Frischzellenkur für ein Denkmal

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Mathias Höhn kennt jetzt jeden Winkel des Dachstuhls der Georgskirche: Er hat wegen der Lindanbelastung in Schutzbekleidung alles mit seinem Helfer säuberlich abgeblasen und abgewaschen. Fotos: Brigitte Krause
Mathias Höhn kennt jetzt jeden Winkel des Dachstuhls der Georgskirche: Er hat wegen der Lindanbelastung in Schutzbekleidung alles mit seinem Helfer säuberlich abgeblasen und abgewaschen. Fotos: Brigitte Krause
Die Georgskirche im Eltmanner Stadtteil Roßstadt: Ein Steinmetz saniert auch die Giebelfassade. Wenn das Gerüst nun schon mal steht...
Die Georgskirche im Eltmanner Stadtteil Roßstadt: Ein Steinmetz saniert auch die Giebelfassade. Wenn das Gerüst nun schon mal steht...
 
Früher einmal waren alle Fenster in Sankt Georg so ausgestaltet.
Früher einmal waren alle Fenster in Sankt Georg so ausgestaltet.
 
Mesner Albert Schmitt war früher selbst Kirchenmaler. Dass man bei der Innensanierung in den 1990er Jahren die frühere Fassung mit der Originalbemalung erneuert hat, das freut ihn. An der Stelle der Ur-Kreuze an der Wand waren einst Leuchter angebracht, weiß er.
Mesner Albert Schmitt war früher selbst Kirchenmaler. Dass man bei der Innensanierung in den 1990er Jahren die frühere Fassung mit der Originalbemalung erneuert hat, das freut ihn. An der Stelle der Ur-Kreuze an der Wand waren einst Leuchter angebracht, weiß er.
 
Mit liebevollen Details ist die Georgskirche in Roßstadt ausgemalt. Das Barockkirchlein, geweiht 1747, entstand einst im Bistum Würzburg und gehört heute zur katholischen Pfarrei Trunstadt im Erzbistum Bamberg. "Wir sind Grenzgänger" schmunzelt Kirchenpfleger Richard Graser.
Mit liebevollen Details ist die Georgskirche in Roßstadt ausgemalt. Das Barockkirchlein, geweiht 1747, entstand einst im Bistum Würzburg und gehört heute zur katholischen Pfarrei Trunstadt im Erzbistum Bamberg. "Wir sind Grenzgänger" schmunzelt Kirchenpfleger Richard Graser.
 
Historische Spuren hinter dem Altar: Erinnerungstafeln der Renovierer. Darunter ist auch die, die Mesner Albert Schmitt nach der Innenrenovierung 1996 selbst gemalt hat (links unten). Fotos: Brigitte Krause
Historische Spuren hinter dem Altar: Erinnerungstafeln der Renovierer. Darunter ist auch die, die Mesner Albert Schmitt nach der Innenrenovierung 1996 selbst gemalt hat (links unten). Fotos: Brigitte Krause
 
Wandbemalungen, die die Form des Kreuzes aufnehmen: In ihrem Zentrum waren einst Leuchter angebracht, weiß Mesner Albert Schmitt.
Wandbemalungen, die die Form des Kreuzes aufnehmen: In ihrem Zentrum waren einst Leuchter angebracht, weiß Mesner Albert Schmitt.
 

An der Georgskirche im Eltmanner Stadtteil Roßstadt wird das Dach hergerichtet. Dabei gehen die Arbeiter denkmalgerecht vor.

Die Maria, weiß der Mesner Albert Schmitt, ist heute noch da, an der Decke, übermalt mit dem Konterfei des Lanzenträgers. Unsichtbar. Spannend ist in diesen Tagen die aktuelle Sanierung des Daches, denn auch hier geht es im weiteren Sinne um Sichtbarkeit: Als der Barockbaumeister Johann Jakob Michael Küchel - Zeitgenosse von Balthasar Neumann - die Kirche schuf, konstruierte er das Dach mit geschwungenen Übergängen vom Langhaus zum Chor. Die neue Schiefereindeckung wird das besser abbilden, weil die Schieferplatten auf einer Bretterverschalung angebracht werden und der Form besser nachgehen können.
Die Biberschwanzziegel, die ab heute durch die Zimmerer vom Dach genommen werden, wurden der Konstruktion nie ganz gerecht. Der beauftragte Planer Johann Müller erklärt, dass die Ziegeleindeckung eine Schadensursache für Fäulnisbildung im Gebälk war. Die Ziegel liegen auf Latten und stehen, bedingt durch ihre Geometrie, gerade an geschwungenen Stellen etwas hoch, so kommt bei ungünstiger Witterung Feuchtigkeit an das Holz.
In der vergangenen Woche erfolgten die Vorarbeiten an St. Georg. Das Kirchlein hatte bei früheren Restaurierungsmaßnahmen "Drachenatem" abbekommen: Mit Holzschutzmittel agierte man zu Beginn der 1980er Jahre im Dachstuhl. Heute weiß man, dass dieses Lindan krebserregend ist.


