René Hähnlein sieht Familie bedroht

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René Hähnlein
René Hähnlein

Vor dreieinhalb Wochen noch sagte René Hähnlein, dass er die Diskussionen der OB-Kandidaten versäumen müsse, weil er niemanden habe, der sein Kind in dieser Zeit betreut. Inzwischen nennt das Stadtrat...

Vor dreieinhalb Wochen noch sagte René Hähnlein, dass er die Diskussionen der OB-Kandidaten versäumen müsse, weil er niemanden habe, der sein Kind in dieser Zeit betreut. Inzwischen nennt das Stadtratsmitglied (Die Linke) einen zweiten Grund: Er und seine Familie würden bedroht. "Das geht seit mehr als einem Jahr: Mein Auto wurde beschädigt, dann die Reifen zerstochen, der Briefkasten aufgebrochen." Hinzu kamen anonyme Briefe, die zwar keine direkten Bedrohungen enthielten, "aber zeigen, dass da jemand recherchiert hat", wie Hähnlein sagt: Seine Adresse sei darin zu finden, Einzelheiten über seine privaten Verhältnisse. (Anmerkung: Die Redaktion konnte in einen dieser Briefe Einblick nehmen.) "Die Adresse kann man nur über Quellen bekommen, denn bei mir läuft alles übers Büro."

Hähnlein hat die Polizei eingeschaltet, und zwar jeweils, als sein Auto beschädigt wurde (im Sommer 2019) und als ein Brief ankam (Ende November). Stefan Probst, Pressesprecher der Polizei in Coburg, bestätigt, dass die Anzeigen eingingen und bearbeitet werden. Sollte es erforderlich sein, entwickle die Kripo in solchen Fällen ein Präventionskonzept für den Betroffenen, sagt Probst. Auch der Streifendienst sei dann öfter im fraglichen Gebiet unterwegs. "Aber Ansatzpunkte zu finden ist schwierig."

Aus welcher Richtung diese Angriffe kommen könnten, ist Hähnlein ein Rätsel. Fest steht für ihn jedoch: "Das sind keine dummen Leute." Die Briefe seien eingerichtet und abgefasst, "wie man es im Maschinenschreiben lernt, mit den Abständen, der Grußformel". Dass ein Schreiben nicht direkt an ihn gerichtet wurde, sondern an einen Dritten, findet Hähnlein besonders perfide. "Man weiß ja dann nicht, wer da alles informiert wurde."

Mit Drohungen gegen ihn könne er leben, sagt Hähnlein. Die sei er auch gewohnt. Vor allem aus der Neonaziszene sei ihm immer wieder mehr oder weniger deutlich signalisiert worden, dass man wisse, wo er zu finden sei. Aber nun gehe es auch gegen seine Familie. "Irgendjemand sitzt dahier und hat uns auf dem Kicker." Die Vorwürfe gegen ihn - absurd. Das Motiv? In einem der Schreiben geht es darum, seine OB-Kandidatur zu verhindern. Das sei nicht nachvollziehbar, sagt Hähnlein. Denn er habe bei der Wahl ohnehin keine realistische Chance. Was ihn belastet: "Wir sind genötigt, unser Verhalten umzustellen." Er gehe kaum mehr allein aus dem Haus, vor jeder Abfahrt werde das Auto überprüft, Freunde und Nachbarn hat er um Wachsamkeit gebeten. "Man ist abwehrbereit, das nimmt einen auch mit."