Großgemeinde wird 50 Jahre alt

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Weilersbach - in der Mitte die Wallfahrtskirche St. Anna, im Vordergrund Unterweilersbach, im Hintergrund Oberweilersbach Fotos: Heidi Amon
Weilersbach - in der Mitte die Wallfahrtskirche St. Anna, im Vordergrund Unterweilersbach, im Hintergrund Oberweilersbach  Fotos: Heidi Amon
Matthias Striegel
Matthias Striegel
 
Stefan Rößler
Stefan Rößler
 
Dietmar Erlwein
Dietmar Erlwein
 
 

Oberweilersbach, Unterweilersbach und Reifenberg schlossen sich am 1. Juli 1970 freiwillig zusammen. Die Jubiläumsfeier in Weilersbach muss auf 2021 verschoben werden. Auch drei Erstgeborene feiern ihren 50. Geburtstag.

50 Jahre ist es her, dass im Vorgriff auf die Gemeindegebietsreform in Bayern die Großgemeinde Weilersbach in ihrer heutigen Form gegründet wurde. Die bis dahin eigenständigen Gemeinden Oberweilersbach, Unterweilersbach und Reifenberg hatten sich freiwillig zur Einheitsgemeinde Weilersbach zusammengeschlossen.

Damit waren die drei Gemeinden im Landkreis Ebermannstadt die ersten, die die Notwendigkeit der Neuordnung erkannten und tätig wurden, etwas Altes beendeten und etwas Neues begannen. Damals gab es aber auch durchaus Fragen, ob die drei Dörfer in der neuen Großgemeinde richtig aufgehoben sein würden. Doch heute weiß man: Es war der richtige Weg. Die Gemeinde hat sich bestens entwickelt.

Die drei Ortsteile tragen mit ihren einzigartigen Stärken und Besonderheiten zu einem vielfältigen und attraktiven Gesamtbild und einem lebendigen Miteinander bei. "Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte" sagte Marco Friepes (CSU/AB), der neu gewählte Bürgermeister der Gemeinde Weilersbach. Der 50. Geburtstag sei allemal eine Feier wert.

Apropos Jubiläumsfeier: Sie sollte am ersten Juli-Wochenende stattfinden. Die Vorbereitungen liefen bereits. Ein Fest für die ganze Gemeinde sollte es werden mit einem bunten Programm. Doch dann kam Corona und machte einen Strich durch die Rechnung. Das neu gewählte Ratsgremium beschloss in seiner Mai-Sitzung, die 50-Jahr-Feier auf 2021 zu verschieben.

50 Jahre Gemeinde Weilersbach sind auch ein Anlass, in den Rückspiegel zu schauen auf eine aufstrebende Gemeinde am Eingang zur Fränkischen Schweiz, sechs Kilometer nordöstlich der Großen Kreisstadt Forchheim gelegen; eine Gemeinde mit einer intakten Infrastruktur, in der sich Tradition und Zukunft, bäuerliche Landwirtschaft und Moderne ergänzen. Sie ist Heimat für Generationen von alteingesessenen, traditionsbewussten Familienstämmen und wurde in den Jahrzehnten zugleich Heimat von unzähligen Neubürgern, die die fränkische Gemeinde lieben gelernt haben.

Gut 2014 Einwohner verteilen sich auf 8,61 Quadratkilometer. "Die schöne Landschaft, die guten Dorfstrukturen und Dorfgemeinschaften sowie die notwendige Grundversorgung des täglichen Bedarfs machen unsere Gemeinde so lebenswert", ist sich Bürgermeister Friepes sicher. Auch die gute Verkehrsanbindung an die Kreisstadt Forchheim und die nahe gelegene Autobahnzufahrt bieten Vorteile. Auch werden von der Bevölkerung die zahlreichen Wanderwege sowie die seit 1999 fertiggestellten Radwege zwischen Reuth, Weilersbach, Ebermannstadt und Richtung Kirchehrenbach sehr gut angenommen.

