Ein 33-Jähriger kam bei einem Drogenprozess am Amtsgericht Haßfurt mit einer Bewährungsstrafe davon.
Durch die vertraulichen Hinweise eines Informanten kam die Polizei einem Drogenproduzenten und -dealer im Haßbergekreis auf die Schliche. Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Ermittler eine Marihuana-Plantage, knapp ein Pfund frisches und getrocknetes "Gras" und durch die Handyauswertung die Spuren zu drei Abnehmern. Der 33-Jährige mit gärtnerischem Talent wurde am gestrigen Mittwoch vom Schöffengericht am Amtsgericht Haßfurt wegen unerlaubten Anbaus und Handeltreibens in nicht geringer Menge zu einer auf Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt.
Die Durchsuchung erfolgte am 21. April letzten Jahres in einer Gemeinde im Maintal. Das Bild, das sich den Polizisten bot, vermittelte einen professionellen Eindruck.
Vier halbhohe Pflanzen zwischen 60 und 120 Zentimetern Höhe wurden in einem selbstgebauten Schrank vorgezogen, und vier andere Pflanzen mit einer stattlichen Größe von rund eineinhalb Metern standen in einem Aufzuchtzelt. Mit Düngung, künstlicher Belüftung und Licht hatte der "Gärtner" für optimale Wachstumsbedingungen gesorgt.
Der Tipp, der zu dem Beschuldigten führte, kam von einer sogenannten "Vertrauensperson" der Polizei. Wer dies im vorliegenden Fall war, wurde nicht gesagt.
Im Vorfeld, als der Angeklagte bereits ins Visier der Drogenfahnder geraten war, erkundigten die Polizisten sich bei dem örtlichen Stromversorger. Demnach lag der jährliche Stromverbrauch des Verdächtigen bei über 8000 Kilowattstunden; ein normaler Ein-Personen-Haushalt kommt mit 2200 Kilowattstunden zurecht.
Die Erntemenge, die man in der Wohnung fand, betrug genau 497,93 Gramm und lag damit bei einer "nicht geringen Menge an Betäubungsmitteln", was zu einer höheren Strafe führt.
Eigengebrauch und für Freunde
Zum Motiv führte der geständige Mann aus, dass er sich seinen Eigenkonsum kostengünstig erwirtschaften wollte. Demnach habe er etwa die Hälfte des Ernteguts an eine Handvoll guter Freunde abgegeben und mit dem Erlös seine Unkosten wie beispielsweise die hohe Stromrechnung gedeckt. Die Polizeiaktion habe ihn aber wie ein Schlag aus heiterem Himmel getroffen, seitdem habe er mit dem Rauschgift Schluss gemacht.
Dass dem tatsächlich so sei, bewiesen die beiden seit Herbst letzten Jahres durchgeführten Urinproben mit negativem Ergebnis, ergänzte seine Verteidigerin Kerstin Rieger.
Bei den Angaben zu seinen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen erfuhr man, dass der gelernte Handwerker zwischenzeitlich in den Raum Schweinfurt gezogen ist. In dem Mehrfamilienhaus, in dem er vorher lebte, hätten die anderen Mieter ihn seit dem Vorfall "immer komisch angeguckt", beschrieb er die missliche Situation. Von daher habe er einen Schlussstrich gezogen.
Auflagen
Dass der nicht vorbestrafte Angeklagte wirklich die Kurve gekriegt hat, nahm ihm auch der Staatsanwalt Ralf Hofmann ab, der in seinem Plädoyer eine Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren beantragte. Das (bereits rechtskräftige) Urteil des Schöffengerichts enthält weitere Auflagen: Der Verurteilte muss eine Geldbuße von 1200 Euro an den Caritasverband Haßberge zahlen und anhand von regelmäßigen Urinuntersuchungen nachweisen, dass er "sauber" ist.