soll weiter intensiv investiert werden. Damals war von Jobkürzungen noch keine Rede. Die Investitionen fließen größtenteils in eine verbesserte Automatisierung der Logistikprozesse - so werden immer mehr Roboter eingesetzt, die den Menschen Arbeit abnehmen sollen.

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Der US-Konzern beschäftigt in Deutschland über 40.000 Mitarbeiter an mehr als 100 Standorten, darunter Sortier- und Logistikzentren, Verwaltungsbüros in München und Berlin sowie Entwicklungsstandorte - so wird in Aachen daran gearbeitet, dass der Sprachassistent Alexa besser wird und auch deutsche Dialekte gut versteht. Auch Rechenzentren der Cloud-Sparte AWS (Amazon Web Services) sind Teil davon. Erst kürzlich erlangten sie Aufmerksamkeit, als eine AWS-Störung diverse Online-Dienste lahmlegte. Personell ging es zuletzt in Deutschland deutlich nach oben, innerhalb eines Jahres hat das Unternehmen 4000 Arbeitsplätze geschaffen.

Amazon verwies in der Mitteilung darauf, dass gleichzeitig neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen entstehen würden. Die meisten betroffenen Mitarbeiter sollen zudem 90 Tage Zeit bekommen, sich im Unternehmen nach anderen Positionen umzusehen. Unter anderem das Wall Street Journal berichtete unter Berufung auf informierte Personen, von dem Abbau könnten bis zu 30.000 Jobs in mehreren Wellen betroffen sein. Mit dem gleichzeitigen Aufbau in anderen Bereichen könnte das auch zutreffen.

Bundeskartellamt hat Amazon im Auge

Grob gesagt entfallen etwa 60 Prozent des Onlinehandels in Deutschland auf Amazon - dies inklusive des Marktplatzes, bei dem andere kleinere Händler Amazon als Verkaufsplattform nutzen.

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Das Bundeskartellamt verfolgt die Entwicklung von Amazon kritisch und geht gegen das US-Unternehmen vor - die Wettbewerbshüter sehen eine "überragende marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb". Die Bundesbehörde hat Bedenken angemeldet, dass Amazon seine Marktmacht zulasten von Verbrauchern und anderen Händlern ausnutzt. Es laufen zwei Verfahren gegen Amazon. Bei einem geht es um den Vorwurf der Preiskontrolle - dabei wurde Amazon bereits eine Abmahnung zugestellt. Das ist noch eine vorläufige Einschätzung, Amazon hat nun die Möglichkeit zu einer Stellungnahme.

Amazon wird nicht nur als Onlinehändler, sondern auch als Paketdienst immer bedeutender: Bei dem Onlinehändler bestellte Ware wird zwar auch von Logistikern wie DHL zugestellt, zu einem größeren Anteil aber auch von Amazon selbst. Laut Bundesnetzagentur ist Amazon am Paketmarkt bereits die Nummer zwei in Deutschland, zwischen 15 und 25 Prozent der zugestellten Sendungsmengen entfallen auf das US-Unternehmen. DHL hat einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent und damit wesentlich mehr als Hermes, DPD, UPS und GLS, die nur bei fünf bis 15 Prozent liegen.

Dieser Artikel enthält Angebote und wie wir künstliche Intelligenz einsetzen 
Vorschaubild: © Richard Vogel/AP/dpa