Am Wochenende ist der Augsfelder Haucksee gekippt. Wenig überraschend für die ortsansässigen Angler, die schon länger schlechte Sauerstoffwerte hinnehmen mussten. Wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie früher Vorsorge geleistet.
Wenn es am ersten Tag nach den Sommerferien in der fränkischen Heimat so riecht, wie am Fischmarkt in Hamburg - nur noch stechender -, dann ist etwas verkehrt. Von heute auf morgen ist der Haucksee im Life-Natur-Gebiet "Mainaue" umgekippt. "Am Donnerstag waren die Messwerte noch in Ordnung", erinnert sich eine Sportanglerin. Einen Tag später trieben die ersten Fischleichen an der Wasseroberfläche. Doch wirklich überraschend kommt dieses Dilemma für die Haßfurter Sportangler nicht.
"Seit ungefähr zehn Jahren müssen wir beobachten, wie die Werte immer kritischer werden", sagt Frank Hofmann, Vorsitzender des Sportanglervereins Haßfurt. Gründe könnte man mehrere finden. Am plausibelsten: Faulschlamm. Organische Ablagerungen, die sich in einem ganz natürlichen Prozess über Jahre hinweg auf dem Seeboden sammeln, unter anderem dadurch, dass Fische, Zugvögel und Enten ihr Geschäft darin verrichten. Algen sterben ab oder können nicht mehr ausreichend Sauerstoff bilden.
Nicht mehr viel Zeit Auch am Tag fünf nach dem Zusammenbruch der Wasserwerte hoffen die Sportangler, dass nicht alle Fische sterben: 14 Hektar Wasserfläche, voll mit Zandern, Welsen, Hechten, Aalen... - "alles querbeet eben", sagt Hofmann. Mit Keschern und ihren Anglerhosen stehen die Freiwilligen im Haucksee und fischen ab, was geht: "Auch die lebendigen Fische", sagt die Anglerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, und erklärt, dass die Überlebenden auf die umliegenden Gewässer verteilt werden können, da es sich bei dem Sauerstoffmangel nicht um eine Krankheit handelt. Nicht zuletzt müssen die Haßfurter Sportangler alles tun, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Den Fischbestand im Haucksee haben sie gehegt und gepflegt. Ebenso wie den in ihren anderen fünf Seen in der Umgebung - Buchensee, Alter Main, Katzensee, Mooswäldchensee, Nassach.
An die 350 Sportangler haben eine Angelkarte. Auch das verpflichtet. Wenn der Haucksee wegfiele, "das wäre schlecht", sagt Hofmann. Denn es gäbe zu viele Mitglieder mit Angelkarten für einen dann zu kleinen Fischbestand. Und: Ob es Sinn mache, den See wieder neu zu befüllen, bleibe in der jetzigen Situation ungewiss.
Leicht verstimmt ist Hofmann von der Zusammenarbeit mit Behörden und Experten. Von dieser Seite hatten die Sportangler Kritik einstecken müssen. Er sehe es nicht ein, dass die Sportangler, die seit Tagen freiwillig einen Fisch nach dem anderen aus dem Gewässer ziehen, jetzt auch noch für die Misere den Kopf hinhalten müssten: "Uns liegt die Erhaltung von allen Gewässern am Herzen", sagt Hofmann, "wir sind nicht die Fischfanatiker, für die uns manche halten."
Miserable Wasserwerte Der Verein weiß, das wird in seinen Worten deutlich, sehr wohl, wie man einen See so behandelt, dass der gesund bleibt. Erst im Mai, als der Sauerstoffgehalt schon auf vier Milligramm pro Liter gefallen war (sieben Milligramm wären gut), hatte der Verein nach Jahren endlich die Zustimmung zum Kalken vom Bezirk Unterfranken erhalten - trotz hoher Naturschutzauflagen. Die Angler hätten gerne früher mit chemischen Mitteln eingegriffen, durften das aber nicht. Nach Hofmann kam die Maßnahme jetzt zu spät. Im Nachhinein könne der Schaden, die miserablen Wasserwerte, sowieso nicht mehr behoben werden.
Zu dem Vorfall will die Fischereifachberatung des Regierungsbezirks Unterfranken, wie auf Anfrage zu erfahren war, am Donnerstag Stellung nehmen. Gesprächsbedarf mit den Anglern besteht wohl auf jeden Fall.