In Altbauten steckt Substanz für junge Leute

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Blick in sonst verschlossene Hinterhöfe eröffnete der Aktionstag, wie bei beim Anwesen von "Peter Fuchzig". Foto: Ralf Kestel
Blick in sonst verschlossene Hinterhöfe eröffnete der Aktionstag, wie bei beim Anwesen von "Peter Fuchzig". Foto: Ralf Kestel
Es gab viele interessante Motive - wie auch die Baumel-Bank am Marktplatz.
Es gab viele interessante Motive - wie auch die Baumel-Bank am Marktplatz.
 
Was wurde aus der Streitswirtschaft? Ein Haus mit betreutem Wohnen, das die Rummelsberger Diakonie nutzt.
Was wurde aus der Streitswirtschaft? Ein Haus mit betreutem Wohnen, das die Rummelsberger Diakonie nutzt.
 
Bei Franziska und Rolf Lutter in Klein Nürnberg.
Bei Franziska und Rolf Lutter in Klein Nürnberg.
 
Im Eingangsbereich des Zucker-Anwesens am Marktplatz.
Im Eingangsbereich des Zucker-Anwesens am Marktplatz.
 
Die gute Stube der Zuckers.
Die gute Stube der Zuckers.
 
Da gibt's noch einiges zu tun für Stefan Plott: Nicht nur im Hof zwischen Wohnhaus und früherem Stall des einstigen Zucker-Anwesens am Marktplatz, das er künftig rein als Wohnhaus nutzen will.
Da gibt's noch einiges zu tun für Stefan Plott: Nicht nur im Hof zwischen Wohnhaus und früherem Stall des einstigen Zucker-Anwesens am Marktplatz, das er künftig rein als Wohnhaus nutzen will.
 
Elektro-Installation beim Peter Schmidt.
Elektro-Installation beim Peter Schmidt.
 
Das Haus im rückwärtigen Teil, Hausnummer 40a, war am längsten genutzt. Davor die Tankstellen-Schilder.
Das Haus im rückwärtigen Teil, Hausnummer 40a, war am längsten genutzt. Davor die Tankstellen-Schilder.
 
Die Werkstatt vom Peter Fuchzig. Für ein Fahrrad-Museum ein Fundgrube.
Die Werkstatt vom Peter Fuchzig. Für ein Fahrrad-Museum ein Fundgrube.
 
Anton Gerstenkorn in der einstigen Werkstatt des Vorbesitzers "Peter Fuchzich", einem Meister seines Fachs, wo die Zeit stehen geblieben ist, im Gespräch mit Christian Schmidt vom Landesamt für Denkmalpflege. Man beachte: Die Transmissions-Riemen und -Räder an der Decke. Im Hof finden sich noch Schilder der früheren Tankstelle dort. Fotos : Ralf Kestel
Anton Gerstenkorn in der einstigen Werkstatt des Vorbesitzers "Peter Fuchzich", einem Meister seines Fachs, wo die Zeit stehen geblieben ist, im Gespräch mit Christian Schmidt vom Landesamt für Denkmalpflege. Man beachte: Die Transmissions-Riemen und -Räder an der Decke. Im Hof finden sich noch Schilder der früheren Tankstelle dort.  Fotos : Ralf Kestel
 
Da staunten selbst die Experten.
Da staunten selbst die Experten.
 
Eine Steckdose - viele Transmissionsriemen: die Werkstatt.Foto: Ralf Kestel
Eine Steckdose - viele Transmissionsriemen: die Werkstatt.Foto: Ralf Kestel
 
Der Bürgermeisetr bei seinem Vortrag
Der Bürgermeisetr bei seinem Vortrag
 
Bei den Lutters.
Bei den Lutters.
 
 
 
 

In Ebern standen am Samstag die Haustüren von Objekten offen, wo sich Familien bewusst für eine Zukunft in der Heimatstadt entschieden haben.

Erst ging's bürokratisch spröde zu, dann ans Eingemachte und in nett eingerichtete Altbauten. Der Tag der Innen(stadt)entwicklung am Samstag bot viele Einblicke und Hoffnungsschimmer, wie junge Leute Altbauten nach ihren Vorstellungen herrichten (lassen), um sich ein kuscheliges Umfeld zu schaffen.

Sehen so die vermeintliche Landflüchtlinge und der demografische Wandel aus? Eine junge Mutter sitzt in einem etwas versteckten Winkel ihres Hofes und stillt ihr Jüngstes. Die vielen Spielgeräte, die herum stehen, verraten, dass sich in dem renovierten Anwesen schon ältere Geschwister tummeln. Die junge Familie empfängt an diesem Samstag viele Gäste, die sich zu Fuß auf eine Entdeckungsreise durch alte Anwesen in Eberns Innenstadt, die in den zurückliegenden Monaten hergerichtet wurden, begeben hatten.

