Die unsichtbare zweite Welt

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Stephan van Helden und Johann Zell (rechts) betreuen bei der Firma Uponor in Haßfurt die IT-Infrastruktur. Sie müssen nicht in Serverschränke krabbeln, sie schalten sich mit langem digitalen Arm nach Amerika oder nach China zu den neuen Uponor-Werken auf. Fotos: Brigitte Krause
Stephan van Helden und Johann Zell (rechts) betreuen bei der Firma Uponor in Haßfurt die IT-Infrastruktur. Sie müssen nicht in Serverschränke krabbeln, sie schalten sich mit langem digitalen Arm nach Amerika oder nach China zu den neuen Uponor-Werken auf. Fotos: Brigitte Krause
Michaela Freytag
Michaela Freytag
 
Tobias Herrmann
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WolfgangThein
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Es gibt keinen Frieden. Angriffe der Hacker finden ständig statt, auch im Landkreis Haßberge.

Stephan van Helden und sein Kollege Johann Zell haben einen herrlichen Blick auf Haßfurts Wahrzeichen, die Ritterkapelle. Besuchen sie die Kollegen auf der anderen Seite des Gangs, lockt die Hohe Wann mit sattem Grün. Die Arbeitsplätze gehören sicherlich mit zu den schönsten im Landkreis Haßberge.

Die beiden IT-Spezialisten, auf das Stichwort "Nerds" müssen sie schon selber grinsen, brauchen keineswegs in Keller hinabsteigen und in Serverschränke zu krabbeln, um die Informationstechnik (IT) in ihrem Betrieb Uponor am Laufen zu halten. Nein, das geschieht lässig per Klick vom höchst aufgeräumten Schreibtisch aus. "Das Werk in China hab ich konzipiert, bestellt und eingerichtet von Haßfurt aus", erklärt Stephan van Helden seine Arbeit an der IT-Infrastruktur, das Werk in Rumänien gleichermaßen.


Vom Schreibtisch aus...

Für das neue Werk des Spezialisten für Gebäudetechnik in Amerika überlegt er sich gerade, wie die Infrastruktur aussehen soll, wie vernetzt wird: Funk, Wlan, Server. Viele Punkte, die er von Haßfurt aus erledigen kann. Er schaltet sich auf die Anlagen vor Ort, richtet dort alles so ein, dass die Mitarbeiter an ihren Computern arbeiten können.

Ein paar Türen weiter das telefonlose Zimmer von Tobias Herrmann. Schon seit Jahren nutzt Uponor die Internettelefonie. Bei "Chef" winkt er ab. Der "IT Manager Central Europe" netzwerkt mit zwei weiteren Abteilungen. Die insgesamt etwa 80 bis 90 IT-Leute im Unternehmen teilen sich die Bereiche Südliches Europa/Asien, Nördliche Länder und Nordamerika. "Wir arbeiten länderübergreifend", sagt Herrmann.


Hausaufgaben gemacht

Das erleichtert ihn auch. Vom Angriff durch den Virus Wanna Cry war Uponor nicht betroffen, "wir haben unsere Hausaufgaben gemacht". Für 1400 Anwender sind die zehn Haßfurter und zwölf weitere Mitarbeiter (über Europa und Asien verteilt) verantwortlich, verantwortlich dafür, dass der Laden störungsfrei läuft. Aber: "Sicherheit stört immer", räumt Herrmann lächelnd ein. Jeder Mitarbeiter muss die regelmäßigen Updates auf den Firmen-PC spielen, bevor er an seine Arbeit gehen kann.


Zeitfaktor: Updates

Die Pressesprecherin Michaela Freytag verdreht die Augen, sie bekommt manchmal "auf den letzten Drücker" Textanfragen, dann heißt es erst einmal: Warten. Dass ständige Sicherheitsupdates dringend nötig sind, sieht sie aber natürlich ein, besonders, seit ihr privater Instagram-Account gehackt wurde und sie mitten in der Nacht von 22 bis 3 Uhr morgens ihre Passwörter ändern musste...

Es sind in aller Regel Kriminelle, die Erpressungs-Trojaner (ganz aktuell Petya) schicken und die kostbaren Kundendaten ins Visier nehmen, "die Lage ist unverändert, die Methoden werden ausgefeilter", sagt Herrmann. Das Unternehmen hält sich an das, was Fachstellen wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik empfehlen, die IT-Fachleute im Unternehmen tauschen sich aus, versuchen ständig, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Als mit das Wichtigste sieht es Herrmann an, die Mitarbeiter zu sensibilisieren, wenn sie eine "irgendwie komische Mail" im Posteingang vorfinden.

Jeder sollte ein gesundes Misstrauen und Gespür entwickeln. Und: "Jeder Virenscanner ist besser als keiner." Eine Firewall? "Ist essenziell", das braucht heute jeder Handwerksbetrieb, ebenso wie den regelmäßigen Backup, also die Speicherung aller Daten auf einer Extra-Festplatte.

Für ein börsennotiertes Unternehmen wie Uponor hat Informationstechnologie einen weiteren Aspekt: Wer unternehmensrelevante Informationen besitzt, wird intern auf einer Insider-Registerliste geführt und muss verschlüsseln.


Computer in der kommunalen Infrastruktur

Szenenwechsel: Mittlerweile sind die Wasserversorgungsanlagen im Landkreis hochtechnisiert. Computer steuern Pumpen und Pegelstände. Wolfgang Thein, der Wasserwart des Zweckverbands zur Wasserversorgung der Knetzgau-Sand-Wonfurt-Gruppe, erklärt: "Die Absicherung ist gegeben. Wir sind ähnlich gesichert wie das Online-Banking." Thein und sein Kollege haben eigene Zugangsdaten und Passworte. Die Gesamtanlage ist auf zwei Ebenen gesichert, einmal auf der Systemebene, zum anderen auf der Bedien-Ebene. Wer aus der Automatik heraus etwa Pumpenleistung oder Wasserstände verändern will, der braucht noch dazu das Masterpasswort.


Sicherheitsschlösser

Der digitalen Sicherung folgt außerdem die mechanische: Türen, Brunnen, Pegel, Maschinenhäuser, Verteilanlage, alles ist mit Sicherheitsschlössern gesichert, beschreibt Thein. "Wenn einer einen Schlüssel findet, kann der nicht einfach nachgemacht werden". Die Fenster besitzen Einbruchsmelder, die Räume haben Bewegungsmelder. Die Infrastruktur einer Kommune besitzt einen hohen Sicherheitswert, Thein betont im Blick auf den Landkreis: "Neuere Wasserversorgungsanlagen haben das alle auch."