24 Künstler machten sich Gedanken rund ums Thema Wasser. Dabei entstanden 36 Werke, die eine Ausstellung in Oberschwappach zeigt. Jetzt wurden die besten Exponate vom Landkreis Haßberge ausgezeichnet und mehrere Preise vergeben.
Der Kunstpreis des Landkreises Haßberge genießt überregionale Aufmerksamkeit. 24 Künstler haben sich mit 36 Werken am aktuellen Wettbewerb beteiligt. "Im Falle des ersten Preises war sich die Jury ziemlich rasch einig: Die komplexe und außergewöhnliche Arbeit von Tommy Petzold mit dem wellenförmigen Bug eines imaginären Schiffes auf seiner Fahrt durch ein Meer aus Notizzetteln mit chemischen Summenformeln hat uns alle in ihren Bann gezogen", betonte Matthias Liebel bei der Übergabe des Kunstpreises 2020 im Schloss Oberschwappach.
Projektleiterin Renate Ortloff von der Kulturstelle des Landkreises Haßberge erinnerte zu Beginn daran, dass der Kunstpreis 2020 zum dritten Mal vergeben wird. Dabei waren einige Hindernisse zu überwinden, wie sie schilderte. Bereits zur Vernissage hatte ein blitzartig einsetzender Schneefall vielen Gästen die Anreise erschwert oder sogar unmöglich gemacht. Und dann habe die Coronakrise die Ausstellungswochen unterbrochen. "Aber allen Widrigkeiten zum Trotz war die Ausstellung , - Lebenselixier im Landkreis Haßberge' sehr erfolgreich."
Der Hausherr, Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus, bestätigte, dass die Corona-Epidemie die Ausstellungswochen stark beeinflusst habe. Er bezeichnete die Kunst als "systemrelevant".
Landrat Wilhelm Schneider gab seiner Freude Ausdruck, die Ausstellung an einem besonderen Ort wie dem ehemaligen Amtssitz der Ebracher Zisterzienser präsentieren zu dürfen. Dies trage zur Strahlkraft und zum Gelingen der Ausstellung bei. Die Preisverleihung fand allerdings nicht wie gewohnt im stilvollen Ambiente des Spiegelsaales statt, sondern coronabedingt unter freiem Himmel im Schlosshof.
"Wasser ( ) ist nicht nur für den Landkreis Haßberge, sondern weltweit von existenzieller Bedeutung. Regionale Ansatzpunkte zur Themenvorgabe bieten die unterschiedlichen Wasserläufe, Auen- und Waldlandschaften. Die Arbeiten sollen das Verhalten der Gesellschaft und den Umgang mit Ressourcen infrage stellen und visionäre Planspiele aufzeigen", zitierte der Landrat die Aufgabenstellung für die Künstler. Durch Verunreinigungen, Alltagsmüll in der Natur, durch Flächenversiegelung sowie durch Verschwendung werde der Kreislauf des Ökosystems ständig geschwächt, und dies galt es laut Landrat in drastisch schöner Form darzustellen.
Gespannt warteten die Künstler und Ehrengäste auf die Übergabe der Preise. Der Kunsthistoriker und Laudator Matthias Liebel präsentierte den Wettbewerbssieger: Tommy Petzold aus Erlangen. Er bekommt den Kunstpreis 2020 für sein Werk "Das Formelmeer der Grundlagenforschung".
"Hier steht der Betrachter vor einem monumentalen Bild auf speziellem Karton von 1,5 Meter Höhe und drei Meter Breite mit einem komplexen, collageartig zusammengestellten Sammelsurium motivischer Versatzstücke, die wie Gedankensplitter szenisch ineinander übergehen. Neben dem Segelmast sprengen, wie aufgepeitschte Wassertropfen, Schmierzettel mit weiteren chemischen Formeln und Berechnungsmodellen in die Höhe", beschrieb Liebel das Siegerwerk. Das Zettelmeer sei in Wirklichkeit ein Formelmeer: der "windgepeitschte Ozean des Wissens. Alles ist in Bewegung, alles ist im Fluss, alles ist gejagt und getrieben von einer geheimnisvollen, stürmischen Macht: der Macht der Forschung und der Wissenschaft." Der Künstler Tommy Petzold aus Erlangen benutze hier das Wasser als Sinnbild, als Metapher für eine Flut von verworrenen Ideen. "Es ist ein Werk, das Rätsel aufgibt, ein Werk, das uns staunen macht, und ein Werk, das uns in seiner gestalterischen wie inhaltlichen Vielseitigkeit dazu einlädt, davor zu verweilen und seine enigmatischen (rätselhaften) Bedeutungszusammenhänge zu ergründen."