Am "Weißen Sonntag" können keine Erstkommunionfeiern stattfinden. Dafür gibt es in der Bamberger St.-Otto-Kirche einen ungewöhnlichen Kompromiss - nicht nur für Familien mit betroffenen Kindern.
Marion Krüger-Hundrup Bevor Hubertus Lieberth diesen Weg durch die St.-Otto-Kirche offiziell eröffnet, geht er auf Nummer sicher. Der Pastoralreferent hat den Arzt und früheren Leiter des Bamberger Gesundheitsamtes, Dr. Winfried Strauch, gebeten, die Installation in Augenschein zu nehmen. Strauch, der derzeit aktiv in der Corona-Test-Station in Scheßlitz mitarbeitet, soll das letzte und entscheidende Wort haben: Sind diese zwölf Stationen, die die Eucharistiefeier als Weg zum Gehen abbilden, in Corona-Zeiten vertretbar?
Der Mediziner nimmt sich Zeit, begutachtet, stellt dem Pastoralreferenten Fragen und kommt schließlich zu dem Ergebnis: "Alles Installierte ist völlig unbedenklich", erklärt Strauch. Ansonsten gelte das Gleiche wie jetzt im öffentlichen Leben: "Abstand halten von Fremden und Hände gründlich waschen!"
Vom Kreuz bis zum Schlusssegen
Lieberth freut sich natürlich über diese Freigabe einer sorgfältigen religionspädagogischen Arbeit, die er gemeinsam mit Religionslehrerin Andrea Özdemir geleistet hat. Sozusagen als kleines Trostpflaster für die coronabedingt ausfallenden Erstkommunionfeiern am bevorstehenden "Weißen Sonntag" haben die beiden einen begehbaren Gottesdienst für Familien mit betroffenen Kindern geschaffen. Text- und Bildtafeln sowie symbolträchtige Gegenstände bilden zwölf Stationen, die in der großen St.-Otto-Kirche weit auseinanderstehen. Kinder wie Erwachsene können die einzelnen Elemente eines Gottesdienstes nachvollziehen: Vom Kreuzzeichen zu Beginn bis zum Schlusssegen.
Und die Besucher haben die Chance, sich in diese Form der Messfeier auch einzubringen. Nachzudenken und sich zu besinnen. Zum Beispiel an der zweiten Station "Schuldbekenntnis": Scherbenstücke liegen auf einem Tuch, ein Spiegel steht daneben. "Was ist in dir zerbrochen und noch nicht wieder ganz?" drängt sich eine Frage auf.
Oder die sechste Station "Fürbitten", an der eine Kerze brennt. Daran kann ein Teelicht angezündet werden mit einer laut oder leise formulierten eigenen Bitte an Gott. Oder die zehnte Station "Friedensgruß": "Fällt mir jemand ein, der schon lange auf einen Gruß von mir wartet? Mit dem ich in Unfrieden lebe?" regt dazu an, eine ausgelegte Friedenskarte zu schreiben und zu verschicken.
Oder die achte Station "Eucharistiefeier" und elfte Station "Kommunion", die gerade die Erstkommunionkinder anziehen dürfte. "Wir empfangen das heilige Mahl von Jesus. Er kommt ganz nahe zu mir", lautet hier der Text. Eine Schale mit Matzen steht auf dem Tisch, von dem jeder nehmen kann. "Trockenes Brot ist kein Problem", versichert der Arzt Winfried Strauch.
Von 9 bis 17 Uhr geöffnet
Die St.-Otto-Kirche in der Siechenstraße ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. "Der Mesner und ich achten darauf, dass es keine Menschenansammlungen gibt", betont Pastoralreferent Lieberth. Zumal er auch sein Büro gegenüber der Kirche habe und es mitbekäme, falls zu viele Personen gleichzeitig hineinströmen würden.