Am Zusammenfluss von Weisach und Baunach lockt seit Mittwoch ein Aussichtsturm ins Wiesenbrüter-Paradies.
Einer der Grundschüler brauchte die Empfehlung des Landrats gar nicht mehr. "Ich war mit meinem Papa schon da. Mit dem Fahrrad." Das Ziel dieses Familienausflugs? Die nagelneue Aussichtsplattform des Naturparkvereins am Zusammenfluss von Weisach und Baunach, inmitten des Wiesenbrüter-Projektes in der artenreichen Au zwischen Kraisdorf und Lohr.
Bei der Eröffnung mit Grundschul- und Kindergartenkindern am Mittwoch warb Landrat Wilhelm Schneider (CSU) als Vorsitzender des Naturparks Haßberge beim Nachwuchs für einen Besuch des Aussichtsturms mit Eltern und Großeltern, wenn "ihr ihnen mal was Schönes zeigen wollt'."
Die 15 000 Euro teure Holzplattform mit Informationstafeln über die vorkommenden, teils seltenen Vogelarten, über die Fische in den Gewässern, die Baunach und den Biber, der in der Nähe einen Bau errichtet hat, der schon an den Holzstoss eines Johannisfeuers erinnert, ist das neueste Leuchtturm-Projekt des Naturparks. Nach den schon bestehenden Anlagen wie das Freizeitareal am Weißfichtensee bei Ebern, Stein-Erlebnispfad auf dem Zeilberg bei Maroldsweisach, den Naturerlebnispfad bei Königsberg, den Sagen- und geologischen Pfad an der Ruine Lichtenstein.
Und weitere Projekte kommen nach der Sitzung im Pfarrweisacher Pfarrheim in diesem Jahr noch hinzu, da Maßnahmen mit einem Kostenvolumen von über 90 000 Euro beschlossen wurden (siehe Übersicht unten).
Viele Projekte in Planung
Den Wildkatzpfad Reutersbrunn bezeichnete Landrat Schneider dabei als "Alleinstellungsmerkmal unter den Naturparken in Bayern, weil es der erste dieser Art ist". Der 1,5 Kilometer lange Themenlehrpfad beginnt am Jugendzeltplatz und führt ins Streitholz des Haßwaldes, wo die seltene Tierart, die in Bayern bis in die 1980er Jahre als ausgestorben galt, nachgewiesen ist. "Jetzt geht man davon aus, dass rund 50 Tiere dort ihren Lebensraum gefunden haben." Ein Schwerpunktvorkommen in Nordbayern.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Ebern sowie den Förstern Wolfgang Gnannt und Eberhard Ponader wolle man auch einen touristischen Impuls setzen. Jürgen Hahn vom Amt für Landwirtschaft und Forsten bestätigte: "Das Projekt hat gedanklich schon feste Fundamente."
Die hat die Aussichtsplattform am Zusammenfluss nach Weisach und Baunach schon länger. Landrat Schneider fand das Projekt bei seiner Erstbesteigung "einfach grandios" - den Blick auf die Au und die renaturierte Baunach - wie bestellt meldete sich auch ein Kuckuck lautstark zurück. "Der Turm ist sehr gelungen, stellt keinen Fremdkörper in der wunderbaren Landschaft dar, bietet ein tolle Aussicht und ist leicht erreichbar." Zusammen mit den Diebskellern und der Ruine Lichtenstein habe
Pfarrweisach touristisch nun wirklich viel zu bieten.
Über Brüter-Idee gebrütet
Bürgermeister Ralf Nowak (ULB) freute sich, dass der Naturparkverein die Idee des Wiesenbrüter-Projektes, das auf eine Initiative von Dr. Michael Groß, der Wildland-Stiftung und dem Bayerischen Jagdverband zurückgehe, aufgegriffen habe. "Für uns Pfarrweisacher war die Baunachaue schon immer ein Naherholungsgebiet, jetzt wird sie das Anlaufziel für Naturfreunde und Wanderer in einer malerischen Landschaft."
Auf einer Gratwanderung fühlte sich Michael Groß, der Vater des Projektes, der auch bei der Standortwahl ein Wort mitsprach. "Der Naturschutz erhält eine größere Öffentlichkeit, weil die Menschen merken, dass es um ihre eigenen Lebensgrundlagen geht. Das macht die Leute neugierig, was wiederum die Triebfeder des Tourismus' ist. Deshalb müssen wir die Besucher hier genau steuern." Der Turm mit den gelungenen Info-Tafeln bilde hierzu ein hervorragendes Instrument.
Weitere Naturpark-Projekt 2017
Ergänzung des Geracher Naturlehrpfades mit interaktiven Elementen 25 000 Euro
Austausch, Erneuerung und Neuaufstellung von 200 Informations-, Panaroma- und Thementafel 21 000.-
Errichtung eines Wildkatzen-Erlebnispfades mit zehn Stationen im Bereich Reutersbrunn/Stadt Ebern 5400
Wander- und Natur-Erlebnispfad im einstigen Bundeswehrübungsplatz von Ebern: 19 200.-
Rastplatz im Bereich Lützelebern/Stadt Ebern 6000.-
Wanderweg-Anbindung von Oberhaid an das Abt-Degen-Weintal 5000.-
Es waren schöne und weniger schöne Bilder, die der Geschäftsführer des Naturparks, Winfried Seufert, und dessen Vorsitzender, Landrat Wilhelm Schneider, bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch im Pfarrheim zeigten. Die schönen finden sich in einer 56-seitigen Image-Broschüre, die mit einer Auflage von 4000 Exemplaren gedruckt wurde und die Schönheiten im Naturpark zeigt - von der Ruine Altenstein über das Geotop Rotenhan bis zur Bettenburg und der Schwedenschanze. Markante Punkte, die mit noch mehr Informationstafel bestückt werden sollen.
Es gab aber auch unangenehme Dinge zu berichten. Immer wieder werden Wegweiser zerstört. So wurde im Bereich Kemmern ein zentraler Wegweiser samt Hinweisschildern gestohlen. Am Rastplatz unterhalb der Ruine Raueneck wurden zwei neue Ruhebänke geklaut. "Die polizeilichen Ermittlungen blieben ohne Erfolg", lautete das Fazit. Dennoch sollen weitere und auch neue Informationstafeln aufgestellt werden. "Manche sind verblichen, ander nicht mehr zeitgemäß oder gar überholt", sagte Schneider.
Viele neue Informationstafeln
Deshalb kommen neue Informationstafeln nach Bramberg (Rentner-Eck, Rastplatz unterhalb der Ruine), nach Eichels-dorf (Steige und Rastplatz unterhalb der Schwedenschanze), Lichtenstein (Ortsmitte und Eingang zur Burgruine), die Birnfeld Höhe (Wanderparkplatz am Bundorfer Forst) sowie die Ortsmitten von Ebelsbach, Ebern, Zeil, Nassach und Birnfeld.
Sieben Thementafeln kommen nach Reckendorf (Erlbrunnen und Kammersteinbrunnen), an die Baunachquelle im Sulzfelder Forst, an den Zusammenfluss von Baunach und Main bei Baunach, an die Diebskeller zwischen Lichtenstein und Altenstein sowie den Sambachshof auf die Aussichtsplattform "Grabfeldblick".
Panoramatafeln geben zusätzliche Informationen an der Burgruine Bramberg sowie dort am Burgen- und Schlösserweg und am Drei-Eichen-Blick bei Stettfeld,
Die neue Naturpark-Broschüre ist kostenlos in der Geschäftsstelle erhältlich.