Bei den Randalen im Ankerzentrum vor zehn Monaten ging es laut Polizei heftig zur Sache. Ein Dienstgruppenleiter berichtet vor dem Landgericht von seiner Angst, "dass wir in dieser Nachtschicht Verletzte oder gar Tote haben".
Sebastian Martin Als es im Ankerzentrum zum Zusammenstoß zwischen Security-Mitarbeitern und Bewohnern in Block 7 kommt, sitzt ein 38 Jahre alter Polizeibeamter noch mit seinem Kollegen in der Schreibstube der Bamberger Inspektion in der Schildstraße. Wenig später muss er von der Flüchtlingseinrichtung mit dem Krankenwagen ins Klinikum gebracht werden.
Im Ankerzentrum war er von einem Gegenstand am Kopf getroffen worden. Er habe einen Schlag gespürt, erzählt er vor der Jugendkammer des Landgerichts. Welcher Gegenstand es genau war, weiß er nicht mehr. Nur das: "Es hat gescheppert, dann bin ich zusammengebrochen." Er erlitt eine Schädelprellung, wurde von anderen Polizisten, die sich Schilder zum Schutz über den Kopf hielten, in Sicherheit gebracht.
Zuvor war der 38-Jährige mit seinem Kollegen aus der Schreibstube nachalarmiert worden. Sie sollten mit anderen Kollegen die Polizisten im Ankerzentrum verstärken, um die Randale dort in den Griff zu bekommen. Für diese macht die Staatsanwaltschaft vier Eritreer verantwortlich. Sie stehen wegen gefährlicher Körperverletzung und besonders schwerer Brandstiftung vor Gericht.
Stöcke, Steine, Wasserkocher
In der Nacht zum 11. Dezember 2018 soll ein Streit zwischen den Angeklagten und Security-Leuten wegen Ruhestörung eskaliert sein, weshalb die Polizei gerufen wurde. Ein 35 Jahre alter Polizeiobermeister, der mit als Erster vor Ort war, sagt, dass Gegenstände geflogen seien: Stöcke, Steine, ein Wasserkocher. Die "Störer" sollen diese Gegenstände vom Treppenhaus aus nach unten und vor dem Haus auf Polizisten geworfen haben, die nur zum Teil mit Einsatzanzügen und Helm ausgerüstet waren. Auch ein Polizeivideo aus der Nacht existiert.
So traf ein Gegenstand eben den 38-Jährigen, der ohne Helm direkt vor das Haus zu den Kollegen geeilt war. Drinnen sollen die Angeklagten gewütet, die Fenster im Treppenhaus zerstört haben. Den 38-Jährigen soll ein gezielt geworfener Stock - es war wohl eine zwei Kilogramm schwere Aluminiumfolien-Rolle - verletzt haben.
"Ich hatte wirklich Todesangst um mich und meine Kollegen", sagt ein Dienstgruppenleiter der Bamberger Polizei vor Gericht. Die "Störer" seien immer wieder aufgefordert worden, friedlich aus dem Gebäude herauszukommen. Das sei aber nicht passiert. Auch ein "Vermittler" auf Seiten der Bewohner soll die Randalierer nicht zur Einsicht gebracht haben.
Die Polizei forderte zwischenzeitlich die Security-Mitarbeiter auf, von denen einer zuvor auch mit einem Feuerlöscher auf die Randalierer gesprüht haben soll, das Gebäude zu verlassen.