Geldgeschäft bleibt im Dunkeln

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von unserem Mitarbeiter  Manfred Wagner Haßfurt — Auf der Anklagebank saß ein ordentlich mit Jackett bekleideter Mann (52) aus Hamburg neben seinem Anwalt Jan Kaeding. Im Frühjahr ...

von unserem Mitarbeiter 
Manfred Wagner

Haßfurt — Auf der Anklagebank saß ein ordentlich mit Jackett bekleideter Mann (52) aus Hamburg neben seinem Anwalt Jan Kaeding. Im Frühjahr 2010, so die Anklage, soll er von einem Gastwirt aus dem Haßbergekreis einen Privatkredit in Höhe von 15 000 Euro bekommen und das Geld nicht zurückbezahlt haben. Das große Problem in diesem Fall war der Nachweis, weil es keinerlei schriftlichen Beleg gab. Mit Zustimmung des Staatsanwalts Christian Schorr stellte das Schöffengericht am Haßfurter Amtsgericht das Verfahren ein.
Die fast unglaubliche Story nahm am 6. Mai 2010 ihren Anfang. Damals ließ sich der eloquente Hamburger das Abendessen in der Wirtschaft schmecken und übernachtete anschließend in dem Gasthof im Maintal. Der Gast war nicht ganz unbekannt, weil er etwa 14 Tage vorher schon einmal in der Lokalität eingekehrt war. An dem besagten Abend saßen vier Personen in fröhlicher Runde am Wirtshaustisch. Anwesend waren dabei neben dem Wirt und seiner Frau der Übernachtungsgast sowie ein Freund der Wirtsfamilie. Dieser Freund kannte den Hamburger und hatte ihn - quasi als Vermittler - den Wirtsleuten empfohlen. Und genau darauf, sagte der Wirt im Zeugenstand, habe er sich verlassen, als es um den angeblichen Kredit ging.
Deshalb sei er an dem Tag bei seiner Bank gewesen, um 5000 Euro abzuheben, erklärte der Wirt. Die anderen 10 000 Euro hatte er im Haus. Die 15 000 Euro wurden am Tisch abgezählt. Aber was dann weiter geschah, darüber gab es bei der Gerichtsverhandlung sehr unterschiedliche Versionen.
Der Angeklagte bestritt, das Geld eingesteckt zu haben. Die Kohle, so behauptete er, habe der damalige Freund an sich genommen. Und außerdem, führte er weiter aus, sei es gar nicht um einen Kredit gegangen. Vielmehr sei geplant gewesen, mit allen, die seinerzeit mit am Tisch saßen, eine Immobilienfirma zu gründen. Und das Bargeld sei der Anteil des Gastwirtes gewesen, also praktisch dessen Einlage, erklärte der Angeklagte.
Die anderen damals Beteiligten widersprachen wortreich dieser Darstellung. Als die Frau des Wirtes in den Zeugenstand trat, sagte sie: "Meine Nerven sind kaputt und das Geld ist weg." Dann ging mit ihr das Temperament durch und sie beschimpfte den Beschuldigten mehrfach.
Erst mehr als drei Jahre nach dem ominösen Vorgang, also 2013, folgte die Anzeige bei der Polizei. Der Tatnachweis bei solch "alten Kamellen", so der Vertreter der Anklage, sei immer sehr schwierig. Zumal in diesem Fall keinerlei Schriftstück, geschweige denn ein Vertrag, erstellt wurde. Nach kurzer Beratung verfügte das Schöffengericht die Einstellung des Verfahrens, die Kosten und die Auslagen trägt die Staatskasse.