Annette Urban engagiert sich seit 20 Jahren vielfach ehrenamtlich im kirchlichen Bereich und ist die einzige weibliche geprüfte Kirchenführerin im Kreis. Besonders fasziniert sie die Glosberger Wallfahrtskirche mit ihren vielen Kunstschätzen.
Karl-Heinz Hofmann Die Pfarramtssekretärin im Pfarrbereich "Unteres Haßlachtal", Annette Urban, ist seit fünf Jahren als geprüfte Kirchenführerin im Erzbistum Bamberg tätig. Die Gundelsdorferin war vor fünf Jahren die einzige Frau als Kursteilnehmerin und ist auch heute noch die einzige Frau als zertifizierte Kirchenführerin im Landkreis Kronach. Laut dem Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerkes im Landkreis Kronach, Stephan Renczes, gibt es derzeit im Dekanat Kronach nur noch zwei weitere geprüfte Kirchenführer.
Annette Urban hat seither 96 Führungen in Gotteshäusern, hauptsächlich in der Wallfahrtskirche Mariä Geburt Glosberg, durchgeführt. Unter anderem aber auch Kirchenführungen in Gifting, Burgellern, Sulzbach- Rosenberg, Würzburg, Stockheim, Reitsch, Gundelsdorf, wozu sie jeweils bestellt wurde. Hauptberuflich ist Urban seit Januar 2018 als Pfarramtssekretärin im Pfarrbereich "Unteres Haßlachtal" tätig und dabei für die Pfarreien, Neukenroth, Stockheim und Glosberg, zuständig. Sie ist aber auch sonst ehrenamtlich seit 20 Jahren außergewöhnlich im kirchlichen Bereich engagiert.
Die über 500-jährige Wallfahrertradition der Wallfahrtskirche Mariä Geburt Glosberg habe sie schon immer stark beeindruckt. Bei ihren vielen kirchlichen Ehrenämtern, die sie innehatte, hat sie dies nicht losgelassen. Dies führte schließlich dazu, dass sie sich der intensiven Ausbildung zur geprüften Kirchenführerin stellte.
Ein wundersamer Fund
Als Ursprung der Wallfahrt ist das Jahr 1520 in den Pfarrarchivakten erwähnt. Datiert auf das Jahr 1530, wird öfters darauf hingewiesen, dass eine Stiftungsrechnung vorliegen soll, die als Beweis für den Beginn der Wallfahrt nach Glosberg gilt. In diese Zeit fällt auch der Fund der spätgotischen Muttergottesstatue im Wald auf dem Rauscherberg. Wie die Sage erzählt, wurde die Figur mitten im Wald, an einem Baum hängend, aufgefunden. Dieser Baum wurde, nachdem man einen Opferstock an ihm befestigt hatte, zum Ziel vieler Menschen, und die Madonna fand in der Dorfkirche einen ehrenvollen Platz.
Akten und Protokolle berichten aus dem Jahr 1727 über die Muttergottesstatue, die vom Freitag vor dem Passionssonntag, dem 28. März 1727, bis zum 11. April drei Mal Blut geweint haben soll. Zwar erkannte das fürstbischöfliche Ordinariat das Wunder zu Glosberg nicht an. Dem einfachen gläubigen Volk aber war der Sachverhalt und die seinerzeitigen Zeugenaussagen Beweis genug, um an die Wundertätigkeit der Glosberger Gottesmutter zu glauben, und sie besuchten in gesteigertem Maße die Gnadenstätte. Daraufhin entstand die Wallfahrtskirche Mariä Geburt, die im Jahr 1744 geweiht wurde. Das Gnadenbild im Hochaltar fasziniert heute noch die Besucher.
Ausgiebige Recherchen
Mit Stolz erfüllt die Kirchenführerin allerdings ein wunderschönes Fenster mit buntem Glas, das wie eine "Glorie" über dem Gnadenbild am Hochaltar in das Gotteshaus strahlt. Wohl weit über ein Jahrhundert lag ein besonders schönes Glasfenster in Form einer mehrstrahligen Sonne im Verborgenen, erzählt Urban. Als Pfarrgemeinderätin und Kirchenführerin habe sie lange recherchiert und mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mehrmals korrespondiert, bis Experten eine Augenscheinnahme vor Ort veranlassten, diese Glorie freilegten und wiederherstellten. Im Jahr 2016 war es so weit. Sie spricht heute vom "Sonnenaufgang in der Wallfahrtskirche", wenn sie diesen Anblick den Besuchern erörtert. Und so strahlen auch ihre Augen, wenn sie an den Hochaltar kommt und das Gnadenbild und die Glorie anschaut.
Mit Freude zeigt sie auch auf acht Votivtafeln im Chorraum, die bei Aufräumarbeiten gefunden wurden. Die historisch wertvollen Votivtafeln sind "Wunderzeichen zu Maria Glosberg" und erinnern an wundersame Ereignisse, die von Angehörigen von Schwerstkranken gestiftet wurden, weil diese Heilung nach einem Besuch in Mariä Geburt erlebten. Diese acht Votivtafeln stammen aus den Jahren 1729 bis 1772 wie aus den Inschriften sichtbar wird.