"Ist es nicht wunderbar an diesem Tag zu sein, es ist ein Privileg" - eröffnete Lehrerin Christiane Marsoun mit einem Lied am die Entlassfeier der neunten Klassen an der Mittelschule in der Aula. 39 S...
"Ist es nicht wunderbar an diesem Tag zu sein, es ist ein Privileg" - eröffnete Lehrerin Christiane Marsoun mit einem Lied am die Entlassfeier der neunten Klassen an der Mittelschule in der Aula. 39 Schüler nahmen ihr Zeugnis entgegen. Mit 24 von 37 zur Prüfung Angetretenen haben gut 60 Prozent von ihnen den qualifizierenden Mittelschulabschluss geschafft.
Die besten Ergebnisse in der Abschlussprüfung erzielten Jana-Anita Sievers (Großheirath) mit Abschlussnote 1,7, dicht gefolgt von Jakob Kruscha (Ahorn) mit 1,8 sowie Alessia LiVecchi (Weitramsdorf) mit 2,0.
Doch für Schulleiter Wolfgang Hoydem geht es um viel mehr als um diese Zahlen: "Einen Menschen macht mehr aus als eine Note: Grundtugenden wie Ehrlichkeit, Kameradschaft, die Bereitschaft sich für andere einzusetzen, nicht nur an sich zu denken und etwas aus seinem Leben zu machen." Gerade zu letzterem hätten alle Abgänger wegen der guten Aussichten auf eine Lehrstelle die "Riesenchance." Mit "Ich wollte doch bloß..." oder "Ich habe doch nur" kämen die jungen Menschen nicht weit, so der Rektor, dazu müssten sie schon "den Arsch hochbekommen".
Ob alle Schüler dies begriffen haben, ob sie dazu das Privileg einer guten Schulbildung tatsächlich zu schätzen wissen, bezweifelte während der Feierstunde nicht nur Hoydem. "Lernst Du wohl, wirst Du gebratener Hühner voll. Lernst Du übel, muss Du mit der Sau zum Kübel." Mit diesem Lutherzitat unterstrich Pfarrer Tobias Knötig die Bedeutung der Schulzeit. Tatsächlich hätten seine Neuntklässler zu seiner Überraschung überwiegend Bereitschaft zur Aneignung von Wissen und die Fähigkeit zur Leistung gezeigt.
Auch Klassenlehrer Thomas Höfer (9b) registrierte stellenweise zu wenig Einsatzbereitschaft. Weil die Jugendlichen nun den "Schonraum Schule" verließen, riet er ihnen ihre Stärken zu nutzen, neugierig und vorurteilsfrei zu sein und schwächere Momente als Herausforderung zu begreifen.
Damit war nicht zu rechnen
Dass zwei Drittel der Neunklässler den Quali schaffen würden, hatte sich sein Kollege Gunther Keller (9a) noch vor einem halben Jahr nicht ausmalen können - erst recht nicht angesichts des "plötzlich einsetzenden allergischen Abwehrschock-Komas" bei Prüfungen und Abfragen. Noch immer sieht der Pädagoge "Platz für Fortschritte in der Charakterentwicklung", er mahnte dazu eigenverantwortliches Handeln an.
Alessia LiVecchi (9a) und Fabienne Nickel (9b) bedankten sich vor allem bei den Lehrkräften. Gegenseitig hätten sie sich das Leben nicht immer leicht gemacht, gaben beide zu. Keller sei aber viel mehr als ein Lehrer gewesen, eher eine Vertrauensperson, sagte Fabienne Nickel: "Sie haben uns gezeigt, wie wichtig Ehrlichkeit und Verantwortung sind, auch wenn wir Ihre Moralpredigten nicht mehr hören konnten." Dabei hätten alle Lehrer "immer nur das Beste" für alle gewollt. Auch wenn sie nicht immer verstanden hätten, für was der Stoff gelernt und gebraucht werde.
Schüler wie Lehrer seien nach zwei intensiven Jahren geschafft, stellte für den Elternbeirat Udo Jahn fest. Schule bedeute Höhen und Tiefen zu durchlaufen.
Jetzt geht es erst richtig los", verkündete Bürgermeister Martin Mittag (CSU). Erst rückwirkend würden alle hoffentlich verstehen, wie wichtig die Begleitung durch die Lehrer und das von ihnen vermittelte Rüstzeug waren. "Gemeinschaft und das Miteinander sind im Leben wichtig", betonte Mittag zum Abschluss.
Bettina Knauth