Klaus Wübbenhorst: 3,5 Millionen Lichter strahlen deutlich heller

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Klaus Wübbenhorst
Klaus Wübbenhorst

von unserem Redaktionsmitglied  Peter Groscurth Bamberg — Die "100 Meilen um Nürnberg" und ihr Stopp in Bamberg brachte Besucher auf dem Maxplatz mit einem Begriff in Verbindung, d...

von unserem Redaktionsmitglied 
Peter Groscurth

Bamberg — Die "100 Meilen um Nürnberg" und ihr Stopp in Bamberg brachte Besucher auf dem Maxplatz mit einem Begriff in Verbindung, der vielen zwar bekannt ist, aber gleichzeitig auch immer eigenartig weit weg erscheint: Metropolregion Nürnberg. Doch was steckt hinter der Idee eines gemeinsamen Großraums um die Noris herum, der auch Bamberg sowie weite Teile Frankens bis hinüber nach Südthüringen umfasst?
Professor Klaus Wübbenhorst, früherer Chef des Nürnberger Marktforschungs-Riesen GfK, trommelt als Wirtschafts-Vorsitzender für das Projekt Metropolregion. Im Gespräch erklärt er zur Frage nach der Notwendigkeit eines solchen Verbundes: "Früher kochte jede Kommune und jeder Kreis sein eigenes Süppchen. Vor zehn Jahren gab es daher die Gründung der Metropolregion Nürnberg, in der heute etwa 3,5 Millionen Menschen leben und ein Bruttoinlandsprodukt von 110 Milliarden Euro erwirtschaften. Das entspricht damit der Leistungsfähigkeit Ungarns."
Die Aufgabe der Metropolregion sei es laut Wübbenhorst von Anfang an gewesen, Stärken zu bündeln und Aufmerksamkeit zu erzeugen. "Denn klar ist: Wenn ein Menschen ein Licht in der Nacht hochhält, leuchtet er wenig. 3,5 Millionen Lichter aber strahlen deutlich heller", hebt der Top-Manager hervor.
Gerne spricht er auch von der "Heimat der Kreativen". Und zwar für ein Gebiet, das auch dank seiner Vielfältigkeit einzigartig sei. Hier nennt Wübbenhorst das Nebeneinander von Städten wie Nürnberg, Fürth, Erlangen, Bamberg oder Bayreuth inmitten von Landschaften wie der Fränkischen Schweiz, dem Fichtelgebirge oder dem Aischgrund und dem Steigerwald.

Attraktiv für Führungskräfte

"Der Reichtum an solchen Facetten wird nun dank der Metropolregion deutlicher in aller Welt wahrgenommen", stellt der Wirtschafts-Vorsitzende fest. Der Vorteil für heimische Unternehmen: Fach- und Führungskräfte wissen um die Attraktivität der Metropolregion. Wübbenhorst nennt einige der Gründe: "Hier finden die Menschen ein familienfreundliches Umfeld mit einer tollen Infrastruktur und einem reichhaltigen kulturellen Angebot." Eine Vielfalt, von der auch Bamberg profitiert. Schließlich ist die Domstadt im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg. Weltkonzerne wie Bosch oder Brose haben das Potenzial längst erkannt und engagieren sich als sogenannte Leuchtturm-Unternehmen mit zusätzlichen finanziellen Beiträgen.
Auf diese Weise konnte ein innerbayerisches Gegengewicht zum Großraum München geschaffen werden. Der Nutzen solcher regionaler Netzwerke ist zudem wissenschaftlich belegt. Ein wesentlicher Faktor spielt dabei die Transparenz: So lernten sich Beteiligte, die in der gleichen Branche tätig sind, besser kennen. Eine Untersuchung habe gezeigt, dass sich dies sogar auf deren wirtschaftlichen Erfolg auswirkt: Dank des Austausches würden Firmen länger überleben und sogar größere Wachstumsraten bei der Beschäftigung besitzen.
Aber nicht nur Unternehmen haben Vorteile, belegen neue Befragungen, ergänzt Wübbenhorst: "95 Prozent der Menschen sagen, dass sie sich hier wohlfühlen." Nur das Image lasse noch etwas zu wünschen übrig, wie der frühere GfK-Chef gesteht. Er zitiert in diesem Zusammenhang den Vorstand der Nürnberger Messe, Peter Ottmann. Der spreche gerne vom Image der netten Tante, das die Metropolregion habe: brav, bieder - kurz: etwas unsexy.

Fehlt der "scharfe Cousin"?t

Es fehle einfach der "Pepp der scharfen Cousine", wie es der frühere GfK-Chef bildhaft nennt. Die Vorstellung, es gebe in der Region nur Bratwürste, Bier und einige altehrwürdige Sehenswürdigkeiten, greife viel zu kurz. "Unsere Uni-Städte wie Bamberg haben schließlich eine lebendige, frische Studenten- und Firmengründer-Szene. Wir müssen auf der Landkarte der Entscheider sein. Unsere Stärken zu stärken ist dabei wichtig, wie etwa in der Automobil- oder Medizintechnik."
Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) war von Anfang ein starker Befürworter der Metropolregion, er ist sich sicher: "Ich glaube schon, dass es uns gelungen ist, den alten Reim fränkisch-zänkisch auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen." Mit dem Zusammenschluss sei vielmehr ein Miteinander von Politik und Wirtschaft geschaffen worden, das es vorher so nie gegeben habe.
Aber müssen nun die Bamberger Angst davor haben, ihre Identität in der Metropolregion zu verlieren? Wübbenhorst schüttelt entschieden den Kopf: "In einer zunehmend globalisierten Welt nimmt das Gefühl für die Heimat zu. Bamberg ist und bleibt ein typischer Vertreter der Metropolregion. Es ist eine überschaubare Stadt mit viel Geschichte, in der man sich auch als Gast sofort zu Hause fühlt."
Und es gibt ja auch noch das Top-Team der Brose Baskets. Durch die Basketballer hat die Metropolregion einen Werbeträger, der um einiges erfolgreicher ist als der 1. FC Nürnberg oder die SpVgg Greuther Fürth.