Die Angst vor Wasser und der Fremde genommen

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Nach 15 Wochen können sie alle schwimmen: Der TV Ebern organisierte einen Kurs für Asylbewerber aus dem Raum Ebern. Klaus Hanke, Stefanie Waiblinger und Wolfgang Weiß führten die Übungen vor und lernten selbst fürs Leben. Foto: Ralf Kestel
Nach 15 Wochen können sie alle schwimmen: Der TV Ebern organisierte einen Kurs für Asylbewerber aus dem Raum Ebern. Klaus Hanke, Stefanie Waiblinger und Wolfgang Weiß führten die Übungen vor und lernten selbst fürs Leben. Foto: Ralf Kestel
Seitens der TV-Führung gab's von Barbara Gemeinhardt ein Präsent für Klaus Hanke und Stefanie Waiblinger (von rechts).
Seitens der TV-Führung gab's von Barbara Gemeinhardt ein Präsent für Klaus Hanke und Stefanie Waiblinger (von rechts).
 
Seit die Angst vorm Wasser genommen wurde, haben die junge wie ältere Asylbewerber viel Freude am Herumplanschen.
Seit die Angst vorm Wasser genommen wurde, haben die junge wie ältere Asylbewerber viel Freude am Herumplanschen.
 
 

Der TV Ebern organisierte einen Schwimmkurs für Asylbewerber aus Syrien, Ukraine und Afghanistan

Bademeister Klaus Hanke weiß zumindest von einem, der traumatisches Erinnerungen mit dem Element Wasser verbindet. Er flüchtete als einer von vielen Tausenden Boatpeople übers Mittelmeer nach Europa. "Zwei Jahre lang war er unterwegs gewesen und auch in einem gekenterten Boot gesessen", hat er Hanke erzählt. "Die anderen reden nicht gerne über die Umstände ihrer Flucht", wissen Hanke und Barbara Gemeinhardt als Vertreterin des Asylhelferkreises.

Die zum Teil schlimmen bis gefährlichen Erfahrungen im Freibad, als Asylbewerber im Vorjahr ohne lange zu fackeln ins tiefe Becken sprangen, ohne schwimmen zu können, brachten das Schwimmbad-Team ins Grübeln.

"Wir haben die freilich rausgeholt und ins Kinderbecken geschickt, aber bei Hochbetrieb sorgte dies für Verdruss bei allen Beteiligten", erzählt Hanke und hat darüber auch in Kreisen der TV-Schwimmabteilung diskutiert. "Also, wollten wir was machen", war Barbara Gemeinhardt, in Personalunion Mitglied im Asylhelferkreis und im TV-Vorstand, überzeugt: einen Schwimmkurs anbieten.

Da dies im Freibad sowie Schwierigkeiten aufgeworfen hätte, bot sich das neue Hallenbad an. "Die Stadt und Bürgermeister Hennemann zeigten sich sofort unbürokratisch und kooperativ."

So kamen zwei Kurse zusammen, die 15 Wochen lang am frühen Sonntagvormittag angeboten wurden. Über 20 Kinder und Erwachsene im Alter zwischen fünf und 45 Jahren aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Kaserne sowie umliegenden Quartieren nahmen regelmäßig teil.

Als ehrenamtliche Betreuer halfen Wolfgang Weiß und Stefanie Waiblinger, die an der Aktion genauso Gefallen fanden wie Hanke, der sogar von "Erfüllung" spricht.


Spaß bei allen Beteiligten

"Es hat von Anfang großen Spaß gemacht, weil es sich um totale Nichtschwimmer handelte und alle wahnsinnig aufnahmefähig waren. Die trainierten ohne Unterlass", so der Bademeister.

Zwar hat das Wasser sprichwörtlich Balken, aber Sprachbarrieren gab es keine. "Das funktionierte mit Händen und Füßen, in Deutsch und in Englisch, auch halfen einige als Dolmetcher." Syrer waren dabei, Afghanen und Ukrainer.


Abzeichen geschafft

"Zuerst haben wir ihnen die Angst vorm Wasser genommen, aber schnell ging es mit Schwimmübungen los." Jetzt haben 21 die Anforderungen für das Seepferdchen geschafft, drei gar das Jugendschwimmerabzeichen bekommen. "Das entlastet nun auch das Nichtschwimmerbecken im Freibad wieder."

"Der Kurs war ein voller Erfolg", meint Barbara Gemeinhardt, die unterstreicht, dass alle Asylbewerber auch die übliche Teilnehmergebühr bezahlen mussten. Deswegen sprangen auch einige der 60 Interessenten, die Franz-Josef Zeheter vor dem Startsprung abgefragt hatte, wieder ab. Unterstützung gewährte dann noch die Sparkasse.

Die anfänglichen Unsicherheiten bei allen Beteiligten legten sich schnell. "Mit den Erwachsenen war es etwas schwieriger", so Hanke, auch mit "meinen zwei Prinzessinnen", gemeint zwei Mädchen.
Aber mittlerweile planschen Jung und Alt zusammen in der Doppelstunde. "Und was die an Fotos machen und nach Hause schicken", staunen die Ausbilder.

Hanke und Gemeinhardt zeigen dafür Verständnis. "Das ist doch die einzige Verbindung, die sie noch haben." Hanke weiß von einem Flüchtlinge, dessen Familienmitglieder in der Türkei, andere in Griechenland sitzen.


Verständnis erlangt

Und er kennt auch die Lebensgeschichte von Mustafa. "Kein Mensch verlässt freiwillig zusammen mit drei Kindern seine Heimat."
Im Herbst plant der TV Ebern erneut einen Schwimmkurs. "Ich bin dann wieder dabei", verspricht Klaus - mit der Erfahrung und Erbauung. "Es war für uns alle Neuland. Aber jetzt wissen wir, wie wir es anpacken. Ich wäre froh, wenn wieder ein Kurs zu Stande käme - mit solch dankbaren Schützlingen."