Doch Historie und Spannung sind den beiden Künstlern noch nicht genug. Wer die Cover ihrer Romane betrachtet, versteht, warum sie eher von einem "Kunstprojekt" sprechen als von einem "Buch". Es sind ausdrucksstarke Gestalten in historischer Umgebung - natürlich passend zur jeweiligen Story. Die Gestaltung dieser hat nicht etwa eine Agentur übernommen, sondern ebenfalls ein "Glücksfund" aus dem Internet: Sandra Limberg. Mit ihr zusammen reisten die drei, die sich heute "Trio Ars sistendi" nennen, was so viel wie "Die Kunst des Darstellens" bedeutet, durch Deutschland und weitere Länder, um eine Symbiose zwischen Romaninhalt und Bild zu finden und sich aus der Masse der Geschichten und Autoren-Duos herauszuheben.
"Trio ars sistendi" als Marke
Längst sind die drei zu Freunden geworden, die auch Konflikte austragen. "Wir haben uns auch schon bis aufs Blut gefetzt. Das ist ganz normal", so der Autor, der das Trio mittlerweile als Marke sieht: "Wir wollen nicht als einzelne Persönlichkeiten behandelt werden, sondern als Marke" - die die Menschen für ein paar Stunden in eine spannende Welt entführe, in der es viel zu erleben und entdecken gebe. Die beiden Autoren haben im Laufe ihres Schaffens bewusst den Selbstverlag gewählt, um frei in ihren Entscheidungen zu sein. "Natürlich bleibt auch finanziell mehr hängen, und wir können mehr verlegen ohne große Vorlaufzeiten, wie sie die etablierten Verlage haben", erklärt Diefenthal.
Dafür müssen sie aber auch viel selbst in die Hand nehmen: Covergestaltung, Buchsatz, Marketing - und vor allem das Lektorat. Für Letzteres hat Werner Diefenthal seine Strategie gefunden: "Testleser suchen. Eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe." Keine Freunde oder Bekannte könnten so kritisch und ehrlich sein wie vollkommen fremde Menschen, die er in großer Zahl ebenfalls über das Internet gefunden habe. Werbung hingegen geschehe "viel über Mund-Propaganda oder die sozialen Medien wie Facebook, Instagram und unseren Youtube-Account, wo wir einzelne Videos zu den Büchern hochgeladen haben."
Woher kommen aber all diese Details für das Gesamtkunstwerk? Seine Inspiration findet der gebürtige Rheinländer unter anderem auch "auf Reisen", besonders in Irland oder Wales. Auch hier lässt ihn die "Arbeit" nicht in Ruhe: Auf der "grünen Insel" etwa sei er zum ersten Mal auf die sogenannten "Magdalenenheim" aufmerksam geworden: Zu den Häusern für "gefallene Mädchen" habe er gleich eine komplette Handlung im Kopf gehabt. "Es ist das Land, in dem ich auftanke und mental zuhause bin. In Wales ist es das gleiche."
Wie vielseitig das Schaffen Diefenthals ist, zeigt nicht nur die inhaltliche Bandbreite seiner Romane und die Beteiligungen, sondern auch das Einlassen auf verschiedene Genres. Er selbst nennt seine Kurzgeschichten "Übungen oder Versuche, mich kurz zu fassen". Dabei sind sie ein Teil seines schriftstellerischen Ursprungs - mit Erfolg hat er damals an der Anthologie "Kleine Reisen" mitgearbeitet, dessen Erlös voll an den Verein ViaNiños e.V. zugunsten von Straßenkindern weitergeleitet wurde. Die Geschichte über einen Kindersoldaten, der versucht, seine Eltern wiederzufinden, sei das Schlimmste gewesen, das er je geschrieben habe. In den vergangenen sechs Jahren hat er elf Bücher verlegt, dreizehn weitere oder mehr sind in Planung.
Zweiter Teil zu "Die Vergessenen"
Derzeit arbeitet Diefenthal mit seiner Kollegin am zweiten Teil der "Die Vergessenen"-Roman-Trilogie. Das Besondere diesmal: Zum Roman wird es einen Bildband geben, für den das Trio schon vor zwei Jahren in ein Keltendorf nahe Mainz gereist ist. In aufwendigen Kostümen und detailreicher Inszenierungskunst sind dort circa 60 gewandete "Wikinger" durch den Wald marschiert und haben Szenen der Romanhandlung nachgestellt. "Wir waren dort die Sensation", erinnert sich der Autor.
Doch auch für Autoren hat die Corona-Krise so manch negative Überraschung bereit: Eigentlich sollten Roman und Bildband im September im Rahmen des Mittelalterfestivals "Mediaval" in Selb vorgestellt werden. Doch dieses wurde inzwischen, wie so viele Großveranstaltungen, abgesagt. Veröffentlichen wird das Trio aber in jedem Fall.
Die Romane, deren Umsatz zu einem Großteil aus dem Verkauf von eBooks bestehe, haben mittlerweile eine treue Leserschaft - dank Übersetzungen auch in anderen Ländern. In den Rezensionen findet man ehrliche Meinungen: "Natürlich fließt viel Blut in dem Buch. Aber für mich steht die eigentliche Handlung im Vordergrund. Sehr empfehlenswert, wenn man nicht ganz aus Zucker ist." Und das sind Franken bekanntlich nicht.
In dem Bericht sind leider einige Fehler. So wird der Bildband nicht der zweite Teil der Gefangenen sein, sondern Bildband und Roman sind "Undorn", die Wikingergeschichte. Daher ist auch die Beschreibung für die Bildaufnahmen nicht korrekt.
Auch ist die Idee, welche sich auf die Magdalenenheime bezieht, von Martina Noble. Ferner sind es nicht 13 weitere Bücher, die in der Planungsphase sind, sondern "nur" drei.