Um ein Haar hätte der zugkräftige Burgen- und Schlösserwander weg in den Haßbergen seinen besonderen Qualitätsstatus verloren.
Neulich in den Haßbergen: Eine Gruppe von Wanderern aus Fürth kommt um kurz vor 14 Uhr in eine Gaststätte und fragt, ob es noch etwas zu essen gäbe? Sie müssen hungrig weiterziehen. Der Wirt verweist höflich, aber bestimmt auf die nahende Mittagspause und weist die 13 Kost- und Fußgänger ab. Kein Einzelfall.
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) hat bei der Naturversammlung im Pfarrweisacher Pfarrsaal am Mittwoch im Zusammenhang mit der Zertifizierung des Burgen- und Schlösserwanderweges als Qualitätswanderstrecke auf Defizite im gastronomischen Bereich hingewiesen, wie sich im Rahmen des dritten Zertifizierungsverfahren zur Verlängerung des Qualitätssiegels gezeigt habe. "Das ist leider überall ein Manko", weiß er aus Gesprächen mit seinem Stellvertreter und Nachbar-Landrat Thomas Habermann (CSU) aus Bad Neustadt.
"Wir sind beim erneuten Zertifizierungsverfahren gerade noch einmal mit einem blauen Augen davongekommen und haben für die nächsten drei Jahre auf jeden Fall wieder einen Premium-Wanderweg", sagte ein erleichterter Naturpark-Vorsitzender, der aber mahnte, in den Bemühungen nicht nachzulassen. Als positiv wertete er dabei schon die Bestrebung im Bereich der Marktgemeinde Maroldsweisach, dort einen Camping- und Wohnmobilstellplatz anzulegen, womit der Bestand der Gaststätte "Wildspitz" in Gückelhirn gesichert würde.
Doch Schneiders Appell bezog sich nicht nur auf die Gastronomie. Ein noch wichtigeres Kriterium für das Qualitätssiegel ist der Anteil an naturnahen Wege, der bei 35 Prozent liegen muss. "Unser Problem ist, dass immer mehr Strecken ohne unser Wissen und Zutun ausgebaut werden, auch wenn es aus anderen Sichtweisen durchaus vernünftig sein kann, wie etwa bei einer Flurbereinigungsmaßnahmen."
Bei einer Gesamtlänge von 200 Kilometern sei es nicht ganz einfach, den Überblick zu bewahren. "Da muss man erst einmal wissen, was überhaupt alles geplant wird." Auch dürfe der Anteil von Beton- oder Asphaltstrecken nur bei 20 Prozent liegen. In den letzten Jahren sei man durch den Ausbau verschiedener Wegstrecke in einen Gefahrenbereich gekommen.
Deshalb trug Schneider seinem Geschäftsführer Winfried Seufert auf, auf alle Gemeinden und Bauträger einzuwirken, dass die Teile des Wanderweges, die ihr Gebiet betreffen nicht einfach und ohne Rücksprache auszubauen. "Die meisten wissen bestimmt nicht, welche Probleme daraus erwachsen können und den Qualitätswanderweg wollen doch alle bestimmt erhalten." Geschäftsführer Seufert weiß aus den Gesprächen mit den Vertretern des Zertifizierungs-Kommission, dass "wir knapp am Limit liegen" beim Anteil mit naturnahen Wegen. "Da machen 300 Meter schon etwas aus."
Auch lasse sich beim Ausbau eines Weges nicht einfach ein Trampelpfad an der Seite als Ersatz ausweisen. "Das zieht einen Rattenschwanz an Arbeiten nach sich - bei der Beschilderung, beim Kartenmaterial, bei den GPS-Daten."