Ab Herbst schöpft der Bibliothekenverbund Haßberge-Moewe nicht nur aus dem Sammelsurium der einzelnen Medienbestände der Büchereien im Landkreis Haßberge, sondern auch aus der Vielzahl von Veranstaltungen - 15 noch in diesem Jahr.
Die ersten Kastanien kullern über den Asphalt vor der Stadtbibliothek in Zeil, drinnen ist der Tisch mit selbstgebackenem Apfelkuchen, der einen Hauch von Zimt versprüht, und orange-roten Mini-Kürbissen gedeckt: Alle Zeichen stehen auf Herbst - und damit auch auf: "Literatur und Sprache", einer Veranstaltungsreihe der Moewe-Bibliotheken (Medien öffnen Welten) im Landkreis Haßberge.
Die Büchereien Ebern, Haßfurt, Knetzgau, Untermerzbach und Zeil haben sich mit anderen Kulturstätten wie der Volkshochschule (VHS) Haßberge, dem Kulturamt Haßfurt und dem Umweltbildungszentrum in Oberschleichach zusammengetan, um in diesem Herbst gemeinsam und überregional noch mehr Programm auf die Beine zu stellen. Beziehungsweise: Es geht vor allem darum, das vorhandene Angebot aus dem Landkreis Haßberge zu bündeln und den Interessierten in einem Gesamtpaket vorzulegen.
Von drei bis 99 Dieses Gesamtpaket liegt seit heute druckfrisch in den einzelnen Bibliotheken aus, zählt 19 Seiten und bietet 15 Veranstaltungen in den nächsten zwei Monaten. Los geht es am Sonntag, 28. September, mit einer herbstlichen Apfelweg-Wanderung in Untermerzbach und endet - genau zwei Monate später, am ersten Adventswochenende - mit einer "Mordslesung zu Weihnachten" mit der fränkischen Krimiautorin Friederike Schmöe in Ebern.
Annelie Ebert, BIZ-Leiterin in Haßfurt, findet das "Paket an Veranstaltungen - das, was alles in zwei Monaten läuft - erstaunlich". Dabei müsse sich der Moewe-Verbund keinesfalls verstecken: "Wir können nicht nur auf der Bastelschiene, sondern würden damit auch in der Großstadt ankommen", sagt Ebert.
Puppentheater, Poetry-Slam, Kabarett - oder auch: Von drei bis 99 Jahre. Der Zusammensetzung des Publikums seien kaum Grenzen gesetzt: "Es kommen Leute in die Bibliotheken, die sonst nicht kommen würden", sagt Andrea Bols aus Ebern. Der Kooperationspartner der VHS, der einzige männliche Vertreter in der Kaffee-Kuchen-Vorstellungsrunde, Bernhard Schurig, schätzt die Symbiose: "Das Publikum der VHS und der Büchereien deckt sich eigentlich ganz gut, aber bei diesen Events kann man immer noch einen Teil abgreifen, der von der einen zur anderen Organisation kommt."
Den Weg in die Bücherei fänden die Bürger immer noch zuhauf: "Das Buch stirbt nicht aus", sagt Ebert. "Wir sind keine verstaubte Institution. Es gibt Technik, die sich verändert, aber die Menschen nutzen beides: Blätter-Bücher und E-Books." Wichtig - und die Verantwortung von Bund, Kommunen und Familien - sei, "Bildung zu transportieren", sagt Ebert.
Und dabei sollen Migranten, sozial schwächere Familien, Gebildete, Alt und Jung abgeholt werden: "Man muss bei der Leseförderung anfangen und alle Altersklassen abdecken", sagt Schurig. Für ihn ist auch der Besuch eines Theaterstückes ein Beitrag zur Leseförderung: "Man muss nicht immer gleich als erstes ein Buch in der Hand halten", sagt er.
Das Buch stirbt nicht aus Dem Konsumenten von "Literatur und Sprache" sei es vielmehr selbst überlassen, wie er sich mit der Kulturwelt auseinandersetzt: "Wir sind nicht nur ,Bibliothek'. Wir müssen uns auch nach außen positiv darstellen, weisen die Bürger auf etwas Besonderes hin, wir füllen den Raum einer Bücherei mit Leben", sagt Ebert.
Poetry-Slam oder Schreibwerkstätten seien Beispiele dafür, wie sich Menschen direkt am Kulturschaffen mit einbringen können. Und dabei sei Literatur keinesfalls etwas "Hochgestochenes, nichts Schöngeistiges". Um die 15 Veranstaltungen der Moewe-Bibliotheken in den Haßbergen genießen zu können, müsse keiner Goethes Faust rezipieren können. Die Menschen sollen in die regionalen Kulturstätten gelockt werden und den Reiz des gemütlich und bedachtvollen, durch die Bücherei Schlendern erfahren - gerade dann, wenn draußen mit Äpfeln, Blättern und Kastanien auch die Temperaturen fallen.
Knapp zwei Wochen vor dem Auftakt der ersten offiziellen Kooperations-Veranstaltungsreihe am Sonntag, 28. September, schlummern in der Stadtbibliothek nicht nur die Geschichten hinter den aneinandergereihten Buchrücken in den Regalen, sondern auch die Vorfreude der Organisatoren auf die kommenden Wochen.
Literatur, Sprache und Essen Einen Anreiz zum Schluss gibt es auch noch: Bei der einen oder anderen Veranstaltung soll nicht nur "Literatur und Sprache", sondern auch Kulinarisches geboten werden, ungefähr so: Von der Apfelwanderung mit Apfelwein bis zur Weihnachtslesung mit Glühwein und Plätzchen.