Wege zur Kunst

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Zu den Pionieren von "ARTUR" gehören in Bamberg Christiane Toewe und Bernd Wagenhäuser. Foto: pr/Matthias Hoch
Zu den Pionieren von "ARTUR" gehören in Bamberg Christiane Toewe und Bernd Wagenhäuser. Foto: pr/Matthias Hoch
 

Artur  Zum 18. Mal öffnen morgen und am Sonntag kreative Köpfe aus Bamberg und Umgebung ihre Ateliers, um sich bei der Arbeit über die Schulter blicken zu lassen. Einige begleiten die Reihe seit den Anfängen.

von unserem Redaktionsmitglied Petra Mayer

Bamberg — "ARTUR" wird erwachsen: Ja, zum 18. Mal finden morgen und am Sonntag die "Tage des offenen Ateliers" statt, bei denen Interessenten von Werkstatt zu Werkstatt ziehen, um einen Blick hinter die Kulissen der bildenden Kunst zu werfen. In Bamberg gehören Christiane Toewe und Bernd Wagenhäuser zu den kreativen Köpfen, die "ARTUR" von "Kindesbeinen" an begleiteten. Und beide beschreiben es als spannend, auf diese Weise mit Besuchern Jahr für Jahr in Kontakt zu treten.


Filigrane Werke

Wenige Schritte vom Hain entfernt, Bambergs grüner Oase, liegt Christiane Toewes Atelier für Studioporzellan. Hier "malt" die Keramikerin mit Licht, um filigrane Werke entstehen zu lassen. Objekte in verschiedensten Weiß-Nuancen sind in der Hainstraße 57 zu bewundern, hauchdünne Porzellankörper, die die Künstlerin bei 1340 Grad brennt und zum Leuchten bringt. Über Rauminstallationen wie "Intermezzo" oder "take care" spricht Toewe Betrachter auch ganz direkt an, macht sie "zum Teil des Ganzen", wie sich die Keramikerin ausdrückt. So schätzt sie die Interaktion, um die es letztendlich auch bei "ARTUR" geht. "Einige Besucher kommen seit Jahren, was mich besonders berührt. Sie haben mich auf diese Weise in meiner Entwicklung begleitet."
In Porzellan drückt sich Christiane Toewe aus und nimmt zu Themen Stellung, die ihr am Herzen liegen. An das tragische Schicksal all der Flüchtlinge, die auf dem Mittelmeer schon ihr Leben ließen, erinnerte sie in "mare nostrum": Fiktive Tagebuchblätter aus Porzellan, "schwimmend" auf dem Wasser, zeigte die Installation, die vor kurzem noch in der Villa Dessauer zu sehen war. Fragmente persischer Schrift deuteten auf die Herkunft des Schreibers hin. "Die letzten Seiten ließ ich leer, sie standen für den Tod, den viele Menschen fanden."
Über all das und vieles mehr können Besucher aber morgen und am Sonntag mit Christiane Toewe sprechen, die ihren Gasofen anwirft, um Interessenten ein "Gefühl für die Kraft des Feuers" zu vermitteln.


Die Funken fliegen

Wenn sich Bernd Wagenhäuser ans Werk macht, dann fliegen die Funken geradezu. In der Gertraudenstraße 10 fertigt der Wahlbamberger seit über 20 Jahren Plastiken, die aus gigantischen Stahlplatten entstehen. Mit dem Schweißgerät in der Hand schafft er die Werke, die viele Konzerthallenbesucher im benachbarten Skulpturenpark bewundern: Arbeiten, die spröde erscheinen, streng, voller verhaltener Dynamik. Dabei ist das Rohmaterial, das Wagenhäuser für seine Arbeit benötigt, oft so schwer, dass es sich nur mit dem Kran im Atelier in die richtige Position bringen lässt. "Wie groß letztendlich doch der Aufwand ist, bis eine meiner Plastiken entsteht, das erstaunt viele Besucher", sagt der "Stahlwerker" mit leisem Schmunzeln.


Hemmschwellen abbauen

Als "ARTUR" zum ersten Mal über die Bühne ging, war Wagenhäuser noch Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler in Oberfranken. "Und seit damals schätzte ich die Reihe, weil sie Hemmschwellen gegenüber der ,hehren Kultur' abbaut." Menschen, die sich bei anderen Ausstellungen eher rar machen, kämen zu den "Offenen Ateliertagen".
Seit fast vier Jahrzehnten arbeitet Wagenhäuser nun schon als Bildhauer. So zeigt er neben aktuellen Werken bei "ARTUR" auch manche Reminiszenz aus der Vergangenheit. "Wie einen weiblichen Torso aus Ton, in Beton gegossen, der 1978 entstand und mich an Studienzeiten zurückerinnert, in denen ich noch figürlich arbeitete", sagt Wagenhäuser. Wer mehr über die Arbeiten des Bildhauers oder Werke anderer Künstler erfahren möchte, hat heute und morgen Gelegenheit. 16 kreative Köpfe in und um Bamberg stehen dem Publikum Rede und Antwort.