Leandro Fernandes kam vor fünf Jahren aus Südamerika nach Oberaurach. Inzwischen hat er sich an die Sprache und die Menschen gewöhnt.
Nein, der Winter ist nicht sein Freund, aber dennoch hat sich Leandro Fernandes im Steigerwald sehr gut eingelebt. Seit fünf Jahren lebt und arbeitet der Brasilianer in Unter- und Oberfranken und überall wurde er herzlich aufgenommen. Der Liebe wegen kam er nach Deutschland, konnte anfangs kein Wort Deutsch, jetzt hat der Sportwissenschaftler sogar den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Leandro Fernandes hat seine Frau während deren Urlaub in Brasilien kennengelernt. Es war mehr als der übliche Urlaubsflirt. Erst war sie längere Zeit in Brasilien, dann war er mit einem Touristenvisum drei Monate lang in Deutschland. Als das Töchterchen unterwegs war, war klar, dass Deutschland seine neue Heimat werden würde. Da hatte er schon mit dem Integrationskurs begonnen.
Im April 2014 kam er nach Deutschland, ab September hatte er Arbeit bei einer Zeitarbeitsfirma. "Vormittags bin ich in die Schule gegangen, nachmittags zur Arbeit". In Brasilien hatte Leandro Fernandes Sportwissenschaften studiert, mit dem Bachelor abgeschlossen und als Sportlehrer unterrichtet. Mit den entsprechenden Deutschkenntnissen hätte er auch in Hessen ins Lehramt einsteigen können. "In Bayern ist das aber nicht so einfach", sagt er, und so suchte er nach den ersten Jobs zum reinen Broterwerb intensiv nach Arbeitsmöglichkeiten in seinem Berufsfeld.
Ein Versuch mit Kampfsport, dem brasilianischen Jiu Jutsu, kam hier in Deutschland nicht so gut an. Dann traf er die Leiterin des Trainingszentrums in Trossenfurt und dort fand er seine erste Festanstellung. "Im Kontakt mit den Leuten habe ich auch mein Deutsch sehr verbessert", erzählt er.
Allerdings erlebte er zunächst einen Rückschlag, denn "dieses Fränkisch, das war so ganz anders als die Sprache, die ich in der Schule gelernt hatte". Er grinst breit, denn inzwischen hat er allerhand Dialekt-Worte in seinen Wortschatz integriert. Am einfachsten tat er sich mit der Fachsprache, denn die ist, was die Anatomie betrifft, Latein-basiert und damit international.
Leandro Fernandes lebte bis vor wenigen Wochen in Kirchaich. Mitten in der Kerwa kam er dort an und die Kirchaicher zogen ihn gleich in das Getümmel, das bei der Kirchaicher Kirchweih die Strohbären veranstalten. Das lag ihm sehr, der in Sao Paolo geboren wurde, später in der Großstadt Campinas mit 1,3 Millionen Einwohnern lebte. "Ich bin eigentlich ein Stadtmensch, aber das Landleben hat auch viele Vorteile. Ich habe mein Leben etwas entschleunigt. Wenn ich gestresst bin, gehe ich in den Wald", erzählt er. Nah an der Natur ist er sowieso jeden Tag, denn er hat zwar einen Führerschein, aber kein Auto. "Das ist umweltfreundlicher, man macht gleich seinen Ausdauersport und natürlich ist mein E-Bike auch kostengünstiger als ein Auto", strahlt er. Ob Schnee oder Regen: Leandro Fernandes fährt Fahrrad. Auch zu seinem mittlerweile vierjährigen Töchterchen nach Bamberg.
Er und seine Frau leben getrennt, aber sie sind als Eltern weiterhin ein Team. Familie ist ihm wichtig: die kleine hier in Franken und die Mutter und die beiden Brüder in Brasilien. Alle zwei Jahre fliegt er hin, in den Jahren dazwischen kommt die Mama nach Deutschland. "Und wir skypen natürlich regelmäßig", freut er sich über die Möglichkeiten moderner Technik.