Richter als Lehrer

1 Min
Claus Bittenbrünn (links), Bürgermeister von Königsberg, empfängt Friedrich Krauß, Präsident des Landgerichts Bamberg. Foto: Friederike Stark
Claus Bittenbrünn (links), Bürgermeister von Königsberg, empfängt Friedrich Krauß, Präsident des Landgerichts Bamberg.  Foto: Friederike Stark

Dienstbesprechung  In Königsberg trafen sich am Freitag Juristen des Landgerichtsbezirks Bamberg. Es ging um Personalfragen, interne Strukturen und - wie überall - ums Thema Asyl.

von unserem Redaktionsmitglied 
Friederike Stark

Königsberg — Die Anzüge sitzen, die Stimmung ist gelöst, die Unterhaltungen lebhaft. 62 Staatsanwälte und Richter des Landgerichts Bamberg, zu dem auch das Amtsgericht Haßfurt gehört, tagen im Rathaus in Königsberg - inklusive Stadtführung und "einem Bombenessen im Gol-denen Stern", wie Bürgermeister Claus Bittenbrünn (FW) bei der Begrüßung formulierte.


Juristen helfen bei der Integration

Doch vor dem Schmaus geht es um ein wichtiges Thema: den Beitrag der Justiz zur Integration der Flüchtlinge. "Wir treffen uns zum kollegialen Austausch, sprechen über das vergangene Jahr, personelle Entscheidungen", erklärt Friedrich Krauß, der Präsident des Landgerichts. Doch das wichtigste Thema in diesem Jahr ist die Integrationsarbeit der Justiz. Krauß selbst wird darüber sprechen - und es liegt ihm offensichtlich am Herzen. "Ich will Werbung für das Integrationsprojekt des baye-
rischen Justizministeriums machen", sagt er.


Juristen als Wertevermittler

"Wir suchen Richter und Staatsanwälte, die bereit sind, Asylbewerber mit Bleibeperspektive zu unterrichten." Die Juristen sollen, so die Idee des Justizministeriums, in die Unterkünfte gehen und den Menschen die deutsche Rechts- und Werteordnung näherbringen. Rechtsbildungsunterricht nennt sich das. "Die Flüchtlinge haben häufig eine andere Werteordnung als wir", beschreibt Krauß die Lage.
Und er hat gleich ein Beispiel aus Bamberg parat: "Ein Asylbewerber hat sich geweigert, in einer Rechtsfrage mit der zuständigen Mitarbeiterin zu sprechen, da sie eine Frau war." Grundlegendes wie die Gleichstellung von Mann und Frau gehöre, so Krauß, zum Alltag und das müsse den Asylbewerbern vermittelt werden. Noch sei das Konzept nicht vollständig ausgearbeitet, solle aber bayernweit gleichermaßen installiert werden. "2016 soll es dann losgehen", sagt der Sprecher des Landgerichts, Nino Goldbeck. Und fügt hinzu: "Wenn wir die Aufgabe auf viele Schultern verteilen können, ist das sicher neben der alltäglichen Arbeit zu bewältigen."