Vor der Schule die Orgel gespielt

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Japanische Gäste sind begeistert von Georg Schäffners Orgelspiel. Foto: privat
Japanische Gäste sind begeistert von Georg Schäffners Orgelspiel. Foto: privat

Georg Schäffner wuchs im Schatten der Basilika Gößweinstein auf und wurde später Regionalkantor in der Wallfahrtskirche. Eigentlich sollte er das Schuhgeschäft der Eltern übernehmen. Aber sein Onkel hatte eine andere Idee.

Wenn er von der Orgel spricht, strahlen seine Augen: Georg Schäffner ist seit Anfang des Jahres wohl nicht mehr Regionalkantor in Gößweinstein, aber er wird auch weiterhin Orgel spielen und den Basilika-Chor leiten. "Ich habe jetzt mehr Zeit zum Üben", erzählt er und lacht dabei.

Von der Orgel ist Schäffner begeistert, weil er damit alleine einen großen Klangapparat in Bewegung bringen kann. "Dafür braucht man sonst ein ganzes Orchester", schwärmt er und erinnert sich, dass er für eine Delegation aus der Mongolei und für eine Besuchergruppe aus Japan an der Orgel in der Basilika gespielt hat und diese ergriffen waren. "Die hatten das vorher noch nie live gehört. Eine Orgel kann also über Kontinente und Kulturlandschaften hinweg beeindrucken", meint Schäffner und strahlt.

Dann erzählt er, dass er 1998 mit den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Christoph Eschenbach die zweite Sinfonie von Gustav Mahler gespielt hat. Das Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgenommen. "Da war meine Herzfrequenz stark erhöht, aber ich habe auf volles Werk gespielt und konnte dem Orchester gut standhalten", betont der Organist.

Durchs ganze Haus gehört

1953 kam Georg Schäffner als drittes von vier Kindern im Schatten der Basilika in Gößweinstein zur Welt. Dort hatten seine Eltern ein Schuhgeschäft. Sein Vater war Aushilfsorganist und hatte ein Klavier mit in die Ehe gebracht. So durften die Kinder Klavierspielen lernen. "Wenn wir geübt haben, hat man das durchs ganze Haus gehört. Wenn meine Mutter dann im Laden nichts mehr hörte, kam sie gleich und hat nachgeschaut, ob wir noch üben", erinnert sich Schäffner.

Jeden Tag eine Stunde am Klavier

Jeden Tag musste er eine Stunde lang Klavier spielen. Er bekam Unterricht von einer pensionierten Lehrerin aus Behringersmühle. 1963 durfte er bei einer Maiandacht den katholischen Gottesdienst, der in einem Tanzsaal stattfand, zum ersten Mal am Harmonium begleiten.

Als dann 1967 Hans Steinmetz, der Organist von Gößweinstein, erkrankte, sollte der kleine Georg Schäffner die Orgel spielen. Die ersten Wochen musste Vater Fritz noch die Pedale betätigen, denn die Beine des Jungen waren noch zu kurz.

In der Realschule Ebermannstadt

Georg Schäffner besuchte die Realschule in Ebermannstadt, er sollte das Schuhgeschäft der Eltern übernehmen. Um 6.30 Uhr spielte er im Gottesdienst Orgel, dann rannte er zur Bushaltestelle und fuhr zur Sachsenmühle und von dort mit der Bahn nach Ebermannstadt. "Der Pfarrer wusste, er darf nur bis 7.06 Uhr machen, denn der Bus ging um 7.10 Uhr", erzählt Schäffner.

Sein Onkel Luchesius, Franziskanerpater und Professor für Kirchengeschichte in Rom, empfahl jedoch, dass der Junge eine Ausbildung an der Kirchenmusikschule in Regensburg machen sollte. Dort hatte er Fächer wie Chorleitung, Gesang, Gehörbildung, Orgelausbildung oder Tonsatz. Letzteres unterrichtete Georg Ratzinger, mit dem Schäffner immer noch freundschaftlich verbunden ist. 1973 schloss er seine Ausbildung dort ab.

Zu dieser Zeit war Wolfgang Wünsch Domorganist und Leiter des Amtes für Kirchenmusik. Er schuf die Stellen des Regionalkantors, die für die Dekanate und die Aus- und Weiterbildung von Organisten zuständig sein sollten. In Gößweinstein entstand eine hauptamtliche Stelle, die Georg Schäffner erhielt. "Ich habe viele Organisten ausgebildet und auch den Basilika-Chor gegründet", berichtet er und sagt, wie dankbar er sei, gerade dieses Instrument erlernt haben zu dürfen. Denn er habe viel positives Feedback von Menschen für sein Spiel bekommen.

1979 heiratete Georg Schäffner. Von 1981 bis 1983 studierte er dann noch an der Musikhochschule in München. "Meine Frau Rita hat mich zum Glück immer unterstützt", sagt der Organist, der mit seiner Frau drei Töchter hat.

In Hitlers Arbeitszimmer

Weiter verrät er, dass er in München in Hitlers ehemaligem Arbeitszimmer das Fach Gehörbildung hatte. 1994 rief er die Fußwallfahrt von Gößweinstein nach Vierzehnheiligen ins Leben. Er hält Kirchenführungen, ist Mitglied im Fränkische-Schweiz-Verein und joggt seit seinem 40. Lebensjahr. "Ich liebe die Natur und halte beim Laufen auch mal inne", sagt Schäffner.

Er erhielt den Kulturpreis des Landkreises Forchheim, gibt Konzerte und ist in der Kirchengemeinde engagiert. Zehn Jahre lang leitete er das Blechbläser-Ensemble Hundshaupten. Er liebt seine Familie, die Musik und die Natur. Trotz seines Erfolges blieb Schäffner bescheiden und bodenständig.