In jede Ecke

Mathias Höhn von der Spezialfirma aus Bischberg kroch mit seinem Helfer in jede Ecke und saugte und wusch das Holz ab. Jetzt ist der Boden bereitet für die Zimmerer. Wie er, werden sie in Schutzkleidung arbeiten, wenn sie denkmalgerecht die Balkenkonstruktion ausbessern. Beim Sägen ist der kontaminierte Holzstaub gefährlich. In der Kirche selbst besteht keine Gefahr, denn der Kirchenraum ist durch eine Decke abgeteilt.
Bei den Sanierungsarbeiten werden keine Balken ausgetauscht, das Gebälk wird denkmalgerecht repariert - eine Kunst, die Firma Bauerschmitt aus Dippach schon bewiesen hat, nicht nur in der Lembacher Kirche, sondern auch in der historischen Unterhaider Kelleranlage bei der Überdachung der Kegelbahn.


"Stolz auf unsere Kirche"

Die Roßstadter Kirche ist ein Kleinod, das Kirchenpfleger Richard Graser mindestens genauso ans Herz gewachsen ist, wie Mesner Schmitt: "Wir sind schon stolz auf unsere Kirche", sagt Graser. Ein ganzer Ordner an Unterlagen ist zu dem Sanierungsvorhaben schon zusammengekommen, viel Schreibarbeit hat Graser erledigt, und sicherlich kommt noch manches dazu, bis Dach und Dachreiter mit den drei Glocken wieder ganz hergerichtet sind. Nicht zuletzt dieser kleine "Glockenturm" war ein Grund für die Sanierung: Der Dachreiter bewegte sich. Er wird ebenso stabilisiert wie die Konstruktion des Kreuzes an der Spitze sowie das Läutwerk. Die Schwingungen der Glocken hatten sich übertragen. Johann Müller ergänzt, dass bei der Sanierung die Blitzschutzanlage erneuert wird und - wenn das Gerüst nun schon einmal steht - die Fassade mit dem Fassadengiebel durch den Steinmetz überarbeitet wird.
Das Vorhaben ist auf 210 000 Euro veranschlagt; alles soll bis September 2017 fertig sein. Die Baulast am Glockenturm, in diesem Falle der Dachreiter, trägt die Stadt Eltmann. Zuschüsse kommen auch von kirchlicher Seite. Hintergrund: Die Baulast für den Kirchturm hat in vielen Städten und Gemeinden die Kommune, und das hat historische Wurzeln. Denn ganz profan wurden die Glocken in früheren Jahrhunderten als Gefahrenzeichen für die Menschen genutzt, etwa bei Unwetter oder Feuer.


Weiterer Mosaikstein

Mit dem Kirchenprojekt fügt sich im Eltmanner Stadtteil ein weiterer Mosaikstein in die dörfliche Entwicklung: Ende der 1990er Jahre war die Innensanierung von St. Georg erfolgt, die Mesner Schmitt als früheren Kirchenmaler so freut: Mit frischen Farben wurde die ursprüngliche Bemalung freigelegt und erneuert. 2015 waren die Sandsteinsockel saniert worden.
Bei der Dorferneuerung richteten Stadt und Teilnehmergemeinschaft die Straßen her, im Dorfzentrum entstand ein Brunnen, der im August 2014 geweiht wurde.
Der Blick richtet sich nun auf 2018 oder 2019: Im Grunde fehlt nur noch der Vorplatz der Georgskirche in dem 350-Seelen-Ort, für den die politische Gemeinde übrigens auch eine Erweiterung der Siedlung plant.