Als Clown maskierte Leute erschrecken vorbeigehende Passanten - teilweise sogar mit Waffen. Wie ist die aktuelle Lage im Landkreis Haßberge? (mit Kommentar)
Man ist nachts auf dem Heimweg von Freunden. Zu Fuß geht es allein den altbekannten Weg durch die Dunkelheit. Angst davor hatte man noch nie. Plötzlich springt aus dem Gebüsch ein Clown - komplett maskiert und mit einem Baseballschläger in der Hand. Ein Szenario, bei dem selbst nur die reine Vorstellung absolute Panik hervorruft.
Der zweifelhafte Trend der Grusel-Clowns hat seinen Ursprung in den USA. Bereits seit zwei Jahren registrieren die Behörden dort solche Vorfälle, die im Nachhinein meist als Videos im Internet auftauchen. In Deutschland gibt es längst viele Nachahmer. Auch in der näheren Umgebung zum Landkreis kam es bereits zu Vorfällen. In Aschaffenburg versetzte ein als Clown verkleideter Mann zwei 16-jährige Mädchen in einem Park in Panik. In Bamberg schwang ein Clown einen Baseballschläger und rannte einem 15-jährigen Radfahrer hinterher.
Doch wie sieht es im Landkreis Haßberge aus - gab es schon Angriffe der Grusel-Clowns? "Einen Fall unter Kindern gab es schon. Zwei Kinder hatten eine Maske und sind anderen Kindern hinterhergelaufen", erzählt Siegbert Weinkauf, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Ebern. Aber so extrem, wie es in den Medien teilweise beschrieben wird, sei es in Ebern und Umgebung noch nicht.
Keine Vorfälle bekannt
Für die Kreisstadt gibt Norbert Mohr, Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt, Entwarnung: "Uns sind keine Vorfälle bekannt." Doch das Thema werde auf jeden Fall in der internen Fortbildung thematisiert. "Wir sensibilisieren unsere Mitarbeiter ", meint Mohr.
Und wenn solche Vorfälle auftreten, müsse gehandelt werden. Da sind sich Weinkauf und Mohr einig. "Auf jeden Fall die Polizei verständigen, wenn einem so etwas passiert", meint Siegbert Weinkauf. Jemanden zu erschrecken, sei zwar an sich keine Straftat. Wenn jedoch jemand dabei bedroht oder verletzt wird, erfüllt es einen Straftatbestand.
Die Delikte können von der Beleidigung und Nötigung bis hin zur Körperverletzung reichen. "Eine Gesundheitsgefährdung ist bei solchen Aktionen nicht auszuschließen", meint Weinkauf. Es könne schließlich jemand so erschrecken, dass er Atemnot oder Panikattacken bekommt. Laut Mohr könnte das besonders bei älteren Leuten schnell passieren. "Vor lauter Schreck könnte jemand auch einen Herzinfarkt bekommen. Ich hoffe mal, dass so etwas nicht vorkommt", sagt Weinkauf. Atemnot, Panikattacken, Schlaflosigkeit - in solchen Fällen würde dann wegen Körperverletzung gegen den Grusel-Clown ermittelt werden.
"Wenn jemand nur maskiert herumläuft, ist das keine Straftat", so Mohr.
Für das bevorstehende Halloween am 31. Oktober eine wichtige Erkenntnis: "Es wird niemand bestraft nur weil er ein Clownskostüm an hat", meint Mohr. Doch man halte die Augen offen, dass nicht mehr passiert. In Ebern wird für diese Nacht sogar das Team verstärkt. "Nicht nur uniformiert, sondern auch in zivil", erklärt Siegbert Weinkauf. Bis jetzt habe es im Eberner Bereich noch keine Schwierigkeiten an Halloween gegeben. An Sachbeschädigungen oder Ruhestörungen könne er sich die letzten Jahre nicht erinnern.
Ruhiges Halloween in Haßfurt
Ähnlich gesittet geht es auch in Haßfurt zu. "Die Kinder gehen von Tür zu Tür und fragen nach Süßigkeiten", meint Mohr. Das sei es mit Halloween in Haßfurt aber auch schon gewesen.
Zusätzliches Personal wird für diese Nacht in der Haßfurter Inspektion nicht eingeplant. "Aber wir sensibilisieren unsere Mitarbeiter auf Halloween", meint Mohr.
Meinung: Feiglinge im ClownskostümWas muss in einem Menschen vorgehen, der sich nachts in ein Clownskostüm schmeißt und Passanten erschreckt? Mit Spaß hat das Ganze beim besten Willen nichts mehr zu tun. Schlaflosigkeit, Panikattacken - Folgen, die einen Betroffenen jahrelang begleiten und vielleicht nie mehr loslassen. Und das nur, weil ein Fremder das Erschrecken spaßig findet. Eigentlich ist ein Grusel-Clown nur ein Feigling mit roter Nase und Kostüm, der die Angst von anderen braucht, um sich stark und selbstsicher zu fühlen.