Zwei Harfenistinnen und ein Perkussionist sind zusammen das Trio "harfussion": Die drei Nürnberger Musiker erfreuten ihr Publikum in der ehemaligen Synagoge mit Werken von Pachelbel, Pop - und Popcorn!
Das war eigenartig. Eine ehemalige Synagoge, klanglich warm und satt ausgefüllt wie selten spürbar. Oder wie sagte Gastgeberin Christine Wittenbauer am Samstagabend hinsichtlich des Auftritts von "harfussion": "Ich wünsche Ihnen allen einen wunderschönen Abend - den werden Sie haben."
Magdalena Gosch, Jana Schmidt-Enzmann und Christoph Günther haben sich gefunden.
Sie Harfenistinnen, er Schlagwerker. So heißt das, wenn einer Marimbaphon, Schlagzeug, Pauke und sonstige perkussive Instrumente zu bedienen studierte. Musik studiert haben aber alle der drei derzeit in Nürnberg lebenden jungen Leute. Das auch noch am selben Ort, nämlich der Hochschule für Musik in Nürnberg. Dort formierten sie sich vor sieben Jahren zum Ensemble, sind kammermusikalisch unterwegs, unterrichten außerdem und sind mir ihrer "harfussion" freiberuflich auf Tour. Hinter dem Kunstwort, bei dem Harfe und Perkussion eine Fusion eingehen, stecken Transkriptionen aus Klassik, Jazz, Pop und Weltmusik. Wohl 55 Zuhörer bzw. Zuschauer fanden sich ein und bekamen den weltberühmten Kanon in D-Dur von Pachelbel auf eine bisher selten gehörte Weise zu hören. Pachelbel, "noch so ein Nürnberger", wie das Trio sich zu bemerken erlaubte. Das jedenfalls, was in Pachelbels Werk sonst die Streicher spielen, wurde vom Marimbaphon in einem wohltemperierten Grad zwischen Drängen und Sachtheit ausgestaltet. Diesen ersten Eindruck quittierte das Publikum mit großem Beifall, aber es setzte wiederum auch Lob für Lichtenfels und insbesondere für die Akustik in der einstigen Synagoge. Was das Programm auch besonders machte, war, dass es nicht nur aus Musik bestand, sondern auch aus Musikerplausch. So durfte sich die gebürtige Leipzigerin Gosch von Günther schon mal anhören "unsere Ostbekanntschaft" zu sein. Günther war es auch, der davon sprach, als solch eigenwilliges Ensemble "ja auch einen Bildungsauftrag" zu haben und darum von den Instrumenten zu erzählen. Und ihrem Wert: Ein Marimbaphon koste 15 000 bis 20 0000 Euro, eine Harfe zwischen 18 000 und 24 000 Euro. Zumindest beginnen ab dieser Preisklasse die professionellen Modelle. Ernste Zahlen, die der Heiterkeit eines nicht ganz ernst gemeinten Werbeslogans von Gosch folgte. Nachdem sie Modulation und Pedaltechnik auf der Harfe erklärte, pries sie ihr Instrument als "arthrosefreundlich und demenzvorbeugend" an.
Duftende Anspielungen
Während all das erzählt wurde, bekam man als Zuhörer aber den Popcornduft im Raum nicht aus der Nase. Da stand nämlich so ein Popcorn-Automat in Miniaturausgabe auf der Bühne, zu Beginn ploppend in Betrieb. Noch so eine kleine Witzigkeit des Abends, denn "Pop Corn" heißt ein 1969 erschienenes Musikstück der frühen Synthie-Pop-Ära, geschrieben von Gershon Kingsley und den Moog-Synthesizer feiernd. Das war die Reminiszenz des Trios an den Pop. Ein Highlight der Darbietung war das Wechselspiel der Harfen, die über eine Art Slide-Technik lautmalerisch wurden und die Illusion erzeugten, man stehe in einer Tropfsteinhöhle. So betrachtet könnte man mit Harfen ja glatt noch Blues spielen. Zum Schluss spielte das Trio das berühmte "Tico Tico", ein Stück, bei dem die Harfenistinnen immer dieselben Harmonien zu greifen hatten, sich das Marimbaphon dafür aber immer ekstatischer austobte. Nach gut zwei Stunden und einer Zugabe endete das Konzert. Und Christine Wittenbauer behielt recht.