Jeden Ladendieb bei der Polizei melden

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Gefragte Gesprächspartner nach den Vorträgen: Tobias Hümmer von der Berufsgenossenschaft sowie die Polizeibeamten Siegbert Weinkauf und Rainer Leisentritt (von links). Es gab viel zu diskutieren. Foto: Ralf Kestel
Gefragte Gesprächspartner nach den Vorträgen: Tobias Hümmer von der Berufsgenossenschaft sowie die Polizeibeamten Siegbert Weinkauf und Rainer Leisentritt (von links). Es gab viel zu diskutieren. Foto: Ralf Kestel
Über 50 Zuhörer waren in die Frankenstuben gekommen.
Über 50 Zuhörer waren in die Frankenstuben gekommen.
 
Tobias Hümmer bei seinem Film- und Wortvortrag.Foto: Ralf Kestel
Tobias Hümmer bei seinem Film- und Wortvortrag.Foto: Ralf Kestel
 
Zum Dank gab's von TWG-Vorsitzender Christina Seebach-Künzel einen Franken-Secco.
Zum Dank gab's von TWG-Vorsitzender Christina Seebach-Künzel einen Franken-Secco.
 

In Ebern zeigten Vertreter von Berufsgenossenschaft und Polizei Möglichkeiten auf, wie man wachsam, aber auch vorsichtig gegen Langfinger vorgehen sollten.

Manche wissen sich selbst zu helfen: "Wir wickeln um unsere Verpackungen noch Tesafilm." Ein erster Schritt, um Ladendieben das Handwerk zu erschweren. Aber es gibt noch mehr Tipps und Verhaltensregeln, wie bei einem Informationsabend der Tourismus- und Werbegemeinschaft mit Vertretern von Polizei und Berufsgenossenschaft deutlich wurde. Die Schäden solcher Inventurverluste sind immens, wenn leere Verpackungen in den Regalen gefunden werden. Kosmetikartikel, Rasierklingen und Spirituosen sind begehrt. "Meist haben die Leute das notwendige Geld sogar einstecken", weiß ein Polizeibeamter

Sie haben alles richtig gemacht, obwohl zunächst große Aufregung herrschte. "Meine elektrischen Zahnbürsten waren weg, meine Kollegen auch", scherzt die Verkäuferin eines Supermarktes jetzt, viele Wochen nach dem Vorfall. Ein Ladendiebstahl am Samstagnachmittag. Die drei Täter flüchteten zu Fuß, verfolgt vom Marktleiter und weiteren Angestellten, die gehörig Abstand, aber per Handy auch Kontakt hielten - zur Polizei, deren Streife fünf Minuten später eintraf und die Diebe dingfest machte. Ein Paradebeispiel, wie sich das Verkaufspersonal verhalten soll, fand der stellvertretende Inspektionsleiter der Eberner Polizei, Siegbert Weinkauf, bei einem Informationsabend zum Thema "Richtiges Verhalten bei Ladendiebstahl" am Montagabend in den Frankenstuben.

Dass die Veranstaltung der Tourismus- und Werbegemeinschaft (TWG) den Nerv vieler Verkäufer/innen traf, zeigten nicht nur die Zahlen, die Weinkauf präsentierte (deutlich steigende Tendenz bei den angezeigten Fällen), sondern auch die Resonanz mit über 50 Zuhörern, worüber sich TWG-Vorsitzende Christina Seebach-Künzel freute: "Das Thema bewegt." Fachkundige Information gaben neben Weinkauf dessen Kollege Rainer Leisentritt und Tobias Hümmer, bei der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik für Franken zuständig.

Dabei wählten die Referenten unterschiedliche Herangehensweisen: Während die Polizeibeamten die Ermittlung des Täter in den Mittelpunkt stellten, war für den Vertreter der gesetzlichen Unfallversicherung der Eigenschutz wichtig: "Spielen Sie nicht den Helden."

Er kenne Fälle, da dem Personal bei der Verfolgung ein Messer reingerammt wurde. "Wenn ein Ladendiebstahl auffliegt, ist das für alle Beteiligten eine Stress-Situation."

Um solche schon im Vorfeld zu vermeiden, riet er zu Prävention: Begehrte Artikel dort platzieren, wo gute Ausleuchtung und ein offenes Blickfeld bestehen. Überwachungskameras nicht durch Werbung einschränken. Auf verdächtige Personen offen und aufmerksam zugehen.

Zur Frage, wann beim Verdacht auf einen Diebstahl eingegriffen werden darf, stellte PHK Weinkauf klar: " Der Fall liegt vor, wenn eine Ware der Einzugsgewalt des Personals entzogen", also eingesteckt wird. Juristisch eindeutig liege ein Diebstahl vor, wenn jemand den Kassenbereich verlässt, ohne die Ware bezahlt zu haben.

Und dann wird's möglicherweise prekär: Den Täter ansprechen, festhalten, durchsuchen? Was ist erlaubt und ratsam? Auf jeden Fall die Polizei rufen. Darin waren sich alle Referenten einig. Bei einem Gespräch sollten zwei Mitarbeiter dabei sein, empfahl Hümmer. Bei weiblichen Verdächtigen stets eine Frau, "sonst geht's möglicherweise in Richtung sexuelle Belästigung". Auch sollte nicht die zierlichste Dame aus dem Personal gerufen werden.

Etwas resoluter ging da schon der Polizei-Chef vor: "Wir wollen die Täter haben. Auch wenn sie nicht verurteilt werden, hat so ein Gespräch mit einem Staatsanwalt oder einem Richter doch eine erzieherische Wirkung. Also informieren sie uns über jeden Fall."

Wenn größere Werte oder eine besondere Häufigkeit mitspielen, würden Fingerabdrücke von leeren Kartons, Videoaufzeichnungen oder Hausdurchsuchungen ausgewertet, die auch schon zu Serientäter geführt haben, so Weinkauf. "Ein Hinweis einer Eberner Marktleiterin hat unseren Ermittler durch die Kameraüberwachung zehn Fälle in Baunach, Bamberg, Hirschaid und Forchheim klären lassen."

Von Vorteil seien stets konkrete Täterbeschreibungen, Hinweise auf Typ und Farbe eines Fluchtfahrzeuges. "Am besten das Kennzeichen." Entsprechende Vordruck für Zeugennotizen hielt der Genossenschafts-Vertreter bereit.