Isolde Weidners Gedichten wollen das Herz der Leser berühren

2 Min
Isolde Weidner mit ihrem Gedichtband "Du hast mein Herz berührt" Foto: Markus Häggberg, gemalt von Alissa
Isolde Weidner mit ihrem Gedichtband "Du hast mein Herz berührt" Foto: Markus Häggberg, gemalt von Alissa

Alfredo weiß von nichts. Alfredo heißt auch gar nicht Alfredo, sondern Alfred. Aber jetzt in diesem Moment nennt seine Frau Isolde Weidner ihn so, ist fröhlich und schickt ihn in den Keller oder so. D...

Alfredo weiß von nichts. Alfredo heißt auch gar nicht Alfredo, sondern Alfred. Aber jetzt in diesem Moment nennt seine Frau Isolde Weidner ihn so, ist fröhlich und schickt ihn in den Keller oder so. Die Auflage ist gekommen: 750 Bücher, und Alfredo hat sie selbst noch nicht gesehen. Eine Szene im Vorfeld des 22. September. Dann wird Isolde Weidner eine Lesung halten, ein bisschen Heimkehr inklusive.

Dann und wann, unterwegs oder sonstwo, fallen ihr Gedichte ein, Textfragmente oder eine besondere Weise, einen Gedanken stimmig zu bebildern. So wie auf der Seite des neuen Buches, auf der aus Schnittlauchschnipseln ein steinernes Herz auftaucht. Was die Frau bewegt, ist Spiritualität christlicher Prägung. Neben der Hankirche in Prächting war in ihrer Kindheit ihr Zuhause, dort hat sie die Kommunion begangen, dort hat sie geheiratet. Dort soll sich am 22. September um 16 Uhr aber auch ein kleiner Kreis schließen, der zu einem 44 Texte beinhaltenden Gedicht- und Spruchband geführt hat.

Am Anfang war eine Krise. Die liegt Jahre zurück und besonders zwischen 2007 und 2010 geschah eine Glaubensvertiefung. Pater Anselm Grün habe sie kennengelernt und das Stadtkloster Würzburg als "spirituelle Tankstelle", erklärt die zierlich wirkende Person, die feinfühlig wirkt und die sich im Gespräch so oft ob ihrer Wortwahl unterbricht. Intuitiv sucht sie zu erfassen, ob dieses oder jenes Wort den Kern einer Sache überhaupt trifft oder nur streift.

Das verführt zu einer Frage: "Sehen Sie sich als Künstlerin oder als Trösterin?" "Das ist zu hoch gegriffen", antwortet sie zu dem Teil mit dem Trösten. Das mit der Künstlerin sehe sie aber "ein Stück weit" schon so, auch wenn das nicht bedeute, sich Gedichte abringen zu müssen. Was ihr keine Ruhe lasse, sei auch gar nicht das Warten oder Erarbeiten von Gedanken, sondern das Gefühl, dass an bestehenden Gedanken etwas "nicht rund ist". Es ist das Nacharbeiten, was Arbeit bedeutet.

Ein entschleunigtes Leben

Die Frau hat kein Handy. Ein entschleunigtes Leben, bewusst so gewählt. Man sitzt im Garten, und den nennt sie "meine Seelenoase". Wenn sie müde und erschöpft ist, so die Frau, die beruflich in einer Lohnsteuerstelle arbeitet, ziehe sie sich hierher zurück. "Ich rase gerne mit dem Rasenmäher", erklärt sie einen Vorgang, der noch eine gewisse Nachbarschaft zur Meditation vermuten lässt. Dass sie rasen kann, glaubt man gleich, wenn man erlebt, wie leichtfüßig die Frau gartengestalterische höhere Elemente meistert, von kleinen Anhöhen springt oder sich für ein Foto mit einem Satz auf einen steinernen Vorsprung begibt. "Ich tanz' durchs Leben", sagt sie dabei lachend und erzählt von ihrer Vorliebe für Standardtänze. Dabei legt sie ihre Hand kurz auf die Stirn des "Sternenguckers", so nennt sie eine schwarze Plastik, die mit zu Schlitzen verengten Augen in den Himmel schaut.

Sie selbst schaut auch, für ihre Texte auf ihr Innenleben und auch auf das, was ihr durch ihr Engagement für die sozialen Betriebe der Laufer Mühle begegnet. Dann und wann lese sie selbst Gedichte, wenngleich mit Einschränkung: "Ich bin nicht jemand, der Gedichte liest, um selber Gedichte zu schreiben."

Auf 44 Gedichte nebst Bebilderung wird man in ihrem dritten Büchlein stoßen. Aus einem Fundus von über 6000 eigenen Bildern, entstanden in den vergangenen acht bis zehn Jahren, habe sie geschöpft. Sie haben mit den Texten daneben in einer Auflage von 750 Stück zu korrespondieren. Zu hören werden sie am 22. September um 16 Uhr in der Hankirche sein, in einer konzertanten Lesung.