Der Dichter Joseph Victor von Scheffel wollte 1859 den Burgherren von Tüchersfeld gar nicht besuchen. Aber beim Gastwirt Seiler im Ort hat er sich nach einer Quelle sogar im Gästebuch verewigt.
Unsere Serie "Literarischer Spaziergang: Auf den Spuren von Joseph Victor von Scheffel in der Fränkische Schweiz" erreicht die zehnte Tafel. Der Standort der Tafel in Tüchersfeld: an der Bushaltestelle an der B 470, mit Blick auf die ehemalige Burganlage. Der Vers lautet:
Schmal wohnt im Burgstall
Tüchersfelds
Ein Burgmann sonder Tadel,
Ob seinem Haus zackt sich ein Fels
Schmalspitz wie eine Nadel.
Schmalhans pflegt auch des
Haushalts sein,
Wir woll'n ihn nicht besuchen,
Bis daß die Asbach fließt
von Wein,
Sein Fels ein Zimmetkuchen
Schlechte Ahnungen haben den Dichter Scheffel offensichtlich bewogen, nicht mit dem Burgherrn von Tüchersfeld Kontakt aufzunehmen. Möglicherweise dachte Scheffel, jener sei zu geizig (oder zu arm), um ihn zu bewirten.
Er verwechselte auch den Flussnamen: Er nannte beispielsweise den Bach Asbach (Ailsbach), der eigentlich hier Püttlach heißt.
Beim Gastwirt Seiler kehrte Scheffel ein. Hier hat er sich laut August Sieghardt sogar im Gästebuch verewigt. In Tüchersfeld gab es im 14. Jahrhundert zwei Burgen: die obere und die untere.
Die obere Burg ist heute Aussichtsplatz und in der unteren Burg (zerstört im 30-jährigen Krieg) befindet sich seit 1985 das Fränkische-Schweiz-Museum. Im 19. Jahrhundert war die Burg bekannt als "Judenhof". Nach Angabe der Internet-Plattform "Alemannia Judaica" lebten in der Zeit von Scheffels Besuch (1859) noch drei jüdische Familien in der Burganlage. 1872 galt die Jüdische Gemeinde als aufgelöst, nachdem die meisten Juden nach Amerika ausgewandert waren.