Gertrud Raum ist 95 Jahre und reiselustig

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Mit Alt-Stadträtin Adelheid Bauer-Müller, einer früheren Arbeitskollegin aus dem Ihl-Verlag, und Stadträtin Gabriele Morper-Marr gratuliert die Kommunalpolitik gleich im Doppelpack Gertrud Raum. Foto: Martin Koch
Mit Alt-Stadträtin Adelheid Bauer-Müller, einer früheren Arbeitskollegin aus dem Ihl-Verlag, und Stadträtin Gabriele Morper-Marr gratuliert die Kommunalpolitik gleich im Doppelpack Gertrud Raum.  Foto: Martin Koch

Gerade erst ist Gertrud Raum 95 Jahre alt geworden, und schon wieder hat sie die Reiselust gepackt. Von ihren Freunden und ihren Familienangehörigen wird si...

Gerade erst ist Gertrud Raum 95 Jahre alt geworden, und schon wieder hat sie die Reiselust gepackt. Von ihren Freunden und ihren Familienangehörigen wird sie deshalb durchaus liebevoll "die Reisetante" genannt. Erst im August war sie mit ihrer Schwester Ursel auf der Donau zwischen Passau und dem Mittelmeer unterwegs. Und nachdem sich der Geburtstagstrubel gelegt hat, reist sie demnächst für weitere zwei Wochen nach Marbach am Neckar. Aber am vergangenen Freitag wurde erst einmal groß gefeiert, denn 95 Jahre wird man ja nur einmal im Leben.
Aber in einem Punkt ist Gertrud Raum auf jeden Fall erstaunlich standorttreu. Sie wohnt noch heute in dem Haus, in dem sie am 23. September 1911 als zweites von vier Kindern der Eheleute Fritz und Margarete Rothe auf die Welt gekommen ist, in der Vorderen Kreuzgasse im Schatten der Heilig-Kreuz-Kirche. In diesem Gotteshaus konnte sie inzwischen ihr 80. Konfirmationsjubiläum feiern.
Gertrud Raum, damals noch Rothe, besuchte zunächst vier Jahre lang die Heilig-Kreuz-Schule. Es folgten drei Jahre am heutigen Gymnasium Alexandrinum sowie drei weitere Schuljahre am heutigen Gymnasium Albertinum. 1938 und 1939 wurde sie zum Reichsarbeitsdienst herangezogen. Die Lehre bei der heutigen Sparkasse Coburg-Lichtenfels von 1939 bis 1941 schloss sie mit der Kaufmannsgehilfenprüfung ab. Bis 1945 war sie bei der Sparkasse angestellt. Auch Frauen kamen in den letzten Kriegsjahren um einen zwangsweisen Einsatz als Flakhelferin nicht herum.
Nach dem Krieg, 1946, heiratete Gertrud Raum ihren Ehemann Hans-Karl Raum. Der einzige Sohn Hans-Joachim wurde 1947 geboren. Ein schweres Schicksal war der frühe Tod des Ehemannes im Jahr 1948. Aber Gertrud Raum meisterte als alleinerziehende Mutter in den folgenden Jahrzehnten ihr Leben.
1948 begann sie ihre Tätigkeit beim Verlag Karl Ihl und Co. Sie wurde Sekretärin des Geschäftsführers Carl Duda. Nach dessen Tod übernahm Gertrud Raum die Redaktion der Zeitschrift "Der Sammlerdienst", einer Fachzeitschrift für Münzen- und Briefmarkensammler. Bis 1982 war Gertrud Raum im Ihl-Verlag tätig.
Abseits ihres Berufes war Gertrud Raum zusammen rund um den ganzen Erdball unterwegs, eigentlich in allen bewohnten Kontinenten - nur die Antarktis fehlt bei der langen Aufzählung ihrer Reiseziele.
Im Alter von 95 Jahren führt Gertrud Raum ihren Haushalt noch selber. Sie nimmt regelmäßig an den Veranstaltungen des Seniorenkreises in ihrer Kirchengemeinde Heilig Kreuz teil, nicht etwa als passive Teilnehmerin. Raum: "Da bin ich aktiv dabei!" Sie ist Ehrenmitglied im Schwimmverein Coburg. Sie hält nach wie vor engen Kontakt zu den Briefmarkenfreunden in Rödental. Eine besondere Leidenschaft verbindet sie mit dem NSU-Prinzenclub. Der NSU-Prinz war einst ein beliebter Kleinwagen. Heute ist der NSU in der VW-Tochter Audi aufgegangen.
Aber nach wie vor plagt sie das Fernweh: "Die Reiselust ist ungebrochen", sagt sie. Und: "Es soll so weit wie möglich gehen." mako