Zweieinhalb Stunden gab's vergnügliche Einblicke in ein gut ausgewähltes Allerlei der Musikgeschichte.
Kurz unterm Dachboden wird es in Sommern schwül. Da bilden Stadtschlösser keine Ausnahmen. Und doch war der großzügig bestuhlte Saal gut besucht. Die zweite Auflage der Sommer-Klassik bot eine "Serenade" und zweieinhalb Stunden vergnügliche Einblicke in ein gut ausgewähltes Allerlei der Musikgeschichte. Das Instrumental-Collegium und drei Stimmen waren dafür verantwortlich.
Man fächerte sich Luft zu. Beiläufig, denn man hatte an diesem Samstagabend als Publikum ja auch noch aufzupassen. Dass man das bei diesen derzeit üblichen Temperaturen gerne tat, hat wohl mehrere Gründe. Lichtenfelser fühlen sich der noch jungen und durch die Stadt sowie das Instrumental-Collegium geschaffenen Klassik-Einrichtung "Sommer-Klassik" verbunden, sind gespannt auf das Programm und natürlich auch auf jemanden wie Malte Müller. Doch auch wenn der Lichtenfelser Tenor in jüngster Zeit landesweit gehäufter aufhorchen lässt, sollte es vor allem auch ein Neunjähriger sein, über den nach Konzertende wertschätzend getuschelt wurde.
Aus dem Gedächtnis gespielt
Clemens Reißenweber hatte sich seit März auf seinen Auftritt vorbereitet. Beispielsweise auf all die frei aus dem Gedächtnis zu spielenden Noten im Allegro von Mozarts Konzert A-Dur für Violine und Orchester KV 219 oder den Umgang mit den Tempowechseln. So stand der Junge da, im Rücken das Collegium und vor sich wohl 160 Besucher. Doch der Junge spielte prima, sorgte für Erstaunen und meisterte sehr schwierige Passagen. Später, im Nachgang, sollte er eingestehen, dass es ihm mit Mozart nun auch ein bisschen reiche und dass er auch seine Freude daran gehabt habe, seinen Opa im Orchester zu wissen. Letztlich sollte auch der Bub in die Erfahrung stehender Ovationen kommen, die dem Ensemble und ihm galten.
Heinz Wilk am Pult
Überhaupt, das Ensemble: In vollständiger Besetzung waren es 30 Musiker, die Dirigent Heinz Wilk zwischen Bläsern und Streichern agogisch auszurichten hatte, zwischen französischer höfischer Musik, Barock und Spätromantik. Denn was mit Charpentiers Prelude aus dem Te Deum, auch als Eurovisionsfanfare bekannt, begann, streifte auch Elgars Serenade e-Moll op. 20.
Was neben dem rein Musikalischen sonst noch zu den abendlichen Annehmlichkeiten der Serenade zählte, war die Form angenehmer Wissensvermittlung. Infotainment, quasi. Verantwortlich hierfür zeichnete Bernd Legal, der sonor moderierend durchs Programm führte, Wissenswertes mit Anekdotischem mixte und Schlagfertigkeit bewies. Als er Händels Arie "Where Ever You Walk" übersetzte und zur Passage kam, bei der Malte Müller von Erquickung und Kühle zu singen hatte, war ein Aufstöhnen im Publikum vernehmlich. "Ich habe Sie offenbar mit meinem Text erreicht", so Legal launig kommentierend.
Mit seiner Art erreichte auch Tenor Malte Müller. Klar, gerade ein Händel bietet die Möglichkeit zu Belcanto-Gesang, aber irgendwie wollte es scheinen, als ob Georg Friedrich Händel Müller auch irgendwie noch besonders guttat; leidenschaftlich, sangeslustig und ausdrucksstark absolvierte Müller zwei Arien für Tenor und Streicher.