Weniger wäre manchmal mehr

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M an kann mir sicher nicht vorwerfen, dass ich kein höflicher Mensch wäre. Meine Eltern haben mir zum Beispiel frühzeitig sehr deutlich gemacht, dass ich Le...

M an kann mir sicher nicht vorwerfen, dass ich kein höflicher Mensch wäre. Meine Eltern haben mir zum Beispiel frühzeitig sehr deutlich gemacht, dass ich Leute zu grüßen habe, die mir auf dem Gehsteig begegnen. Oder dass ich im Bus meinen Hintern heben muss, wenn ältere Personen einsteigen und keinen freien Platz mehr finden. Oder dass Danke und Bitte zwei Worte sind, die man gar nicht oft genug benutzen kann.
Das habe ich längst verinnerlicht. Vielleicht ist es nur ein Gefühl, aber für mich nimmt die Zahl der Stoffel und Muffel immer mehr zu.
Aber mal ehrlich: Rufen Sie durchs geöffnete Fenster dem Müllmann ein lautes Dankeschön hinterher, wenn er ihren Kübel geleert hat? Oder loben Sie Ihren Postboten, wenn er eine Rechnung in den Briefkasten steckt? Oder blockieren Sie im Supermarkt, in der Metzgerei oder beim Bäcker den Verkehr, nur um der Verkäuferin zu sagen, wie prima sie die Waren in die Tüte gepackt hat? Wohl kaum. Warum auch? Die erledigen ja nur ihren Job und wissen selbst, dass wir uns darüber freuen.
Also frage ich mich, warum es so viele Abgeordnete oder sonstige (Kommunal-)Politiker gibt, die permanent gelobt werden wollen oder - noch schlimmer - die sich permanent selber über den grünen Klee loben. Die sich einen große Pressestab leisten, nur um ihre ach so tollen Wohltaten zu verkünden. Hallo! Geht's noch? Genau das ist doch ihr Job. Genau dafür werden sie bezahlt - und das sicher nicht schlecht. Etwas weniger Eigenlob wäre hier wirklich manchmal mehr. Die Franken hätten's eigentlich drauf: "Nix g'socht is g'lobt genug." Dietmar Hofmann