Erstmals beteiligte sich der Landkreis Haßberge am bundesweiten Aktionstag zur Städtebauförderung. Überraschend viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich in Eberns renovierten Objekten umzuschauen, da Privatleute einen Blick hinter die Kulissen bzw. ins familiäre Umfeld zuließen.


Ideen und Mut geholt

Die einen holten sich Anregungen und Inspiration, andere Mut. Denn: Es waren viele darunter, die Referenten bei der Expertenrunde in der Rathaushalle schon abgeschrieben bzw, verabschiedet hatten - junge Leute.

Um die ihren Heimatorten zu halten, gibt es einige Förderprogramme, hätten sie erfahren, wenn sie an der Auftaktversammlung hätten teilnehmen können, die von der Leader-Arbeitsgruppe und dem städtischen Bauamt organisiert worden war.

So ermutigte stellvertretender Landrat Oskar Ebert (ÜWG) zum Erwerb von historischen Gebäuden, selbst wenn die unter Denkmalschutz stehen sollten, um sie nach modernen Gesichtspunkten umzubauen. "Das ist sicher ein großer Schritt. Bereut hat dies aber noch niemand, der es gewagt hat."

Als gutes Instrument des Staates bezeichnete Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) die Städtebauförderung und führte als Beispiele die Sanierung des Ämtergebäudes, den Bahndammabtrag, das Schumacherhaus, den Grau- und Storchenturm sowie das neue Schilderkonzept in den Altstadt an. "Man sieht, es bewegt sich etwas."


Blick hinter die Haustür

Aber am Samstag ging es mehr um Privatobjekte. Sechs Stück an der Zahl, dazu zwei, wo die Arbeit erst begonnen hat - am Marktplatz direkt gegenüber gelegen. Hennemann: "Es freut mich, dass weitere Häuser verschönert werden." Gleichzeitig bekannte Hennemann aber auch, dass "viele Geschäfte leer stehen", weil es ein Riesenprobleme sei, kleinere Läden in der Innenstadt zu halten.

Ein Instrument zum Gegensteuern bilde das kommunale Förderprogramm, um in einstigen Geschäftshäusern eine Wohnnutzung in modern konzipierten Räumen möglich zu machen, da der Bürgermeister für Ebern gute Entwicklungs-Chancen ausmacht: Durch das Schul- und Freizeitangebot, die hohe Wohnqualität, das ehrenamtliche Engagement.


Wo gibt's Fördergelder?

Wie solche Fördermöglichkeiten aussehen, um beispielsweise durch Gemeinde-Allianzen eine bedarfsgerechte, öffentliche Daseinsvorsorge sicher zu stellen, machten Baurat Alexander Zeller von der Regierung von Unterfranken (Abteilung Städtebauförderung), Wolfgang Fuchs vom Amt für Ernährung, Landwirtschaften und Forsten sowie Christian Schmidt vom Landesamt für Denkmalpflege anhand von Positiv-Beispielen aus Untermerzbach (Bürgerwerkstatt), Untersteinbach (Umnutzung einer ehemaligen Brauerei), Rügheim (Brauhaus mit Gründung eines Brauereivereins), touristische Vermarktung der Bramberger Mühle oder des Brauhauses in Köslau mit Bildern und mehr oder weniger überzeugenden Ausführungen zum Ausdruck. Jeder aus seiner Sichtweise.

So stellte Denkmalpfleger Christian Schmidt Beispiele aus Hassenbach in der Rhön (Kreis Bad Kissingen) vor, wo ein Kaplans- und zwei Forsthäuser vor. "Manch verbotener Abriss sorgte für Lebensqualität bei den neuen Eigentümern."

Die suchen in Ebern auch die jungen Familien, die für sich am Marktplatz Wohnqualität erhoffen und dazu Geld in die Hand genommen haben und darüber hinaus noch mehr Eigenleistungen einbringen dürften.

Fürs Regionalmanagement und den Leader-Koordinator Wolfgang Fuchs, der "Menschen für ihre Region begeistern will, damit sie hier bleiben", sicher ein guter Ansatz. Und: "Dazu braucht es noch Kümmerer - Leute, die helfen, die paar Papiere auszufüllen, um an Zuschüsse zu kommen."

Bei der "Kundschaft" durfte sich Fuchs beim Rundgang am Samstag von den hehren Absichten und den vielen Kosten überzeugen. Die Vorhaben haben bei den Bürokraten Eindruck hinterlassen.

So verblüffte Anton Gerstenkorn mit dem Blick ins Haus von "Peter Fuchzich", einem feudalen Anwesen, mit großen Zimmern und beeindruckenden Stuckdecken, die ihn als Stuckateurmeister besonders gereizt hätten, während seiner Freundin eher der größte zusammenhängende Garten in der Innenstadt oberhalb der Hirtengasse gefalle, so Gerstenkorn.

Vor der Werkstatt des Spezialisten, der "aus allem etwas baute" , finden sich noch Relikte der früheren Tankstelle.