In Stettfeld ist die Hauptstraße schon eine Weile gesperrt.
Die 21 Bürger wollen sich ab jetzt alle vier Wochen treffen. Als "Bürgerinitiative Stettfelder Bürger" haben sie sich lose formiert, weil der Kanalbau in der Hauptstraße "nicht über unsere Köpfe hinweg" erfolgen soll. "Wir wollen Demokratie." Wie ihr Sprecher Willi Rzepka gestern schriftlich mitteilte, wünscht man mehr Aufklärung zu vier Themenbereichen und ruft dazu auf, sich heute, 19 Uhr, in der Gemeinderatssitzung einzufinden, um "Bürgerinteresse zu zeigen".
Was gibt's Neues an der Baustelle?
Nicht alle Stettfelder sind mit dem Kanalbau unzufrieden, ein Senior läuft mit seinen Stöcken am Dienstag in Richtung Baustelle: Er schaut sich gerne an, was sich hier tut, die "Regierungsgeschäfte" hat er den "Jungen" überlassen, und die haben, meint er, schon vorgesorgt.
Günther Ankenbrand, gebürtiger Zeiler, den es der Liebe wegen vor 50 Jahren nach Stettfeld verschlagen hat, sieht mit Gelassenheit auf die Baustelle vor seiner Haustüre. Er hat in "weiser Voraussicht", sagt er grinsend, damals seinen Hausanschluss nach unten zur anschließenden Gasse verlegt. Hinauf zur Hauptstraße hätte er sonst ein Pumpwerk benötigt. Damals gab's keine Kleinbagger, da erledigte er selbst alles in Handarbeit, erinnert er sich. "Mei Zaun muss halt weg", sagt er, der Gehsteig soll breit genug für zwei Kinderwagen werden.
"Ich hab da kein Problem mit", erklärt Ankenbrands Nachbar gegenüber, Adrian Pflaum, zum Bauprojekt. Als aktiver Gemeinderat kennt er die Vorgeschichte und ist "sehr froh, dass das gemacht wird." Finanziell sieht er auch kein Problem, "wir haben ja gewusst, dass es kommt." Die Absprache mit der Baufirma klappt für ihn als privaten Anlieger, er ist soweit zufrieden. Einzig: "Die Autos fahren da so schnell durch, des staubt wie der Teufel." Man hat halt dauernd den Dreck.
Arbeiter Max Baumbach aus Hundelshausen ist mit Kollege und "Stift" mit einem Hausanschluss beschäftigt. "Früher haben sie halt alles krumm und bucklert neigelegt", flachst er zu den Unterschieden in den Ebenen, "und wir sollen's ausbügeln". Die Drei sehen's gelassen, sie bekommen ihre Aufgabe hin, den Hauskanal an den öffentlichen Kanal anzuschließen.
Gut zehn Meter am Tag
Weiter oben in der Hauptstraße Richtung Dorfsee läuft's mit der Verlegung des 800er-Rohres: 80 Zentimeter Durchmesser hat der Kanal, die Männer "senkeln grad die Richtung ein, dass wir auf den nächsten Schacht kommen", erklärt Baggerfahrer Alfons Wolf aus Haßfurt. Roland Heusinger aus Unterhohenried steht in der Baugrube und hält das Lot, hier ist es bis zu dreieinhalb Meter tief, ein Stück weit ist die Stettfelder Hauptstraße auch auf Fels gebaut. Dennoch: Man kommt pro Tag etwa zehn Meter weit.
So friedlich es auf der sonnigen Hauptstraße am Dienstagvormittag wirkt, so zerklüftet wirken die Gräben in der Einwohnerschaft. Bürgermeister Alfons Hartlieb meint schon, dass sich der Rechtlerstreit (Gemeinde und Holzrechtler sind wegen des Gemeindewalds unterschiedlicher Meinung) auch auf den Kanalbau in der Hauptstraße auswirkt. "Macht zwar keinen Sinn, aber es ist so."
Der richtige Zeitpunkt war einfach da
Der Bürgermeister sieht die Gemeinde wegen des Kanalbaus in Zugzwang. Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt hatten wegen des hohen Fremdwasseranteils im Zufluss zur Kläranlage Druck gemacht. "Eine Drei-Millionen-Euro-Baustelle anzugehen, ist sicherlich nicht einfach, es war aber an der Zeit", unterstreicht Hartlieb. Mit Gesprächen und Verhandlungen hat man jahrelang beim Wasserwirtschaftsamt einiges an Zeit herausgehandelt.
Es war klar, das erklärte Hartlieb seinen Worten nach auch in jeder früheren Bürgerversammlung, dass in dem Moment, in dem das staatliche Bauamt die Baulast für die Straße übernimmt, Stettfeld mit Kanal- (und Wasserleitungsbau) mitzieht. Das kristallisierte sich Ende 2015 heraus, der richtige Moment war da.