Als der Mensch sesshaft wurde, wurde ihm schnell klar, dass er die Gewässer schützen muss. Im Mittelalter gab es bereits Wassergesetze. Das aktuelle Wasserr...
Als der Mensch sesshaft wurde, wurde ihm schnell klar, dass er die Gewässer schützen muss. Im Mittelalter gab es bereits Wassergesetze. Das aktuelle Wasserrecht in Bayern fußt auf Verordnungen aus der Zeit um 1850, als den "schädlichen Eigenmächtigkeiten" ein Riegel vorgeschoben wurde. Das Wasserrecht verpflichtet heute zur Nachhaltigkeit im Umgang mit der Lebensgrundlage, dem Lebensraum und dem nutzbaren Gut "Wasser".
Neue Entnahmestelle
Die Lebensader Main war stets ein nutzbares Gut für die Schweinfurter Industrie, "die mit dem Wasser verantwortungsvoll umgeht, die die gesetzlichen Vorgaben übererfüllt", sagt Ralph Köberlein, der im Rathaus für das Wasserrecht zuständig ist.
Anlass des Gesprächs ist der Neubau einer Entnahmestelle zwischen dem Mainkraftwerk und der Eisenbahnbrücke, die die Schaeffler Technologies AG & Co. KG mit Mainwasser für Kühlungen und technische Produktionsabläufe versorgen wird.
Schaeffler, ZF Sachs und SKF (und auch das Gemeinschaftskraftwerk GKS) entnehmen dem Fluss Jahr für Jahr einige Millionen Kubikmeter Wasser, das vorgereinigt fast vollständig dem Main wieder zugeführt wird.
Aus dem Jahr 1918 stammt ein erster Eintrag über eine Wasserentnahme für die Industrie im Wasserbuch der Stadt. Die Genehmigung ging an die Erste automatische Gussstahlfabrik, vormals Friedrich Fischer, heute Schaeffler.
Geregelt waren die Mengen, auch jene bei Niedrigwasser, die sofortige Rückführung und der Ausschluss von Ölen und anderen Schadstoffen im Abwasser.
"Das Wasser vergibt keine Sünden", meint Köberlein, der die lückenlose Dokumentation durch die Großbetriebe, die permanent die Wasserqualität in der Ableitung untersuchen, lobt. Parallel prüft das Wasserwirtschaftsamt.
Für die Industrie ist die Nutzung des Mainwassers vor allem aus Kostengründen, aber auch weil das Mainwasser weicher als das Trinkwasser ist, interessant.
Bis 25 Grad ist alles in Ordnung
Außer der Sauberkeit wird bei der Rückführung die Wassertemperatur getestet, denn der Main soll sich nicht über Gebühr aufheizen. "Bis zu 25 Grad geht alles in Ordnung", so Köberlein. Bei 25 Grad beginnt die Warnstufe, bei 27 Grad der Alarm.
Entnahmen werden dann beschränkt oder eingestellt, das Abwasser muss kräftiger als im Normalbetrieb abgekühlt werden, Trinkwasser muss dem Fluss zugeführt werden.
Der Alarmplan für den staugeregelten Main von Kahl (Flusskilometer 66,6) bis Bischberg (384,2) berücksichtigt keine Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen, sondern das langfristige ökologische Gleichgewicht. Erstmals erstellt wurde der Alarmplan für den Main vor zwei Jahren. Bei Unfällen sind die Polizei oder etwa der Katastrophenschutz gefordert.
Im grünen Bereich
In diesem Sommer blieb die Wassertemperatur des Mains stets im grünen Bereich, ebenso der Sauerstoffgehalt. Der Spitzenwert 2016 wurde am 25. Juli mit 22,7 Grad gemessen.
Im heißen Sommer 2015 wurde die Höchstmarke mehrmals überschritten, sogar an drei aufeinanderfolgenden Tagen und bei einem bis zum Grenzwert absinkenden Sauerstoffgehalt. Jetzt, am Dienstag, hatte der Main - durch die vielen Staustufen auch als Seenfluss eingeordnet - eine Temperatur von 19 Grad. Grundsätzlich muss jede Wasserentnahme aus Oberflächengewässern in Bayern genehmigt werden, außer man schöpft mit der Kelle oder der Gießkanne.