Venezianisches Verwirrspiel

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Die neu eingebauten Fenster auf der Seite zur Hauptstraße sind noch immer verklebt. Fotos: Andreas Oswald
Die neu eingebauten Fenster auf der Seite zur Hauptstraße sind noch immer verklebt.  Fotos: Andreas Oswald
Die Rückansicht des Gebäudes
Die Rückansicht des Gebäudes
 

Für über eine Million Euro wird das Gebäude, in dem früher eine Eisdiele war, derzeit auf einem Immobilien-Portal zum Verkauf angeboten. Der Besitzer allerdings erklärt, er wolle das Objekt nicht veräußern, sondern fertig sanieren.

Andreas Oswald

Was wird aus der ehemaligen Eisdiele Venezia in der Fußgängerzone ? Nomen est omen: Auf diese Frage erklingt venezianische Mehrchörigkeit. Wie bei dieser Musikpraxis des 16. Jahrhunderts, die gekennzeichnet ist durch sich wechselnd antwortende Chorgruppen, vernimmt man Unterschiedliches über die Zukunft des seit Jahren leer stehenden Wohn- und Geschäftshauses.
Während das Objekt jetzt auf einem Immobilien-Portal für rund 1,1 Millionen Euro zum Kauf angeboten wird, erklärt der Besitzer des Anwesens, dass er das Haus nicht veräußern wolle, sondern die Sanierungsarbeiten fortsetzen werde.


Umfangreiche Sanierung

Ein Lokal solle ins ehemalige Venezia einziehen, berichtete unsere Zeitung Anfang des Jahres. Bei den im Februar laufenden Sanierungsarbeiten wurde allerdings auch offenkundig, dass das Haus baufälliger ist, als es nach außen den Anschein hatte. "Ein wenig tapezieren und die Räumlichkeiten neu vermieten, das funktioniere hier nicht", erklärte damals Bauamtsleiter Gerhard Zedler.


Vom Einsturz bedroht

Das Problem war die Statik. Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert sei vom Einsturz bedroht gewesen. Denn in den vergangenen Jahrhunderten hatten die Bewohner des Hauses auf den bestehenden Estrich immer wieder eine neue Schicht draufgepackt. Die tragenden Elemente waren komplett überlastet.
Der neue Hausbesitzer sei schon ein wenig erschrocken gewesen, als er erfahren habe, was da alles zu machen sei, bevor es einer Nutzung zugeführt werden könne, erklärte der Bauamtsleiter noch im Februar. Immerhin sei die Kernsanierung bereits erfolgt.


"Zum Fertigstellen" angeboten

Abgeschlossen ist die Sanierung offenkundig aber noch nicht. Denn in einem Immobilien-Portal wird das Objekt "zum Fertigstellen" angeboten.
Zum Verkauf steht ein Mehrfamilienhaus mit neuen Wohneinheiten (insgesamt 23 Zimmer) und einer Ladeneinheit in 1A-Lage in der Fußgängerzone. Zum Preis von sage und schreibe einer Million und einhundertfünfzigtausend Euro.


Alles über den Kopf gewachsen?

Ist dem in Nürnberg lebenden Besitzer also der Sanierungsaufwand über den Kopf gewachsen? Der Bauherr gibt auf Nachfrage unverblümt zu: "Wir leiden unter dem Objekt."
Die Verkaufsofferte sei allerdings nicht mehr aktuell, beteuert der Besitzer und erklärt: "Die Sanierung wird fortgesetzt." Dazu sei nun ein neues Architektenbüro beauftragt. Mit der Fertigstellung sei in sieben Monaten zu rechnen.