Aldi-Umzug: Welches Sortiment passt in Altbau?

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Wie wirkt sich der geplante Aldi-Umzug an die Bundesstraße aus? Und was soll/darf in den dann frei werdenden Markt im Gewerbegebiet Sandhof? So lauten die Fragestellung im Zusammenhang mit dem neuen Einzelhandels-Entwicklungskonzept. FT-Luftaufnahme: Ronald Rinklef/Grafik: Carolin Höfler
Wie wirkt sich der geplante Aldi-Umzug an die Bundesstraße aus? Und was soll/darf in den dann frei werdenden Markt im Gewerbegebiet Sandhof? So lauten die Fragestellung im Zusammenhang mit dem neuen Einzelhandels-Entwicklungskonzept.  FT-Luftaufnahme: Ronald Rinklef/Grafik: Carolin Höfler

Wie haben sich die Branchen in Eberns Altstadt in den zurückliegenden Jahren entwickelt? Aussagen und Zahlen dazu gab's am Montagabend in der Rathaushalle.

Der Mann hat sich richtig Mühe gegeben, die Klinken vieler Geschäfte geputzt, die Ergebnisse einer Online-Umfrage ausgewertet, Vergleiche mit der Situation aus dem Jahr 2006 angestellt - die Schlüsse, die Michael Seidel daraus zieht, finden Eingang in ein neues Einzelhandels-Konzept, das der Diplom-Geograf derzeit im Auftrag für seine Firma, die Münchner Cima Beratung+ Management GmbH erstellt.

Seine bisherigen Erkenntnisse stellte er am Montagabend in der Rathaushalle vor einem handverlesenen Publikum vor. Seidel nahm auch Anregungen mit - und einige Überraschungen: "Was Anastacia kommt nach Ebern, und der Fendrich, und die Sportis und Silbermond!" - Der Fachmann wollte es einfach nicht glauben, dass Ebern mittlerweile Bamberg den Rang als Freiluft-Festivalstadt abgelaufen hat.

Der Anlass für das neue Einzelhandels-Konzept hat allerdings nichts mit Musik zu tun, sondern mit den Umzugsplänen von Aldi aufs einstige Mercedes-Scholz-Gelände an der B 279.

Deswegen fordert die Regierung von Unterfranken eine neue Einschätzung eines externen Gutachter-Büros, wie sich das Aldi-Vorhaben auf die Geschäftswelt in der Innenstadt auswirkt. Dabei geht es auch um die Frage, wie sich eine Nachnutzung des bisherigen Aldi-Markt an der alten Ziegelei auf die Geschäfte in der Kernstadt auswirken.


Welche Sortimente fehlen?

"Was passt in Ebern noch rein?", umriss Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) die Problematik. Daher sei es wichtig, das Einzelhandels-Entwicklungskonzept fortzuschreiben, wie es auch die Landesentwicklugsplanung fordere.

Und dazu gehört zunächst eine Bestandsaufnahme. Und die fiel in Michael Seidels Augen gar nicht so schlecht aus, besonders im Vergleich zu anderen Städte von Eberns Größenordnung. Da fielen dem Experten einige Geschäfte auf, die "man in anderen Städten vergeblich sucht".

Bei der Verkaufsfläche weise Ebern einen Wert von 2,35 Quadratmeter je Einwohner auf (der Vergleichswert in anderen Städte mit 5000 bis 10 000 Einwohner liegt bei 2,15). Deutlich über dem Schnitt rangiere Ebern mit seinen Nonfood-Geschäften.


Leerstände nehmen zu

Freilich ist dem Fachmann, der auch schon 2006 die Expertise erstellt hat, nicht verborgen geblieben, dass sich in Eberns integrierter Lage, der Innenstadt, die Zahl der Betriebe und damit die Verkaufsflächen verringert haben. "Es gab auch Verschiebungen innerhalb der unterschiedlichen Einkaufslagen, aber unterm Strich einen Verlust an Verkaufsflächen in der Innenstadt."

Von einer Idee für Ebern hat sich Seidel schon verabschiedet: "Ein Passanten-Rundlauf, wie in anderen Städten von Vorteil ist aufgrund der Gegebenheiten nicht möglich. In der Kapellenstraße ist der Verkauf zu dominant."


Das Online-Phänomen

Nicht unbedingt neu manche Fakten, aber dennoch weiteten die Ansichten des externen Experten den Tunnelblick der Einheimischen. So kam Seidel bei den "Erdgeschoss-Einheiten" in der Innenstadt aktuell auf 19 Leerstände. 2006 waren es 12 gewesen. Bürgermeister Hennemann meinte dazu, dass "wir uns da einige genauer anschauen müssen, da aus Geschäftsräumen mittlerweile Wohneinheiten wurden".

Die Erkenntnisse aus der Online-Befragung der Geschäftswelt halten sich in Grenzen: Es gab 77 auswertbare Fragebögen, worunter 21 Ladenbesitzer mit Publikumsverkehr waren. Der Rest: Firmen, die sich auf Online-Handel spezialisiert waren.

Und der Umkehrschluss: Als größten Konkurrenten bezeichnen die Teilnehmer den Internethandel, danach die Nachbarstädte Bamberg und Coburg. Gleichzeitig werden auch die fehlenden Bandbreiten/Übertragungsraten bei Internetanschlüssen als Manko angeführt (hinter dem Gewerbesteuer-Satz und der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt).


Problemfall Öffnungszeiten

Überrascht zeigte Diplom-Geograf Seidel von der Rangliste des Kundenstammes, wonach 56 Prozent der Einkäufer aus Ebern kommen, 19 Prozent aus dem Umkreis, 22 Prozent von außerhalb, aber nur drei Prozent Touristen. "Den Fremdenverkehrsanteil hätte ich weit höher vermutet, bei ihren Übernachtungszahlen, die seit 2011 fast bei 25 000 im Jahr liegen", las er aus Zahlen des statistischen Landesamtes heraus. Zum Thema harmonisierter Öffnungszeiten oder Ruhetage hörte Seidel, dass dies schon mehrfach - erfolglos - versucht worden sei. "Viele sind Einzelkämpfer."

Carmen Marschall befürwortete Aktionen am Rande anderer Veranstaltungen, wenn "schon Leute in der Stadt sind - dann muss man die Öffnungszeiten auch flexibler gestalten".

Zur Frage des weiteren Vorgehens regte Dieter Gerstenkorn eine Abfrage unter Kunden an, was denn an Branchen in Ebern noch gewünscht werde. Dies soll über das VG-Amtsblatt und/oder die Stadthomepage geschehen. Ein weiterer Workshop dürfte nach den Sommerferien passieren.