Die Alt-Katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus in Coburg ist am kommenden Sonntag, 18. September, Gastgeberin eines ökumenischen Gottesdienstes. Dabei geh...
Die Alt-Katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus in Coburg ist am kommenden Sonntag, 18. September, Gastgeberin eines ökumenischen Gottesdienstes. Dabei geht es um die Wiedersichtbarmachung einer hebräischen Textinschrift über dem Eingang der kleinen Nikolauskapelle am Coburger Rosengarten.
Der Autor Hubert Fromm spricht in seinem Buch "Die Coburger Juden" (Coburg, 1990) mit Blick auf die zerstörte Inschrift der Sandsteinkartusche gar von einer "Wunde", die man der einstigen Coburger Synagoge zugefügt habe. Freilich geschah diese Zerstörung, entgegen älteren Vermutungen, erst in der Nachkriegszeit. Die in hebräischer Sprache und Schrift verfasste Inschrift wurde herausgeschlagen und teilweise übermalt.
Später lehnte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Anbringung eines bloßen Alternativtextes mit dem Hinweis ab, "dass die hebräische Inschrift immer noch in Konturen lesbar sei und als letzter Hinweis auf die Benutzung als Synagoge aus denkmalpflegerischer Sicht erhalten werden müsse" (zitiert nach Hubert Fromm).
Die Wiedersichtbarmachung geschah jetzt aber nicht durch eine komplette Wiederherstellung dieser Sandsteinkartusche. Als Lese- und Verständnishilfe für den heutigen Betrachter hat der Coburger Werbetechnikhersteller Schreiner GmbH eine Glasplatte vor der Sandsteinkartusche angebracht. In hebräischer Schrift und Sprache heißt es dort nun wieder: "Dies ist das Tor zu Gott", Psalm 118, 20. Martin Luther übersetzte: "Das ist das Tor des Herrn." Die im 15. Jahrhundert erbaute St.-Nikolaus-Kapelle diente von 1873 bis 1929 als Synagoge der einstigen Jüdischen Gemeinde Coburgs.
Das Gotteshaus befindet sich im Eigentum der Stadt Coburg. Da die Nationalsozialisten schon im Jahr 1929 die Coburger Kommunalpolitik dominierten, endete die Nutzung der Kapelle durch die Jüdische Gemeinde schon vier Jahre vor der Machtergreifung durch Adolf Hitler. Die kleine St.-Nikolaus-Kapelle stand einst neben dem Siechenhaus, damals ein Krankenhaus. Die Kapelle diente und dient im Laufe ihrer Geschichte insgesamt fünf Konfessionen. Neben der Jüdischen Gemeinde feierten dort auch römisch-katholische, evangelisch-lutherische und baptistische (evangelisch-freikirchliche) Christen ihre Gottesdienste. Seit 1962 ist die Nikolauskapelle das geistliche Zentrum der Alt-Katholiken aus Coburg und Umgebung.
Der ökumenische Gottesdienst am kommenden Sonntag, 18. September, beginnt um 14 Uhr am Platz vor der Kapelle.
Dabei wirken neben den alt-katholischen Gastgebern auch Christen aus den befreundeten Partnerkirchen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) in Coburg mit.
Mit dabei ist auch die Rabbinerin Antje Yael Deusel aus Bamberg. Es spielt der Posaunenchor Ahorn.
mako