Feinkost-Märchen aus 1001er-Nacht endet abrupt

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Nach einem halben Jahr wieder dicht: das Aleppo in der Kapellenstraße.
Nach einem halben Jahr wieder dicht: das Aleppo in der Kapellenstraße.
Einzig der Titel einer Zeitschrift (siehe oben) lässt erahnen, dass das Feinkostgeschäft geschlossen wurde. Fotos: Ralf Kestel
Einzig der Titel einer Zeitschrift (siehe oben) lässt erahnen, dass das Feinkostgeschäft geschlossen wurde. Fotos: Ralf Kestel
 

Im September wurde die Eröffnung des Aleppo mit orientalischen Leckereien als Erfolg für Eberns Altstadt gefeiert. Damit ist es schon wieder vorbei.

Die Schließung erfolgte nicht über Nacht, aber übers Wochenende: Der Feinkost-Laden mit syrischen Spezialitäten in der Kapellenstraße, im September erst eröffnet, wurde von seinem Betreiber kurzfristig geschlossen, das Personal entlassen. Am 1. Mai wurde schon ausgeräumt. Hat Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) die Neueröffnung mehrfach als Zeichen für den Aufschwung in der Innenstadt und die Umkehr des Trends, dass immer mehr Geschäftsinhaber aufgeben, gefeiert, muss der eben erst erstellte Übersichtsplan über die Leerstände im Stadtgebiet wieder um ein Objekt ergänzt werden.


Kein Hinweis auf Schließung

Noch befindet sich im Eingangsbereich eine Aufschrift, die auf die Neueröffnung verweist. Hinweise auf die Schließung suchen die Kunden, die seit Dienstag gegen die verschlossene Tür rennen, vergebens.

Auch für den Biobäcker aus dem Steigerwald, der das Geschäft mit seinen beliebten Waren belieferte, kam "die Entscheidung überraschend, das ist sehr kurzfristig passiert".

Es kamen mehrere Gründe zusammen, die bei Mohamad Jouma, der weitere Geschäfte in Haßfurt und in Bischberg vor den Toren Bambergs betreibt, die Entscheidung reifen ließen, den Laden nach etwas mehr als einem halben Jahr wieder dicht zu machen.

Dazu gehören behördliche Auflagen genauso wie eine Geschäftsentwicklung, die hinter den Erwartungen zurückblieb.

Die aktuellen Forderungen der Lebensüberwacher aus dem Landratsamt nach Küche und Spüle hätten größeren Investitionen notwendig gemacht.

Die Eröffnung in den Räumen des einstigen Schreib- und Spielwaren-Traditionsgeschäftes stand von Anfang unter keinem günstigen Stern: So sorgte der bunte Fassadenanstrich im Ochsenblut-Rot am Altstadtfestmontag schon für Aufsehen.

Der Zweite Bürgermeister Harald Pascher (FDP) erinnert sich noch genau an sein mulmiges Gefühl bei der Eröffnung im September, als er die Glückwünsche der Stadt übermittelte und von einer "Bereicherung des Angebots in Ebern" sprach. Denn: Tags zuvor hatte er einen Bescheid unterschrieben, wonach das Werbeschild wieder abgenommen werden muss, weil es den Vorgaben der Gestaltungssatzung für die Altstadt nicht entspreche - was bis heute nicht geschehen ist.

Das Ende der orientalischen Kostbarkeiten hängt laut dem Inhaber auch mit den fehlenden Parkmöglichkeiten und einem Schwund bei einer seiner Zielgruppen zusammen: Der Syrer hat auf Kundschaft aus Reihen der Flüchtlingsfamilien gesetzt.


Gravierende Mängel

Seitens des Landratsamtes wurde gegenüber unserer Redaktion auf einige Auflagen verwiesen, die schon im Zusammenhang mit der Eröffnung gemacht worden waren.

Denen war der Betreiber bis zu einer Kontrolle im März aber nicht nachgekommen. "Bei einer Routinekontrolle am 15. März wurden neben zahlreichen neuen und alten Mängeln, die bei der Abnahmekontrolle beanstandet worden waren, u. a. ein Schädlingsbefall, Allergen- und Zusatzstoffkennzeichnungsmängel festgestellt. Das mobile Handwaschbecken (akzeptierte Übergangslösung) war zum Zeitpunkt der Kontrolle nicht funktionsbereit (Wasser- und Abwasserbehälter waren leer, trocken). Und dies obwohl im Betrieb u. a. nicht vorverpackte Garnelen, Sardellen, gefüllte Weinblätter etc. angeboten wurden und in einer Fritteuse Falafel frittiert wurde. Außerdem war keine geeignete Möglichkeit zum Spülen von Geschirr im Betrieb vorhanden", heißt es aus dem Landratsamt.

Als Frist, um die nicht unerheblichen baulichen Mängel zu beheben, war von der Lebensmittelüberwachung der 15. Mai festgesetzt worden.

Von einer Schließung des Ladens war bis zur Anfrage unserer Zeitung am gestrigen Donnerstag im Landratsamt in Haßfurt nichts bekannt.