Haßfurter beim Blitzer-Marathon schneller als Eberner

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Die Heubacher Kreuzung gilt als neuralgischer Punkt. Häufig messen die Polizisten hier das Tempo der Fahrzeuge. Foto: Sarah Dann
Die Heubacher Kreuzung gilt als neuralgischer Punkt. Häufig messen die Polizisten hier das Tempo der Fahrzeuge.  Foto: Sarah Dann

Trotz Ankündigung in Zeitung, Radio und Internet: Der Anteil der Schnellfahrer war im Regierungsbezirk Unterfranken etwas höher als 2013. Auch in Ebern und Haßfurt stieg nicht jeder Autofahrer rechtzeitig auf die Bremse.

Zugegeben, soweit ist es noch nicht, dass ein unfreiwilliges Foto, das die Polizei von Verkehrssündern für ihre Akten schießt, einen Schönheitswettbewerb gewinnen müsste. Auch wenn der eine odere andere Schnappschuss mit Sicherheit preisverdächtig ist und für so manchen Gag im Freundeskreis herhalten muss. Im Ernstfall bedeutet so ein Schnappschuss jedoch: Geld, Punkte, vielleicht sogar ein Fahrverbot.

"Da haben wir mal einen vernünftigen Menschen erwischt", stellten die Polizeibeamten Helmut Matz und Albrecht Mauer fest, als sie am 18. September den nächsten Schnellfahrer bei Ebern verwarnten. Ob stationäres Blitzlicht oder Laserpistole im Zivilwagen am Straßenrand, ihre Aktion fand damals im Rahmen des "Verkehrssicherheitsprogramms 2020 Bayern mobil - sicher ans Ziel" statt. "Aber auch in der Schwerpunktwoche danach haben wir verstärkt auf den Landstraßen gemessen", erklärt Polizist Werner Rottmann aus Haßfurt.

HAS rekordverdächtig unterwegs

In die Statistik der Polizei fließen einmal die sogenannten Großgeräte, die stationären Blitzer, und dann noch die Lasermessungen ein. Im Raum Haßfurt fuhren bei der 24-stündigen Aktion insgesamt zehn von 489 Autofahrern zu schnell und wurden verwarnt. Bei den Lasermessungen notierten sich die Beamten 18 Verwarnungen und mussten drei Anzeigen aufnehmen.

Völlig losgelöst von Gefahrenbewusstsein schien ein 19-Jähriger aus dem nahen Landkreis Schweinfurt zu sein, der in Schweinfurt im Stadtbereich mit 123 km/h statt mit 50 km/h an den erstaunten Beamten der Messstelle vorbeiraste. Die Folge werden neben einer Geldbuße von mindestens 480 Euro auch ein dreimonatiges Fahrverbot sein und zwei Punkte in Flensburg sein. Im Raum Haßfurt waren am Blitzer-Marathon-Tag ein Rekord-Sünder bei 136 km/h auf der B 303 (Limit 100) und in der darauf folgenden Kontrollwoche ein Rowdy mit 63 km/h unterwegs - obwohl die Tachonadel höchstens auf die Zahl 30 hätte zeigen sollen.

"Für mich ist das nicht nachvollziehbar", sagt Werner Rottman von der Polizei in Haßfurt. Er wird nicht der einzige gewesen sein, der sich bei der Veröffentlichung der Bilanzen "etwas gewundert" hat. Erklären ließe es sich für ihn jedenfalls nur schwer, warum trotz Ankündigung und öffentlicher Bekanntgabe der Messstellen so viele zu schnell gefahren seien.

Nicht nur in Schweinfurt oder im Raum Haßfurt, auch rund um die Polizeiinspektion Ebern, wo Matz und Mauer am 18. September am Heubacher Kreuz auf der B 279 unterwegs waren, sind trotz offensichtlicher Blitzermeldungen in allen Medien, immer wieder Schnellfahrer erwischt worden: Die Schnapszahl von 111 Stundenkilometern bescherte einem Fahrer auf der B 279 in Richtung Rentweinsdorf die höchste Geldstrafe, inklusive Punkte versteht sich. Obwohl sich Matz und Mauer wunderten, dass überhaupt so viele zu stark aufs Gas gedrückt haben, lagen ihre Lasermessungen mit vier Verwarnungen und sechs Anzeigen am 18. September und zwei Anzeigen beziehungsweise drei Verwarnungen in der Schwerpunktwoche, deutlich unter den Verkehrsverstößen im Nachbargebiet.

Nur bei den stationären Geschwindigkeitskontrollen gaben sich die Messstellen im Landkreis Haßberge nicht viel: Mit zwölf Verwarnungen für Fahrzeuge im Raum Ebern waren es zwar zwei Verwarnungen mehr als im Raum Haßfurt, dafür passierten hier aber auch 695 Fahrzeuge die Kontrollstellen.

Es geht wie so oft nicht ums Geld

Für die Polizei ist die zweite Aktion im Rahmen der bundesweiten Verkehrsaktion geglückt. Wenn die Dienststellen in Ebern und Haßfurt vermelden, dass sie mit den Ergebnissen des Blitzer-Marathons zufrieden sind, bedeutet das nicht, dass sie sich über die vollen Kassen freuen. Zumal Autofahrer, die tief in die Tasche greifen müssen, weil sie das Tempolimit überschritten haben, aber auch Experten und Politiker Zweifel bekunden, weil die Verkehrsaktion personalintensiv und Aktionismus getrieben läuft. Davon möchte Werner Rottmann von der Polizei Haßfurt nichts wissen. Er besuchte erst in der letzten Woche ein Seminar, das sich mit den Zahlen rund um die Einnahmen und Ausgaben der "Blitzer-Kassen" im Freistaat Bayern beschäftigte: "Den Bürgern muss klar sein, dass es nicht ums Abzocken geht, sonst wären die Messstellen im Voraus ja nicht publik."

Wenn es nicht um ein schönes Foto und schon gar nicht um Geld geht - ja, worum, denn dann? - "Der Erziehungseffekt steht im Vordergrund."