In den vergangenen 50 Jahren hat sich viel ereignet. Die amtierenden Bürgermeister während dieser Jahrzehnte waren Georg Amon (†), Adam Martin, Anton Dennerlein und Gerhard Amon, sei Mai ist es Marco Friepes. Was im Nachhinein gesehen bestens gelungen ist, nur beispielhaft: der Bau der Kanalisation in Weilersbach, Straßenausbau, Baumaßnahmen Schule, Turnhalle und Feuerwehrhaus, der Erweiterungsbau von St. Anna, die Dorferneuerung im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens, die Wasser- und Abwasserversorgung in Reifenberg.

Wohnraum und Gewerbe

Positive Spuren haben auch die Bereitstellung von Wohnbau- und Gewerbeflächen hinterlassen. Das Nahversorgungszentrum Edeka-Markt mit Bäckerei und Tankstelle konnte realisiert werden. Durch die Erschließung von Bauflächen ist die Einwohnerzahl gestiegen.

Ein besonderes Augenmerk galt der Kinderbetreuung. 1977 ging der neu errichtete Kindergarten am Anger in Betrieb, der vor einiger Zeit mit einer Kinderkrippe erweitert wurde- Letztere wiederum soll erneut vergrößert werden soll.

Neben den Investitionen der Gemeinde haben aber auch zahlreiche Initiativen und Investitionen von Bürgern, von Vereinen und Unternehmen zur guten Entwicklung beigetragen. Auch verfügt die Gemeinde über Angebote im gesellschaftlichen, kirchlichen, kulturellen und Freizeitbereich,

Worauf die Weilersbacher stolz sind, ist die vielfältige und lebendige Vereinslandschaft, in der das Thema Ehrenamt großgeschrieben wird. Dies zeigt unter anderem auch das beachtliche Engagement der beiden Feuerwehren Weilersbach und Reifenberg und des SV Gloria mit der Schaffung eines Vereinsheims mit Sportanlage 1974.

Bekannt geworden über die Ortsgrenze hinaus sind die Feste wie die Musikerkerwa des Musikvereins an Pfingsten, das St.-Anna-Fest, das Backofenfest des Heimat- und Trachtenvereins am ersten September-Wochenende oder der Adventsmarkt. Neu hinzugekommen ist das Dorffest in Reifenberg.

Erwähnt sei nicht zuletzt die offizielle Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden Weilersbach in Oberfranken und Weilersbach/Stadt Villingen/Schwenningen Ebene seit 2000. Ebenso bestehen freundschaftliche Kontakte zwischen Reifenberg und der Gemeinde Speinshart/Oberpfalz.

Vieles war in den vergangenen Jahren im Gespräch. Ein Gedanke war etwa die Schaffung eines soziokulturellen Dorfmittelpunkts. "Dazu gibt es erste Ideen", erklärt der Gemeindechef. Derzeit sei laut Friepes aber auch so einiges in Bewegung: unter anderem eine Baugebietsausweisung (Kirchenstraße), die energetische Sanierung der Schule mit Turnhalle, Austausch alter Wasserleitungen sowie Modernisierung der Hochbehälter und Erweiterung des Feuerwehrhauses. Auch die Unterstützung bei den Neubauten der Vereinsheime für Musiker und Schützen sowie bei der Modernisierung der Sportanlage ist angedacht.

Aber ging es bei dem Zusammenschluss nicht auch um Identität und Gefühle? Konnten aus Reifenbergern, Unterweilersbachern oder Oberweilersbachers plötzlich Weilersbacher werden?

Als Resümee lässt sich nach 50 Jahren sagen: Aus den drei kleinen Selbstverwaltern ist ein funktionierendes Großes geworden. Bei dieser Vernunftehe zeigten die Oberweilersbacher, Unterweilersbacher und Reifenberger ein hohes Maß an Kraft für Neuerungen.

Anlässlich der 30-Jahr-Feier im Mai 2000 wurde von der Gemeinde das Heimatbuch "Weilersbach - eine Gemeinde am Eingang der Fränkischen Schweiz" herausgegeben. Neben der Vermittlung von Wissen und Fakten soll es dazu beitragen, einen lebendigen Bezug zur fränkischen Heimat herzustellen und zu erhalten. Dieses Buch kann erworben werden im Bürgerbüro der Verwaltungsgemeinschaft Kirchehrenbach für elf Euro.

