Ob Kleinkind oder über 70: Musikschule

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Dietmar Schaffer
Dietmar Schaffer
 
 
 

Infotag  Am Samstag stehen die Türen in der Neustadter Straße offen zum Gucken und Ausprobieren. Ein stressfreier Musizierkreis für Erwachsene soll in diesem Schuljahr aufgebaut werden.

von unserem Redaktionsmitglied 
Carolin Herrmann

Coburg — Es fiedelt und kratzt und hämmert in die Tasten. Und plötzlich findet sich im Wirrwarr der Klänge eine wunderschöne Melodie, mit Herz gespielt, wie das vielleicht nur ein Kind kann. Am anderen Ende des Ganges nimmt ein Bläserensemble schon erstaunlich homogen und sogar ein bisschen jazzig Fahrt auf. - Ein alltäglicher (Spät-)Nachmittag in der Coburger Musikschule, Neustadter Straße 3.
Seit 2003 gibt es diese Musikschule, bei konstant hoher Nachfrage, trotz der geburtenschwachen Jahrgänge und trotz der Verwerfungen, die der G8-Terror an den Gymnasien gebracht hat. "Da haben andere Musikschulen starke Einbußen hinnehmen müssen", berichtet Direktor Dietmar Schaffer, "wir zum Glück bisher nicht. Ende des letzten Schuljahres waren es etwa 470 Schüler, die von 24 Lehrkräften von der musikalischen Früherziehung (zum Teil in Kooperationen mit Kindergärten) bis zur Vorbereitung auf größere Wettbewerbe und Studium unterrichtet wurden.
"Bei den Streichinstrumenten haben wir alles im Angebot", umreißt Schaffer das Potenzial. Dann natürlich Klavier, Klavier, Klavier, Schlagzeug, Gitarren, Blasinstrumente, wobei der Bläserbereich eher mager frequentiert ist, was aber kein schlechtes Zeichen ist. Denn: "Wir haben hier in der Region starke Bläserkapellen, die übernehmen eben viel", so Schaffer.
Initiativ werden möchte die Coburger Musikschule jetzt besonders für das Fagott, Kinderfagott für das Vorschulalter. Gesangsunterricht wird selbstverständlich auch gegeben, ob klassisch oder rockig-poppig modern. Derzeit ist die Nachfrage nach Blockflötenunterricht so hoch, dass es eine Warteliste gibt. "Da könnten wir eine weitere Lehrkraft gebrauchen."
Bereits für die Anderthalb- bis Dreijährigen gibt es den Musikgarten, eine musikalische Krabbelgruppe, für Vier- bis Sechsjährige die musikalische Früherziehung. Für Violine und Cello wird mit der Suzuki-Methode gearbeitet, eine spezielle Unterrichtsweise für Kinder ab 4 Jahren.

Im Ensemble und öffentlich

Beim Infotag am Samstag wird der Großteil der Lehrkräfte da sein. Da kann man erstmal gucken, sich informieren, unter Anleitung auch ausprobieren. Im Saal wird es auch kleine Darbietungen von Schülern geben.
Stolz ist Dietmar Schaffer darauf, dass auch mehr und mehr Erwachsene, sehr wohl auch berufstätige, bei der Musikschule aktiv werden, um ihre Kenntnisse aufzufrischen oder gar, um ganz neu mit einem Instrument anzufangen. "Unser ältester Schüler ist 76", berichtet Schaffer. Er spielt Geige.
Eben für Erwachsene soll in diesem Schuljahr ein eigener Musizierkreis ausgebaut werden - der im übrigen auch offen ist für Externe. Hier soll ohne Leistungsdruck nach Lust und Laune gespielt werden, je nachdem, was eben zusammenkommt. Auftritte? "Na mal sehen", lächelt Schaffer, "Erwachsene scheuen sich da oft."
Die Kinder allerdings, quer durch alle Altersklassen, sollen sehr wohl mehrmals im Jahr in internen oder öffentlichen Vorspielen bis hin zum großen Jahreskonzert im Kongresshaus Bühnen-Feeling bekommen.
In Richtung Politik spricht Schaffer davon, dass es bei der Coburger Musikschule durchaus Ausbaubedarf gebe. Gegenwärtig sind sechs Fachkräfte fest angestellt, mehr wären wünschenswert, gerade weil an der Musikschule eben auch über den unmittelbaren Unterricht hinaus intensive Förderung geleistet wird: Kostenloser Ensemble- und Theorieunterricht. Konzerte und sonstige Auftrittsmöglichkeiten bringen hohen Organisationsaufwand mit sich. Besonders Begabte erhalten immer wieder kostenlosen Zusatzunterricht. "Vor allem die festangestellten Kollegen engagieren sich über das Bezahlte hinaus", betont Schaffer immer wieder.