Vergangenheit lebendig dargestellt

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Einst als "Scheusal" gescholten, hat der uralte Taufengel heute wieder seinen angestammten Platz im Kirchenschiff eingenommen, wie Karl Heinz Goldfuss erläuterte. Foto: Ingrid Kohles
Einst als "Scheusal" gescholten, hat der uralte Taufengel heute wieder seinen angestammten Platz im Kirchenschiff eingenommen, wie Karl Heinz Goldfuss erläuterte. Foto: Ingrid Kohles

Auf die Spuren derer "von Redwitz" begaben sich über 50 Geschichtsinteressierte mit der Kulturgemeinde Burgkunstadt bei einer Exkursion nach Wildenroth und ...

Auf die Spuren derer "von Redwitz" begaben sich über 50 Geschichtsinteressierte mit der Kulturgemeinde Burgkunstadt bei einer Exkursion nach Wildenroth und Gärtenroth. Die Familie von Redwitz ist ein uraltes fränkisches Adelsgeschlecht mit Stammsitz in Redwitz an der Rodach. Der Name taucht 1250 in verschiedenen Schreibvariationen in alten Pergamenten auf.
Wie Kurt Kröner aus Burgkunstadt, ein Nachfahre der Adelsfamilie, erläuterte, war Schloss Wildenroth ursprünglich ein Wehrbau. 1437 erhielt Wolfram von Redwitz das Gut samt Zubehör von Markgraf Friedrich I. zu Brandenburg-Bayreuth als Lehensgut. Unter der Führung von Mertheim von Redwitz wurde die damalige Burg im Jahr 1470 weitgehend durch einen Neubau ersetzt.
Im Mai 1525 wurde das Schloss während der Bauernkriege gestürmt und niedergebrannt. Im selben Jahr begannen der Sohn des Amtmanns, Fritz von Redwitz und dessen Frau Katharina von Guttenberg mit dem Wiederaufbau. Auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss unter der Herrschaft derer von Redwitz immer wieder umgebaut. Im Jahr 1877 verkauften sie das Schlossgut, seither ist es in Privatbesitz. Seit 1978 gehört es Bernhard Kurda, der hier einen Antiquitätenhandel betreibt.
Kröner erläuterte, dass die von Redwitz hier nur im Sommer logierten. Überliefert ist die Anekdote, dass sich die Herrschaften vom Quaken der Frösche im nahen Weiher gestört fühlten. Deshalb mussten die Wildenrother sie mit langen Stangen am Quaken hindern und erhielten dafür den Spottnamen "Fröschpatscher".
Das Schloss hat eine Wohnfläche von etwa 1000 Quadratmetern und verfügt über 20 Zimmer, davon ist aber nur ein kleiner Teil restauriert und möbliert. Kurda öffnete dann den Keller, der teilweise in den Felsen geschlagen ist, und die Räume im Schloss, die er in den letzten Jahren aufwändig restauriert hat. Bestaunt wurden aber nicht nur die historischen Möbel sondern auch die unzähligen Stand- und Wanduhren.
Dann ging die Fahrt weiter nach Gärtenroth zur Kirche. Wie Karl-Heinz Goldfuss dort erläuterte, geht der ursprüngliche Name "Gerendenrode" wohl auf die Urbachmachung durch einen gewissen Gerend (Gerhard) zurück. Das Siedlerdorf "Gerentenrode" wurde erstmals genannt, als Bischof Otto von Bamberg dort 1108 die Vorgängerin der heutigen Kirche weihte. Im Jahr 1328 erhielt die Familie von Redwitz die Ortschaft als Lehen. Durch die Reformation im Kulmbacher Land wurde die Kirche 1529 adelige Eigenkirche und erhielt mit Georg Marr den ersten evangelischen Pfarrer.
Besondere Aufmerksamkeit verdient ein Grabmal eines Adligen vom Schloss Wildenroth. Weil der Sockelstein mit der Inschrift verloren ging, kann man nur aus dem entzifferten Sterbedatum ableiten, dass dies das Grabmal von Mertheim Wolf von Redwitz ist. Davor hatte der hölzerne Taufengel seinen Platz gefunden, der 1859 als "altmodisches Schnitzwerk" dem Zeitgeist weichen musste und durch einen Taufstein ersetzt wurde. Als er im November 2011 wieder entdeckt wurde, war das eine kleine historische Sensation. koh