Helga Siebert steht für feinsinnigen Wortwitz und durchdachte Unterhaltung. In Zeil fand sie ein begeistertes Publikum. Seit 34 Jahren ist sie Profi.
"Können Sie davon leben?" Wird Helga Siebert oft gefragt. Wer sie am Donnerstagabend in Zeil erlebt hat, der weiß nun, dass sie trotz oberfränkischer Eskapaden eine wahre Hanseatin geblieben ist: "Denn Hanseaten sprechen nie übers Geld."
Diese kleinen "Streifenhörnchen" pflegen die norddeutsche Liebe zu geringelten und (nadel)gestreiften Kleidungsstücken und lassen sich höchstens einmal im Leben - wenn sie nach drei- oder vermalgem Steuerberaterwechsel noch ein Quentchen mehr herausgeholt haben - zu einem "Hossa" mit Schenkelklatscher hinreißen, bevor sie sich umdrehen und flugs wieder in ihr Büro entschwinden.
Jede Pointe sitzt
Mit der Hamburgerin Helga Siebert erlebten die Besucher denn auch eine Kabarettistin, die nicht nur stetig den Wortwitz pflegt und liebt, sondern die sich auch akribisch ihren Texten widmet und sie ausfeilt, bis jede Pointe passt. Ob sie Knef-Schlagertexte umdichtet ("Für mich soll's große Scheine regnen") oder aus Hamburger Telefonbuchnamen eine Spontangeschichte herunterrattert, die Frau ist ein Profi vom Scheitel bis zur Sohle, und: kabarettistischer Hochadel.
Damit das jeder begreift, lässt sich diese Gedankenkünstlerin gerne zu Beginn von einem der anwesenden Herren mit goldenem Geschmeide krönen. Gewandet ist sie eh schon in Hermelin ("der war schon tot, als ich geboren wurde") und schwarzem Abendkleid der (verstorbenen) Tante. - Die Zuhörer erlebten einen köstlichen Abend, zu dem Volkshochschule, Stadtbücherei und Weinhaus Nüsslein eingeladen hatten.