Grund zum Feiern gibt es auch für drei Weilersbacher: für Matthias Striegel, Stefan Rößler und Dietmar Erlwein. Zusammen mit der Großgemeinde Weilersbach werden sie 50 Jahre alt. Sie waren die ersten Bürger der am 1. Juli 1970 neu entstandenen Großgemeinde.

Der erste Erdenbürger der "Großgemeinde Weilersbach" war Matthias, der am Abend des 5. Juli 1970 das Licht der Welt erblickte und der erste Sohn der Eheleute Eugenie und Michael Striegel war. Doch Stefan und Dietmar ließen nicht lange auf sich warten und wurden schon einige Stunden später geboren, am 6. Juli 1970. Stefan war seinerzeit das dritte Kind des Ehepaares Angelika und Alfred Rößler, Dietmar das siebte von Gunda und Siegfried Erlwein.

Und weil von dem kleinen Baby-Trio Matthias der Erstgeborene der Großgemeinde war, hatte er bei seiner Taufe einen prominenten Paten: Landrat Franz Josef Kaiser. Der Landkreischef hatte damit sein Versprechen eingelöst, beim Zustandekommen der größeren Gemeinde Weilersbach die Patenschaft des ersten Neugeborenen in der Einheitsgemeinde zu übernehmen. Und so kam es dann. Als Willkommensgeschenk überreichte er 100 Mark.

Für das Dorf war dies vor 50 Jahren ein besonderes Ereignis, das auch in der Zeitung zu lesen war. Den Striegels gratulierten Freunde sogar vor dem Haus im Hof mit Glückwünschen auf einer Getränketafel. Und glaubt man den Erzählungen alteingesessener Zeitgenossen, sollen die Väter vor der Geburt ihrer Kinder im Gasthaus Schütz spaßhalber eine Wette abgeschlossen haben, wessen Nachwuchs zuerst auf die Welt kommt. Worum sie gewettet hatten, ist nicht bekannt.

Bodenständig geblieben

Was ist aus der Dreiergruppe geworden? Ob nun Matthias, Stefan oder Dietmar: Sie sind bodenständige Weilersbacher, geboren in Ebermannstadt und aufgewachsen in Weilersbach. Matthias erlernte den Beruf eines Maschinenbauers und ist nun Betriebsmeister bei der Firma Stark-Maschinenbau in Forchheim. Stefan wurde Schlosser und Nebenerwerbslandwirt . Dietmar absolvierte die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker. Seit einigen Jahren arbeitet er bei der Firma Geiger in Rüssenbach.

Ihren runden Geburtstag feiern alle drei im Kreise ihrer Familien. In der Großstadt oder irgendwo anderes zu leben, kann sich keiner von ihnen vorstellen. "Dafür sind wir zu heimatverbunden", meint Matthias Striegel. "Man hat hier seine Verwandten und Freunde und im Dorf kennt jeder jeden. Wenn man Hilfe benötigt, ist man immer füreinander da", ergänzt Stefan Rößler. Und Dietmar Erlwein weiß: "Auch der Arbeitsplatz ist nicht weit entfernt und man bekommt ja fast nahezu alles vor Ort."

Auch das Vereinsleben in Weilersbach liegt ihnen sehr am Herzen, vor allem Dietmar Erlwein der SV Gloria, dem er seit 42 Jahren angehört und bei dem er aktiver Spieler und Trainer war. Außerdem brauchen sie die wunderschöne Natur und Gegend um sich herum mit ihren fränkischen Brauchtümern. Genauso gerne gehen sie auf einen Bierkeller.

Einen Wunsch haben die drei Weilersbacher Erstbürger für die Zukunft gemeinsam: In der Gemeinde Weilersbach zu bleiben, in der der Begriff Heimat einen guten Klang hat, weil hier ihre Heimat ist.