Ein mystisches Heilmittel

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So sieht das Harz aus, wenn es aus dem Myrrhe-Baum austritt.
So sieht das Harz aus, wenn es aus dem Myrrhe-Baum austritt.
Fotos: Evi Seeger
Elke Puchtler (rechts) ließ Besucher des Vortrags den typischen Geruch der Myrrhe schnuppern.
Elke Puchtler (rechts) ließ Besucher des Vortrags den typischen Geruch der Myrrhe schnuppern.
 

Die Besucher eines Vortrags im Maba-Kräutergarten erfuhren, was ein spezielles Baumharz alles bewirken kann.

Ein Hauch von Mystik umgibt sie. In Schriften der Antike kommt sie ebenso vor wie in medizinischen Rezepturen. Selbst während der Corona-Pandemie diskutierten Fachleute über die präventiven und therapeutischen Eigenschaften der Myrrhe. Kein Wunder also, dass die aus dem arabischen Raum stammende Myrrhe auch in der Bibel immer wieder eine Rolle spielt. Prominentestes Beispiel sind die Gaben der heiligen drei Könige an den neugeborenen Jesus: Sie brachten dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe. Allesamt Geschenke, die in der damaligen Welt Kostbarkeiten darstellten.

Ein ganz besonderes „Kräutlein“ also, in dessen Geschichte die Besucher eines Vortrags über die Arzneipflanze des Jahres im Maba-Kräutergarten einsteigen konnten. Adolf und Hedi Wedel hatten Elke Puchtler und Tobias Niedenthal von der Würzburger „Forschergruppe Klostermedizin“ als Referenten eingeladen. Wobei es sich bei der Myrrhe keineswegs um ein „Kraut“, sondern vielmehr um das Harz des Myrrhe-Baumes handelt. Übrigens nicht zu verwechseln mit der „Myrte“, worüber sich die Autorin dieses Berichts belehren ließ.

Gegen Pest und Cholera

Als eine „Linie“ ziehe sich die Myrrhe von der Verwendung im alten Ägypten über die Seuchen von Pest und Cholera über Jahrtausende hindurch. Bis hinein in die moderne Medizin, wie die Referenten deutlich machten. Als Arzneimittel sei die Myrrhe bei Magen-Darm-Erkrankungen, zur Wundbehandlung und als Mittel zur Mundspülung verwendet worden. In Pestzeiten habe man Myrrhe-Mischungen verbrannt, um damit Kleider von Kontaktpersonen zu reinigen. Aber auch die Pestkranken selbst ließ man den Rauch einatmen. Den Räuchersubstanzen für kultische Handlungen sei fast immer Myrrhe beigemengt worden. Die Verbindung zum Göttlichen werde bis heute durch die Räucher-Symbolik der Kirche deutlich. Myrrhe sei auch den Salben für die Einbalsamierung der Toten beigemischt worden. Wohl darauf basiert die Legende der Maria Magdalena . In der Heiligengeschichte werde sie als die „Myrrhe-Trägerin“ mit dem typischen Gefäß dargestellt. Als eine der ersten Frauen soll sie sich mit wohlriechenden Salben zum Grab aufgemacht haben, um den Leichnam Jesu zu balsamieren. In verschiedenen Regionen Europas werde sie daher als die Schutzpatronin der Apotheker verehrt.

Heute gehe man von desinfizierenden und antibakteriellen Effekten der Myrrhe aus. Als Mundspülung soll die Lösung gegen Bakterien und Viren, beispielsweise auch bei Herpes , wirken. Auch gegen Pilze wie den Candida albicans, der vor Jahren „in aller Munde“ war, soll Myrrhe gute Dienste leisten.